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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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vermeintlich am Ziel seiner lebenslangen (oder viele Leben langen) Suche, zugleich entschlossen, seine Anhänger wieder in die Gewalt zu bekommen, wandte Agliè sich erneut an Jacopo: »Kommen Sie, Belbo, besinnen Sie sich. Sie sehen doch, Sie befinden sich in einer, um das mindeste zu sagen, unangenehmen Lage. Also hören Sie auf mit Ihrem Theater.«
    Belbo erwiderte nichts. Er schaute woandershin, als wollte er diskret ein Gespräch überhören, das ihm zufällig an die Ohren drang.
    Agliè insistierte, konziliant, als spräche er mit einem Kind: »Ich verstehe ja Ihre Verärgerung und, wenn Sie gestatten, Ihre Reserve. Ich begreife, dass es Sie anwidert, ein so intimes und eifersüchtig bewahrtes Geheimnis nun einem Pöbel anzuvertrauen, der eben erst ein so wenig erbauliches Schauspiel gegeben hat. Eh bien, Sie können Ihr Geheimnis auch mir ganz allein anvertrauen, flüstern Sie mir's ins Ohr. Ich lasse Sie jetzt heruntersteigen, und ich weiß, dass Sie mir ein Wort sagen werden, ein einziges Wort.«
    Und Belbo: »Sie meinen?«
    Da wechselte Agliè den Ton. Zum ersten Mal sah ich ihn gebieterisch, priesterlich, hieratisch. Er sprach, als trüge er eines der ägyptischen Gewänder seiner Freunde. Ich bemerkte die Falschheit seines Tons, es schien, als parodierte er diejenigen, denen gegenüber er nie mit seiner nachsichtigen Verachtung gegeizt hatte. Zugleich aber sprach er mit der vollen Autorität seiner neuen Rolle. Aus irgendwelchen besonderen Gründen — denn es konnte nicht unbewusst sein — gab er der Szene einen melodramatischen Anstrich. Wenn er spielte, spielte er gut, denn Belbo schien keinen Betrug zu bemerken und hörte ihm zu, als ob er nichts anderes von ihm erwartet hätte.
    »Jetzt wirst du sprechen«, sagte Agliè. »Du wirst sprechen und wirst nicht draußen bleiben in diesem Großen Spiel. Schweigst du, bist du verloren. Sprichst du, hast du teil an dem Sieg. Denn wahrlich, ich sage dir, diese Nacht bist du, bin ich, sind wir alle in Hod, der Sefirah des Glanzes, der Majestät und der Glorie, in Hod, das die zeremoniale und rituelle Magie regiert, in Hod, dem Augenblick, da sich die Ewigkeit auftut. Von diesem Augenblick habe ich jahrhundertelang geträumt. Du wirst sprechen und wirst dich mit den einzigen vereinen, die sich, nach deiner Enthüllung, als Herren der Welt bezeichnen können. Erniedrige dich, und du wirst erhöht werden. Du sprichst, weil ich es dir befehle, du sprichst, weil ich es sage, und meine Worte efficiunt quod figurant! (bewirken, was sie abbilden) «
    Da sagte Belbo, nun unbesiegbar: »Ma gavte la nata...«
    Agliè, der vielleicht auf eine Weigerung gefasst war, erbleichte ob der Beleidigung. »Was hat er gesagt?« fragte Pierre hysterisch. »Nichts, er wird nicht sprechen«, antwortete Agliè, breitete die Arme aus mit einer halb resignierten, halb herablassenden Gebärde und sagte zu Bramanti: »Er gehört euch.«
    Und Pierre, außer sich: »Assez, assez, le sacrifice humain, le sacrifice humain!«
    »Ja, sterben soll er, wir finden die Antwort auch so!« kreischte, ebenfalls außer sich, Madame Olcott, die wieder hervorgetreten war und sich nun auf Belbo stürzte.
    Fast gleichzeitig bewegte sich Lorenza. Sie riss sich aus dem Griff der Riesen los, stellte sich vor Belbo unter den Galgen, breitete die Arme aus, wie um eine Invasion aufzuhalten, und schrie unter Tränen: »Seid ihr denn alle wahnsinnig geworden, das könnt ihr doch nicht machen!« Agliè, der sich schon zurückziehen wollte, blieb einen Moment wie angewurzelt stehen, dann lief er zu ihr, um sie fortzuziehen.
    Danach ging alles blitzschnell. Der Olcott war das Haar aufgegangen, fauchend und flammend wie eine Medusa fuhr sie mit gespreizten Krallen auf Agliè los, zerkratzte ihm das Gesicht und stieß ihn beiseite, Agliè taumelte rückwärts, stolperte über das Kohlebecken, pirouettierte um sich selbst wie ein Derwisch, schlug mit dem Kopf gegen eine Maschine und fiel mit blutüberströmtem Gesicht zu Boden. Im selben Augenblick stürzte sich Pierre auf Lorenza, zog im Sprung den Dolch aus der Scheide, die er vor der Brust trug, doch ich sah ihn jetzt nur von hinten und begriff nicht gleich, was geschah, aber dann sah ich Lorenza vor Belbos Füßen zusammensinken, wachsweiß im Gesicht, und Pierre, der triumphierend die Klinge hochhob und brüllte: »Enfin, le sacrifice humain!« Und zu der Menge im Kirchenschiff gewandt, mit voller Kraft: »I'a Cthulhu! I'a Sha-t'n!«
    Mit einem Schlag geriet die

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