Das Foucaultsche Pendel
bringen, und ging durch einen schweren Vorhang aus altem Leder hinaus. Es gab keine Tür, und während wir den Kaffee schlürften, hörten wir erregte Stimmen aus dem Nebenraum.
Zuerst sprachen wir laut miteinander, um nicht zu lauschen, dann meinte Belbo, daß wir vielleicht störten. In einem Moment der Stille hörten wir eine Stimme und einen Satz, die unsere Neugier weckten. Diotallevi stand auf und tat, als bewunderte er einen barocken Stich an der Wand, direkt neben dem Vorhang. Es war eine Höhle im Gebirge, zu der 330
einige Pilger über sieben Stufen hinaufstiegen. Nach kurzer Zeit taten wir alle drei, als ob wir das Bild studierten.
Es war zweifellos die Stimme Bramantis, die wir gehört hatten, und er sagte gerade: »Also jedenfalls, ich schicke niemandem Teufel ins Haus.«
An jenem Tag wurde uns klar, daß Bramanti nicht nur das Aussehen, sondern auch die Stimme eines Tapirs hatte.
Die andere Stimme war die eines Unbekannten mit star-kem französischen Akzent und schrillem Ton, fast hysterisch. Hin und wieder mischte sich die Stimme Agliès mit ein, sanft und konziliant.
»Ich bitte Sie, meine Herren«, sagte Agliè gerade, »Sie haben mich um mein Urteil gebeten, und das ehrt mich, aber nun hören Sie mir auch zu. Erlauben Sie mir vor allem zu sagen, lieber Pierre, daß es zumindest unvorsichtig von Ihnen war, diesen Brief zu schreiben...«
»L’affaire est très simple, Monsieur le Comte«, erwiderte die französische Stimme. »Dieser Monsieur Bramongtí hat geschrieb ein Article in eine Dzaitschrift, die wir alle sähr estimieren, wo er macht eher plump Ironie über certains Lucifériens, die wollen ‘aben ‘Ostien, ohne selber su glauben an die reale Présence, um damit su machen Argent et pata-tatí patatà. Bon, alle Welt weiß, daß die einsig anerkannte Eglise Luciférienne ist die, wo ich bin modestement Tauro-boliaste et Psicopompe, und man weiß gut, daß mein Kirsche nich macht Satanisme vulgaire und nich macht Rata-touille mit ‘Ostien, ces choses du chanoine Docre à Saint-Sulpice! Ich ‘abe gesagt in die Brief, daß wir sind nich Satanisten vieux jeu, Adorateurs du Grand Tenancier du Mal, und daß wir nich ‘aben notwendig su maken Nachäf-ferai von Römische Kirsche mit all diese Zimborium... Nous sommes plutôt Palladiens, aber das weiß tout le monde, für uns ist Lucifère der Princip du Bien, und wenn jemand ist der Princip du Mal, dann ‘ökstens Adonai, weil er ist es, der diesen Welt hat geschafft, und Lucifer hat versuch sich su opponier...«
»Schon gut«, unterbrach ihn Bramanti erregt, »ich hab’s doch gesagt, kann sein, daß ich ein bißchen oberflächlich war, aber das erlaubt Ihnen nicht, mich mit Hexerei zu be-drohen!«
»Mais voyons! Was ich ‘abe gesagt, war ein Metaphòre!
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C‘est plutôt vous, Sie sind es, die mich ‘aben bedroht mit l‘envoûtement!«
»Haha, als ob ich und meine Brüder Zeit hätten, kleine Teufelchen durch die Gegend zu schicken! Wir praktizieren das Dogma und Ritual der Hohen Magie, wir sind keine Hexenmeister!«
»Monsieur le Comte, ich appellier an Sie. Der Monsieur Bramongtí hat notorisch Rapports mit dem Abbé Boutroux, und Sie wissen gut, daß man sagt von diesem Prétre, daß er hat sich gemakt tatouieren das Crucifix auf die Fußsohl, damit er kann marschier auf notre Seigneur, oder auf sein...
Bon, es sind sieben Tage, ich encontre diesen pretendu Abbé in die Librairie du Sangreal, Sie kennen, er mir läschelt ein sähr schmierig Läscheln, wie es ist sein Kostüm, und er mir sagt bien bien, man wird sich noch ‘ören ain dieser Tage...
Mais qu‘est-ce que ça veux dire, ain dieser Tage? Das will sagen, daß zwai Tage später am Abend anfanggen die Visi-ten, ich bin gerade dabai su gehen im Bett, da fühl ich mich schlag im Gesicht von chocs fluides, Sie wissen, ce sont des émanations facilement reconnaissables.«
»Wahrscheinlich haben Sie die Sohlen Ihrer Slipper auf dem Teppich gerieben.«
»Ah oui! Et alors warum fliegen dann Nippsaken durch der Luft, ein von mein Alambiques trifft mich an Kopf, mein Baphomet von Gips fällt auf Boden und kassiert sich, es war ein Souvenir von mein pauvre père, und auf der Wand erscheinen des écritures en rouge, des ordures que je n’ose pas dire? Sie wissen sähr gut, daß es ist kaum ein Jahr daß der verstarb Monsieur Gros hat accusé diesen Abbé-là su machen Cataplasmes avec matière fécale, pardonnez-moi, und l’Abbé hat ihn condanné à mort — und zwai
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