Das Frankenstein-Projekt (German Edition)
Das perfekte Wort für meine Mutter.
Nicht, dass ihr mich falsch versteht. Alles in allem war meine Mom echt in Ordnung. Ein paarmal in meinem Leben hatte sie als Mutter schon wahre Größe gezeigt. Sie war einfach nur … timorous . Ängstlich, furchtsam, mit einer Neigung, sich Sorgen zu machen.
Sie war wegen jeder Kleinigkeit verrückt vor Sorge. Fühlst du dich gut? Du siehst nicht so aus. Hast du Fieber? Wasch dir die Hände, wenn du das angefasst hast, sonst wirst du krank. Geh nicht nach 18:00 Uhr auf die Straße, die Autofahrer können dich nicht sehen. Geh nicht in diesen Stadtteil. Zieh deine Jacke an, damit du dich nicht erkältest . Und so weiter und so fort. Wenn ich mit dem Fahrrad fuhr, hatte sie Angst, dass ich von einem Auto angefahren wurde. Wenn ich den Wagen nahm, fürchtete sie, ich könnte einen anderen Wagen anfahren. Oh, und was mein Karate betraf: Sie hasste es. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte ich eine Ganzkörper-Eisenrüstung anziehen müssen, bevor ich zum Training ging. Und wenn es wirklich nach ihr gegangen wäre, hätte ich eine Ganzkörper-Eisenrüstung anziehen und komplett zu Hause bleiben müssen.
Als ich an diesem Morgen zum Frühstück nach unten kam, machte sie gerade Spiegeleier. Auf dem Weg zum Küchentisch ging ich fast einen Meter hinter ihr vorbei, trotzdem warnte sie: »Vorsicht, es ist heiß.«
Dad saß schon am Tisch und las die Zeitung. Das Wort des Tages für ihn wäre oblivious gewesen. »Unaufmerksam, selbstvergessen, geistesabwesend.« Er war nicht immer so. Manchmal konnte er ziemlich cool sein, ziemlich pfiffig. Aber er war Ingenieur und arbeitete für ein Unternehmen, das viele Sekundärsysteme für Flugzeuge herstellt – etwa Steuerungs- und Kommunikationssysteme. Und manchmal, wie zum Beispiel jetzt, wenn er in irgendeinem wichtigen Projekt steckte, hatte er nichts anderes im Kopf, und es war sehr schwer, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Man musste schon ein Karate-Turnier gewinnen, eine Auszeichnung für den besten Notendurchschnitt des Jahres bekommen, das Auto zu Schrott fahren oder das Haus in Brand stecken, bevor er überhaupt bemerkte, dass man da war. Ansonsten: oblivious – unaufmerksam, selbstvergessen, geistesabwesend.
Und schließlich overwrought als Wort des Tages für Amy, meine ein Jahr ältere Schwester. Overwrought – »extrem überreizt oder aufgeregt«. Mit anderen Worten: Emo in extremo. Als ich mir ein Glas Orangensaft einschenkte und mich neben Dad setzte, konnte ich sie schon von ihrer Zimmertür den Flur hinunterschreien hören: »Mo-om! Ich habe einfach keine anderen!« Was auch immer sie damit meinte. Wahrscheinlich ging es um Klamotten. Keine Ahnung, jedenfalls war es die Amy-Krise des Tages. Overwrought .
»Ah, der Schrei der wilden älteren Schwester in ihrem natürlichen Lebensraum«, murmelte ich, während ich den Sportteil der Zeitung suchte.
»Scht«, machte Mom, musste dabei aber lächeln. Sie stellte einen Teller mit Eiern und Toast vor mich und eilte dann zu Amy, bevor das arme Kind vor lauter mädchenhafter Aufgeregtheit in einer rosa Staubwolke explodierte.
»Also«, brummelte die Stimme meines Dads hinter der Zeitung. »Was liegt heute bei dir an?«
Selbst wenn er in einer seiner selbstvergessenen Phasen war, schien er das Gefühl zu haben, es sei seine väterliche Pflicht, mir von Zeit zu Zeit Fragen zu meinem Leben zu stellen. Ich bin nicht sicher, ob es auch zu seiner Pflicht gehörte, sich die Antworten anzuhören. Wenn ich es recht bedenke, bin ich nicht einmal sicher, ob er tatsächlich hinter der Zeitung saß. Manchmal dachte ich, wenn ich sie plötzlich wegreißen würde, könnte ich eine Schaufensterpuppe mit einem MP3-Player vorfinden, die ab und zu Fragen von sich gab: »Also, wie läuft es in der Schule?« Oder: »Also, wie entwickelt sich die soziale Szene an der Highschool?« Der echte Dad wäre dann schon in seinem Büro.
Dieses Mal war es jedenfalls: »Also, was liegt heute bei dir an?« Und ich bin ziemlich sicher, ich hätte antworten können: »Heute starte ich den ersten Vernichtungsangriff in meinem lange geplanten Krieg um die Weltherrschaft«, und es wäre trotzdem nur ein »Hmm, das klingt interessant« als Reaktion gekommen.
Ich war kurz davor, es zu versuchen, als mein Kiefer herunterklappte und meine Augen größer wurden. Plötzlich erinnerte ich mich an etwas. Ich war so sehr damit beschäftigt gewesen, mein Wort des Tages zu überprüfen, dass ich gar nicht
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