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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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deutete eine Opernarie an und schwenkte dazu eine Salzstange, als dirigierte er ein Orchester, gähnte dann, konzentrierte sich auf eine Sahnetorte und bat schließlich, nach einem erneuten Anfall von Mutismus, in sein Hotel gebracht zu werden.
    Die andern sahen mich an, als hätte ich ein Symposion ruiniert, aus welchem Endgültige Worte hätten hervorgehen können.
    In Wahrheit hatte ich die Wahrheit sprechen hören.
    Ich rief dich an. Du warst zu Hause, mit dem Andern. Ich verbrachte die Nacht schlaflos. Alles war klar: ich konnte nicht ertragen, dass du mit ihm zusammen warst. Sandra hatte nichts damit zu tun.
    Es folgten sechs dramatische Monate, in denen ich pausenlos hinter dir her war, immer dicht auf den Fersen, um deine traute Zweisamkeit zu ruinieren, um dir zu sagen, dass ich dich ganz für mich allein haben wollte, um dich zu überzeugen, dass du den Andern hasstest. Du begannst mit dem Andern zu streiten, der Andere begann anspruchsvoll zu werden, eifersüchtig, er ging abends nicht mehr aus, und wenn er auf Reisen war, rief er dich zweimal täglich an, und mitten in der Nacht. Eines Abends hat er dich geohrfeigt, Du batest mich um Geld, weil du weglaufen wolltest, ich kratzte das bisschen zusammen, was ich auf der Bank hatte. Du verließest die eheliche Wohnung, gingst mit ein paar Freunden in die Berge, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Der Andere rief mich an, verzweifelt, um mich zu fragen, ob ich vielleicht wüsste, wo du stecktest. Ich wusste es nicht, und es klang wie eine Lüge, da du ihm gesagt hattest, dass du ihn meinetwegen verließest.
    Als du zurückkamst, verkündetest du mir strahlend, dass du ihm einen Abschiedsbrief geschrieben hättest. An diesem Punkt fragte ich mich, was nun zwischen mir und Sandra geschehen werde, aber du ließest mir keine Zeit zum Nachdenken. Du sagtest, du habest jemanden kennengelernt, einen Typ mit einer Narbe auf der Wange und einem sehr zigeunerhaften Appartement. Du würdest zu ihm gehen. — Liebst du mich nicht mehr? — Im Gegenteil, du bist der einzige Mann meines Lebens, aber nach dem, was geschehen ist, muß ich diese Erfahrung durchmachen, sei nicht kindisch, versuch mich zu verstehen, im Grunde habe ich meinen Mann wegen dir verlassen, lass den Leuten ihr Tempo.
    — Ihr Tempo? Du sagst mir gerade, dass du mit einem anderen davongehst!
    — Du bist ein Intellektueller, dazu noch ein linker, also benimm dich nicht wie ein Mafioso. Auf bald.
    Ich verdanke ihm alles, dem Doktor Wagner.
     

37
    Wer über vier Dinge nachgrübelt, der wäre besser nie geboren: was oben, was unten, was vorher und was nachher ist.
    Talmud, Chagigah 2.l
     
    Ich kam genau an jenem Vormittag zu Garamond, als Abulafia installiert wurde, während Belbo und Diotallevi sich in ihren Streit über die Namen Gottes verloren und Gudrun voller Argwohn die Männer beobachtete, die jenes beunruhigende neue Wesen zwischen die immer mehr verstaubenden Manuskriptstapel einfügten.
    »Setzen Sie sich, Casaubon, hier haben Sie die Pläne für diese unsere Geschichte der Metalle.« Wir blieben allein, und Belbo zeigte mir Inhaltsverzeichnisse, Kapitelentwürfe, Umbruchmuster. Ich sollte die Texte lesen und passende Illustrationen dazu finden. Ich nannte ihm einige Mailänder Bibliotheken, die mir gut ausgestattet schienen.
    »Das wird nicht genügen«, sagte Belbo. »Sie werden sich auch woanders umsehen müssen. Zum Beispiel in München, da gibt es im Deutschen Museum ein fantastisches Bildarchiv. Dann in Paris im Conservatoire des Arts et Metiers. Da würde ich gerne mal wieder hin, wenn ich Zeit hätte.«
    »Ist es schön?«
    »Beunruhigend. Der Triumph der Maschine in einer gotischen Kirche ...« Er zögerte, ordnete einige Papiere auf seinem Schreibtisch und sagte dann wie nebenbei, als fürchtete er, seiner Enthüllung zu viel Nachdruck zu geben: »Da ist das Pendel.«
    »Welches Pendel«?
    » Das Pendel. Es nennt sich Foucaultsches Pendel.«
    Er schilderte mir das Pendel, so wie ich es am Samstag gesehen hatte und vielleicht hatte ich es am Samstag so gesehen, weil Belbo mich auf den Anblick vorbereitet hatte. Aber damals zeigte ich wohl nicht allzu viel Enthusiasmus, denn Belbo sah mich an wie einen, der angesichts der Sixtinischen Kapelle fragt, ob das alles sei.
    »Es ist vielleicht die Atmosphäre der Kirche, aber ich versichere Ihnen, man hat dort ein sehr starkes Gefühl. Der Gedanke, dass alles fließt und nur dort oben der einzige feste Punkt des Universums existiert ... Für

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