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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Vlieses gegründet wurde.«
    »Und was hat der damit zu tun?«
    »Ich kapiere nicht, wie er auf 188 Jahre kommt, weil es 120 sein müssten, aber wenn du mystische Subtraktionen und Additionen machen willst, geht die Rechnung immer auf. Das Goldene Vlies ist jedenfalls das der Argonauten, und ich weiß aus sicherer Quelle, das es was mit dem Heiligen Gral zu tun hat und somit, wenn du erlaubst, auch mit den Templern. Aber damit noch nicht genug. Zwischen 1617 und 1619 gibt Robert Fludd, der offenbar noch fleißiger schrieb als Barbara Cartland, vier weitere Bücher zum Druck, darunter seine Utriusque cosmi historia, eine Art kurze Geschichte des Universums, illustriert, ganz in Rosa und Kreuz. Michael Maier nimmt seinen ganzen Mut zusammen und publiziert sein Opus Silentium post clamores, in dem er behauptet, die Bruderschaft existiere und hänge nicht nur mit dem Orden vom Goldenen Vlies zusammen, sondern auch mit dem Hosenbandorden. Aber er ist zu unbedeutend, um aufgenommen zu werden. Jetzt stell dir vor, wie das die Gelehrten Europas beflügelt! Wenn diese Rosenkreuzer nicht mal einen Maier aufnehmen, müssen sie wirklich ein höchst exklusiver Club sein. Also sind nun alle zu allem bereit, um aufgenommen zu werden. Alle sind bereit zu sagen, das die Rosenkreuzer existieren, alle zu bekennen, das sie nie einen gesehen haben, alle an sie zu schreiben, wie um ein Rendezvous zu fixieren oder um eine Audienz zu bitten, niemand erdreistet sich zu sagen, er sei kontaktiert worden, einige sagen, das der Orden nicht existiert, weil sie nicht kontaktiert worden sind, andere sagen, er existiere gerade, um kontaktiert zu werden.«
    »Und die Rosenkreuzer bleiben stumm.«
    »Wie die Fische.«
    »Mach den Mund auf. Kriegst noch 'ne Mamaya.«
    »Mmmm... Unterdessen beginnt der Dreißigjährige Krieg, und Johann Valentin Andreae verfasst eine Schrift namens Turris Babel, um zu verkünden, das binnen Jahresfrist der Antichrist besiegt sein werde, und ein gewisser Irenäus Agnostus schreibt ein Tintinnabulum sophorum... «
    »Hübscher Titel, tintin.«
    »... wobei ich nicht ganz kapiere, was er darin sagt, aber sicher ist, das dann Tommaso Campanella oder wer immer für ihn in der deutschen Ausgabe seiner Monarchia Hispanica interveniert und die ganze Rosenkreuzergeschichte zu einem Divertissement perverser Hirne erklärt... Und danach ist Schluss, zwischen 1621 und 1623 schweigen alle.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so. Sind wohl müde geworden. Wie die Beatles. Allerdings nur in Deutschland. Denn die Sache sieht aus wie die Geschichte einer Giftwolke. Sie verlagert sich nach Frankreich. Eines schönen Morgens im Jahre 1623 erscheinen an den Mauern in Paris Plakate einer »Confraternité de la Rose-Croix«, die den braven Bürgern mitteilen, das die Deputierten des Hauptkollegiums der Brüderschaft sich dorthin transferiert hätten und bereit seien, Mitglieder aufzunehmen. Doch einer anderen Version zufolge sagen die Plakate klar und deutlich, das es sich um sechsunddreißig Unsichtbare handle, die in Sechsergruppen durch die Welt verstreut seien und die Macht hätten, ihre Adepten unsichtbar zu machen... Tzz tzz, schon wieder die Sechsunddreißig... «
    »Wer?«
    »Die aus meinem Templerdokument.«
    »Fantasielose Leute. Und dann?«
    »Und dann kommt es zu einem kollektiven Wahn. Die einen verteidigen sie, die anderen wollen sie kennenlernen, wieder andere behaupten, sie betrieben Satanismus, Alchimie, Häresie mit dem Teufel Astarotte, der eingreife, um sie reich und mächtig zu machen, und fähig, sich im Fluge von einem Ort zum anderen zu begeben... Mit einem Wort — der Skandal des Tages.«
    »Raffiniert, diese Rosenkreuzer. Nichts ist so gut wie eine Lancierung in Paris, um in Mode zu kommen.«
    »Scheint, das du recht hast, denn hör zu, was passiert — mein Gott, was für eine Epoche! Descartes höchstpersönlich war in den Jahren zuvor in Deutschland gewesen und hatte nach ihnen gesucht, aber sein Biograf sagt, er hätte sie nicht gefunden — na ja, sie liefen ja auch unter falschen Namen herum. Als er nach Paris zurückkommt, nach dem Auftauchen der Plakate, erfährt er, das alle ihn für einen Rosenkreuzer halten. Bei der herrschenden Stimmung war das keine gute Empfehlung und missfiel auch seinem Freund Mersenne, der bereits aus vollen Rohren gegen die Rosenkreuzer tönte und sie als Betrüger, Umstürzler, Zauberer, Kabbalisten und Brunnenvergifter traktierte. Was also macht der gute Descartes? Er lässt sich

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