Das Foucaultsche Pendel
Arcanissima, das Goldene Vlies, bleich und rosa wie eine Meeresmuschel ...«
»Psst... Silentium post clamores.«
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Il est probable que la plupart des prétendus Rose-Croix, communément désignés comme tels, ne furent véritablement que des Rosicruciens... on peut même être assuré qu’ils ne l’étaient point, etcela du seul fait qu’ils faisaient partie de telles associations, ce qui peut sembler paradoxal etmême contradictoire à première vue, mais est pourtant facilement compréhensible...
(Es ist wahrscheinlich, daß die Mehrheit der vorgeblichen [echten und alten] Rosenkreuzer, die gemeinhin als solche bezeichnet werden, in Wahrheit bloß [späte und falsche] Rosenkreuzer waren... Man kann sogar sicher sein, daß sie in keiner Weise echt waren, aus dem einfachen Grunde, daß sie zu solchen Vereinigungengehörten, was auf den ersten Blick paradox erscheinen mag, aber dennoch leicht zu verstehen ist...)
René Guénon, Aperçus sur finitiation, Paris, Editions Traditi-onnelles, 1986, p. 241
Wir fuhren zurück nach Rio, und ich begann wieder zu arbeiten. Eines Tages entnahm ich einer Illustrierten, dass es in der Stadt einen »Alten und Angenommenen Orden vom Rosenkreuz« gab. Ich schlug Amparo vor, uns den einmal anzusehen, und sie folgte mir widerwillig.
Die Adresse war in einer Nebenstraße, außen befand sich eine Vitrine mit Gipsfiguren, die Cheops, Nofretete und die Sphinx darstellten.
Gerade für diesen Nachmittag war eine Plenarsitzung anberaumt. Thema: »Die Rosenkreuzer und der Umbanda.« Redner ein gewisser Professor Bramanti, Referendar des Ordens in Europa, Geheimer Ritter des Großpriorats In Partibus von Rhodos, Malta und Thessaloniki.
Wir beschlossen hineinzugehen. Die Räumlichkeit wirkte eher verwahrlost, ein karger Saal, dekoriert mit tantrischen Miniaturen, auf denen die Schlange Kundalini zu sehen war, dieselbe, welche die Templer mit dem Kuss auf den Hintern zu wecken gedachten. Wozu den Atlantik überqueren, dachte ich, um eine neue Welt zu entdecken, wenn ich dieselben Dinge auch im Büro von Picatrix hätte finden können.
Hinter einem mit rotem Tuch verhängten Tisch und vor einem eher dünn gesäten und schläfrigen Publikum saß der Professor Bramanti, ein korpulenter Herr, der, wäre er nicht so massig gewesen, leicht als Tapir hätte durchgehen können. Er hatte schon angefangen zu reden, mit vollmundiger Rhetorik, aber noch nicht lange, denn er sprach über die Rosenkreuzer zur Zeit der achtzehnten Dynastie, unter der Herrschaft des Pharao Amosis I.
Vier Verschleierte Herren, erklärte er, wachten über die Evolution der Rasse, die fünfundzwanzigtausend Jahre vor der Gründung von Theben die Kultur der Sahara hervorgebracht habe. Von ihnen beeinflusst, habe der Pharao Amosis eine Große Weiße Bruderschaft gegründet, als Hüterin jener vorsintflutlichen Weisheit, welche die alten Ägypter in den Fingerspitzen hatten. Er sei im Besitz von Dokumenten, behauptete Bramanti (natürlich unzugänglich für die Profanen), welche zurückgingen auf die Weisen des Tempels von Karnak und ihre geheimen Archive. Das Symbol der Rose und des Kreuzes sei dann von Pharao Echnaton ersonnen worden. Es gebe jemanden, der den Papyrus besitze, sagte Bramanti, aber man frage nicht, wer es sei.
Im Schoße dieser Großen Weißen Bruderschaft seien sodann herangewachsen: Hermes Trismegistos (dessen Einfluss auf die italienische Renaissance ebenso unbestreitbar sei wie der auf die Gnosis von Princeton), Homer, die Druiden Galliens, Salomo, Solon, Pythagoras, Plotin, die Essener, die Therapeuten, Josef von Arimathia (der den Gral nach Europa gebracht habe), Alkuin, König Dagobert, Thomas von Aquin, Francis Bacon, Shakespeare, Spinoza, Jakob Böhme, Debussy und Einstein. Amparo flüsterte mir zu, ihr scheinen es fehlten nur noch Nero, Cambronne, Geronimo, Pancho Villa und Buster Keaton.
Was den Einfluß der ursprünglichen Rosenkreuzer auf das Christentum betraf, so begnügte sich der Redner mit dem Hinweis für jene, die sich der Frage noch nie zugewandt hatten, dass es kein Zufall sei, wenn die Legende wolle, dass Jesus am Kreuz gestorben sei.
Die Weisen der Großen Weißen Bruderschaft seien eben dieselben, welche die erste Freimaurerloge gegründet hätten, zurzeit König Salomos. Dass Dante ein Rosenkreuzer und Freimaurer war — wie übrigens auch Thomas von Aquin —, stehe klar und deutlich in seinem Werk geschrieben. In den Gesängen XXIV und XXV des Paradiso fänden sich
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