Das Frauen-Hormone-Buch
gelegentlich auch überbewertet. In einer glücklichen Beziehung geht es schließlich nicht nur um Verlangen, Sex und Fortpflanzungsgebaren. Es geht auch um Zärtlichkeit, Vertrauen, Harmonie und langfristige Bindung. Gibt es auch dafür ein Hormon?
Die Frage würden wir natürlich so nicht stellen, wenn es dieses Hormon nicht gäbe. Der Botenstoff der Partnerbindung heißt Oxytocin und ist bereits seit Langem bekannt – allerdings in einer anderen Funktion. Oxytocin galt über Jahrzehnte hinweg als das »Hormon des Gebärens«. Es löst an der Gebärmutter die Wehen aus und presst in der Brust die Muttermilch in die Ausführungsgänge. In hohen Mengen wird es ausgeschüttet, wenn das Baby an der Mutterbrust saugt. Dabei spielt es offensichtlich eine entscheidende Rolle für die Mutter-Kind-Bindung. Eine engere Bindung als zwischen einer stillenden Mutter und ihrem Neugeborenen ist ja auch in der Tat kaum vorstellbar. Diese Momente werden hormonell vom Oxytocin gesteuert. Aber auch andere, und dies ist die Erkenntnis der letzten Jahre. Oxytocin wird in hohen Konzentrationen auch während des weiblichen Orgasmus ausgeschüttet. Die körperlichen Reaktionen weisen bereits darauf hin – rhythmische Kontraktionen im Unterleib und aufgerichtete Brustwarzen sind ein typisches Zeichen der Oxytocinwirkung. Je mehr Oxytocin, desto heftiger der Orgasmus – und umso stärker das anschließende Gefühl der Bindung an denjenigen, mit dem man diesen Orgasmus erlebt hat. Ein Gefühl, das idealerweise auch noch dann anhält, wenn die akute sexuelle Erregung verflogen ist und ein Gefühl der Vertrautheit und der Zusammengehörigkeit entsteht. Oxytocin ist also das Kuschelhormon der Natur – zuständig sowohl für die Mutter-Kind- als auch für die Paarbindung. Jüngste Forschungen sehen für Oxytocin sogar völlig neue Einsatzfelder. So scheint bei manchen autistischen Kindern die Gabe des Hormons in Form eines Nasensprays das Krankheitsbild zu verbessern. Die zuvor völlig verschlossenen Kinder reagierten nach Gabe von Oxytocin sehr viel offener und kommunikativer mit ihrer Umwelt. Es scheint, dass es bezüglich dieses Hormons noch einiges zu entdecken gibt.
Schilddrüsenhormone – die Rundum-Powerpakete
Auch wenn es in diesem Ratgeber hauptsächlich um die Geschlechtshormone geht, so werde ich der Schilddrüse doch auch einen Abschnitt widmen, und das aus mehreren Gründen. Zum einen ist die Schilddrüse eine unserer wichtigsten Hormondrüsen überhaupt – und leider auch eine der störanfälligsten. Von diesen Störungen sind im Wesentlichen Frauen betroffen. Zum anderen führen Fehlfunktionen der Schilddrüse häufig zu Symptomen, die denjenigen bei Störungen der Geschlechtshormone sehr ähnlich sind. Teilweise bestehen auch direkte Zusammenhänge zwischen dem Stoffwechsel der Schilddrüse und den Geschlechtsorganen. Da sich die Beschwerden nicht immer eindeutig dem einen oder anderen Organsystem zuordnen lassen, empfiehlt sich im Zweifelsfall die Durchführung einer Hormonanalyse.
Wenn zu Botenstoffen die wörtliche Übersetzung des Begriffs Hormon, nämlich »Antreiber«, besonders gut passt, dann sind das die Schilddrüsenhormone. Ein Leben lang schüttet die kleine, schmetterlingsförmige Drüse am Hals die Stoffe aus, die den Organismus rundum auf Touren bringen: Die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T 4 ) und Trijodthyronin (T 3 )
erhöhen den Grundumsatz des Körpers,
steigern die Sauerstoffaufnahme,
beschleunigen den Herzschlag,
erhöhen die Wärmeproduktion und damit die Körpertemperatur,
kurbeln den Zucker- und Fettstoffwechsel an und
steigern den Knochenstoffwechsel und die Darmtätigkeit
– also alles in allem das perfekte Hormon zum Powern und zum Abnehmen? Das klingt zwar verlockend, ist aber alles andere als eine gute Idee. Denn sowohl ein Übermaß als auch ein Mangel an Schilddrüsenhormonen führt zu ernsten und bedrohlichen Erkrankungen.
Schilddrüsenunterfunktion
Am häufigsten ist die Schilddrüsenunterfunktion, die Hypothyreose.
Ihre typischen Symptome sind
Müdigkeit
verminderte Leistungsfähigkeit
Kälteempfindlichkeit
trockene Haut
strohige Haare
Gewichtszunahme
Zyklusunregelmäßigkeiten
Wassereinlagerungen
In früheren Zeiten war die Hauptursache für eine solche Unterfunktion der Schilddrüse zumeist ein Jodmangel, der vor allem in Süddeutschland und den Alpenländern weit verbreitet war. Sichtbares Zeichen war häufig eine eindrucksvolle Vergrößerungder Schilddrüse, der
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