Das Frauen-Hormone-Buch
Genauer gesagt: Er hat sogar gleich zwei davon.
Die Qual der Wahl: schnelle oder differenzierte Information
Das erste Informationssystem ist unser Nervensystem. Es lässt sich vergleichen mit dem guten alten Kabelnetz. Ausgehend von einer übergeordneten Steuerzentrale, dem Gehirn, durchzieht es den Organismus mit unzähligen Strängen, die sich bis in die letzten Körperwinkel hinein verzweigen. Und genauso wie im Kabelnetz erfolgt auch die Signalübertragung durch elektrische Impulse.
Das Nervensystem übermittelt Informationen nicht nur in eine Richtung, von der Schaltzentrale in die Peripherie, sondern es erlaubt auch den Rückfluss von Informationen zur Zentrale. Dies ist vor allem bei der Übermittlung von Sinnes- und Schmerzreizen wichtig. Dass dabei elektrische Impulse zur Signalübertragung genutzt werden, hat einen außerordentlichen Vorteil: Strom fließt schnell. Wer jemals auf eine heiße Herdplatte gefasst hat, weiß diesen Vorteil zu schätzen.
Neben dem schnellen Kommunikationssystem der Nervenbahnen leistet sich unser Körper noch ein zweites Informationsnetz, das völlig anders arbeitet. In ihm erfolgt die Informationsübertragungdurch chemische Moleküle. Als Transportweg dienen nicht die Nervenbahnen, sondern die Blutgefäße. Der Nachteil dieses Systems: Die Informationsvermittlung auf dem Weg durch die Gefäße ist sehr viel langsamer. Der Vorteil: Über das Blut kann eine Vielzahl unterschiedlicher Botenstoffe transportiert werden, die wesentlich komplexere Reaktionen auslösen als die schnelle, aber relativ einförmige Übertragung mittels Nervenimpuls.
WISSEN
Tierische Helfer – Schweine und Pferde als Hormonproduzenten
Hormone sind eine sehr frühe Erfindung der Natur. Die Notwendigkeit, durch Botenstoffe die verschiedenen Teile des Körpers über alle Veränderungen der Innen- und Außenwelt zu informieren, ergab sich spätestens mit der Entwicklung vom Ein- zum Mehrzeller. Einmal gemachte sinnvolle Erfindungen werden von der Evolution zumeist beibehalten.
Und so wurden auch jene Moleküle, die sich als Informationsüberträger bewährt hatten, von einer Spezies auf die nächst höher entwickelte Art nahezu unverändert weitergegeben. Für die Endokrinologie war dieser Tatbestand überaus hilfreich. Lange bevor es gelang, Hormone biotechnologisch herzustellen, konnte man zur Behandlung menschlicher Leiden auf tierische Hormone zurückgreifen. Diabetiker spritzten sich über Jahrzehnte hinweg Insulin, das aus den Bauchspeicheldrüsen von Schweinen gewonnen wurde. Und die ersten Hormonpräparate zur Therapie klimakterischer Beschwerden stammten aus dem Urin schwangerer Stuten. Das heute noch häufig verordnete Presomen wird aus Stutenurin gewonnen.
Mit der Frage, welche Rolle all jene Botenstoffe spielen, die in großer Zahl in unserer Blutbahn unterwegs sind, beschäftigt sich die Endokrinologie, die Lehre von den Hormonen. Sie hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem Randgebiet der Medizin zu einer Schlüsselwissenschaft entwickelt. Ihre Erkenntnisse haben vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen.
Was passiert, wenn das hormonelle System nicht ganz so optimal arbeitet wie es sollte? Ein Zuviel oder ein Zuwenig an Hormonen kann gravierende Folgen für unser Befinden und unsere Gesundheit haben. Da jedoch fast alle Hormone inzwischen auch als pharmazeutische Präparate zur Verfügung stehen, haben wir vielfältige Möglichkeiten, unser Hormonsystem von außen zu beeinflussen. Das gilt für die Behandlung von klar definierten Krankheitsbildern wie der Schilddrüsenunterfunktion oder dem Typ-1-Diabetes ebenso wie für Funktionsstörungen der Geschlechtshormone oder für die Lifestyle- und Anti-Aging-Medizin, die weniger die Behandlung akuter Erkrankungen als vielmehr die Steigerung der Lebensqualität zum Ziel hat.
Wenn ein medizinischer Fachbereich sich so dynamisch weiterentwickelt wie die Endokrinologie dies in den letzten Jahren getan hat, so bringt das auf der einen Seite neue und faszinierende Erkenntnisse mit sich. Auf der anderen Seite erscheinen die Zusammenhänge aber auch schnell unübersichtlich. Versuchen wir also zunächst einmal, ein wenig Ordnung in das ständig komplexer werdende Feld der Endokrinologie zu bringen. Beginnen wir mit der Beschreibung dessen, was ein Hormon eigentlich ist.
Hormone – woher und wohin?
Die gängige Definition lautet: Ein Hormon ist ein chemischer Botenstoff, der von einer inneren (endokrinen) Drüse
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