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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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einem Abend ins Bett gelegt und ein von Schule, Hausaufgaben, Eltern, Freunden und Mädchen erfülltes Leben gehabt hatte, und dann mit stechenden Schmerzen in diesem schrecklichen Raum, in tödlicher Gefahr aufgewacht war. Aber ich hatte jetzt keine Zeit, das herauszufinden. Irgendwie war es passiert, und ich war hier. Aus irgendeinem Grund würden sie kommen, um mich zu töten. Und da ich an diesen Stuhl gefesselt war, stand es außer Frage, dass meine Feinde – wer immer sie waren – eine überwältigende Macht besaßen.
    Wenn es je einen Moment gegeben hatte, sich an die Worte auf der Churchill-Karte zu erinnern, dann diesen.
    Gib niemals auf. Und in diesem Fall bedeutete das: Ich musste einen Ausweg finden. Ich musste mich beruhigen, die Panik zügeln, die in mir loderte, und nachdenken. Denk nach! Es half nichts, an den Riemen zu zerren und zu ziehen. Sie würden sich niemals lösen. Jeder Versuch, meine Hände unter ihnen hindurchzuzwängen, war nutzlos. Es war auch sinnlos zu schreien; wenn dort irgendwer gewesen wäre, der mir hätte helfen können, wäre er schon längst gekommen.
    Ich musste mir etwas einfallen lassen, mich umsehen, nach einer anderen Möglichkeit suchen.
    Ich versuchte es, aber es war nicht leicht. In meiner panischen Angst konnte ich meine Augen kaum stillhalten, sie auf Dinge richten und mich darauf konzentrieren. Ich musste mich dazu zwingen. Zuerst schaute ich auf mein linkes Handgelenk und auf die Armlehne, an die es gefesselt war. Nichts. Der Riemen war stark und fest, das Metall des Stuhls glatt. Das Gleiche an meinem rechten Handgelenk. Meine Hand ragte über die Stuhllehne hinaus, ich konnte sie öffnen und zu einer Faust ballen, aber nichts war in Reichweite, nichts, das ich hätte greifen können.
    Was war mit meinen Fußgelenken? Ich musste mich so weit wie möglich nach vorn beugen, um sie sehen zu können, und lehnte mich dann zur Seite, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Auf der linken Seite war es genauso wie bei den Handgelenken. Nichts zu sehen. Nichts, was mir nutzen konnte. Nur ein Riemen, ein metallenes Stuhlbein und ein Bolzen, mit dem der Stuhl am Boden befestigt war. Das gleiche Bild, als ich mich zu meinem rechten Fußgelenk hinunterbeugte. Es gab keinen Ausweg.
    Meine Brust verengte sich und mein Magen krampfte sich zusammen. Tränen der Verzweiflung verschleierten meinen Blick.
    Gib nie auf, niemals, niemals, niemals .
    Ich beugte mich zur rechten Seite, um mir mein gefesseltes Bein noch einmal aus einem anderen Winkel anzuschauen. Und da sah ich sie.
    Es war nicht viel, nur eine kleine raue Stelle am Stuhlbein. Eine Art Fleck, wo das Metall vielleicht gegen etwas gestoßen, dabei aufgeschürft und beschädigt worden war. Und diese Stelle befand sich direkt über dem Riemen um mein Fußgelenk. Wodurch auch immer der Schaden verursacht worden war – es hatte sich dort eine kleine Metallkante gebildet, die aus der rauen Stelle herausragte.
    Und sie war scharf.
    Wenn ich den Fuß anhob, konnte ich den Segeltuchriemen um mein rechtes Fußgelenk an der scharfen Metallkante reiben. Ich hatte nicht viel Spielraum, nicht viel Bewegungsfreiheit und konnte das Segeltuch nicht durchschneiden, aber vielleicht konnte ich es langsam aufscheuern.
    Wenn ich genügend Zeit hatte.
    Doch die hatte ich nicht. Meine Zeit war abgelaufen. Im nächsten Moment ging die Tür auf, und die beiden Männer kamen herein.
    Das Herz wäre mir bei ihrem Anblick in die Hose gerutscht, wenn es nicht schon längst dort gewesen wäre. Denn diese beiden Männer – man konnte es in ihren Augen sehen – gehörten zu der schlimmsten Sorte Feinde, die man haben kann. Sie waren nicht einmal böse, sie gehorchten nur dem Bösen, waren tot im Herzen und im Geist und folgten blind allen Befehlen, die sie erhielten. Jetzt lautete ihr Befehl: »Tötet ihn!« Und damit war ich gemeint.
    Ein Blick auf sie genügte, um zu wissen, dass ich sagen konnte, was ich wollte: Sie würden diesen Befehl bis zum Ende ausführen.
    Sie waren genauso angezogen wie ich: weißes Hemd, schwarze Hose. Der auf der linken Seite war ein Weißer, ungepflegt, mit fettigen schwarzen Haaren, die ihm in die stumpfsinnigen Augen fielen, und einem dicken Bauch, über den sich straff ein Gürtel spannte. Der auf der rechten Seite war kleiner und dünner. Er hatte braune Haut und sah ausländisch aus. Sein schmales Gesicht war spitz wie das einer Ratte. In seinen dunklen Augen war ein Leuchten und an seinen Mundwinkeln

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