Das Frauen-Hormone-Buch
schütten die Nervenzellen spezielle Botenstoffe aus, die auch als Neurotransmitter bezeichnet werden. Diese Botenstoffe sorgen an der nachfolgenden Nervenzelle für einen Reiz und geben so die Information weiter.
WISSEN
Pheromone – Lockstoffe der Lüfte
Wenn wir Hormone als Botenstoffe bezeichnen, die der Informationsübertragung dienen, dann gehören im weiteren Sinne auch die Pheromone dazu. Auch sie sind Botenstoffe, die ihre Wirkung allerdings nicht innerhalb, sondern außerhalb des Organismus entfalten. In der Natur dienen sie vor allem als Sexuallockstoffe. Pheromone bringen zum Beispiel ein Schmetterlingsmännchen dazu, über Kilometer hinweg zielgenau ein Weibchen anzufliegen, das diese Lockstoffe abgibt.
Die kosmetische Industrie träumt seit Langem davon, derartige Substanzen auch bei Menschen einzusetzen. Ein Parfum mit Pheromonen würde nicht nur den Benutzer absolut unwiderstehlich machen, sondern auch den Hersteller steinreich. Allerdings funktioniert das Ganze bisher nur in der Werbung (und das ist vielleicht auch ganz gut so).
Für diese Botenstoffe interessierten sich lange Zeit vor allem die Neurologen, also die Fachärzte für Gehirn- und Nervenleiden. Die Endokrinologen blieben brav unterhalb des Kopfes bei ihren klassischen Hormondrüsen. Nun hat sich allerdings gezeigt, dass sich Hormone und Neurotransmitter gar nicht so strikt voneinander trennen lassen. Zum einen dienen beide der biologischen Signalübertragung, zum anderen handelt es sich bei den verwendeten Botenstoffen in vielen Fällen sogar um die gleichen Substanzen: So sind beispielsweise Dopamin und Noradrenalin Hormone des Nebennierenmarks, die im Wesentlichen den Blutdruck regulieren. Im Gehirn agieren sie dagegen als wichtige Neurotransmitter. Serotonin lässt sich als Hormon im Blut nachweisen. Als Überträgersubstanz im Gehirn beeinflusst es entscheidend unsere Stimmung und unser Hungergefühl. Hinzu kommt, dass viele Hormone direkten Einfluss auf unser Gehirn und damit auf die Ausschüttung von Neurotransmittern nehmen.
Die strikte Unterteilung von Botenstoffen in Hormone und Neurotransmitter ist also nicht länger haltbar. Das neue Fach Neuroendokrinologie beschäftigt sich mit dem engen Zusammenspiel beider Systeme. Wie wichtig dies ist, werden wir unter anderem am Beispiel des prämenstruellen Syndroms zeigen. Dieses auch für viele Fachleute noch immer mysteriöse Frauenleiden lässt sich nämlich nur verstehen, wenn man die aktuellen neuroendokrinologischen Erkenntnisse berücksichtigt. Und die besagen: Die Sexualhormone beeinflussen unser Gehirn viel mehr als bisher angenommen.
Hormone – vier Grundtypen erleichtern die Übersicht
Zugegeben: Sehr übersichtlich ist das Gebiet der Hormone inzwischen nicht mehr. Dennoch sollte man den Versuch nicht aufgeben, anhand ihres chemischen Aufbaus ein wenig Ordnung in die Sache zu bringen. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen ermöglicht es eine relativ einfache Einteilung, denn die meisten Hormone lassen sich auf recht einfache chemische Grundstrukturen zurückführen. Zum anderen erlaubt es, Rückschlüsse auf die Wirkungen und das Stoffwechselverhalten der entsprechenden Hormone zu ziehen.
1. Steroidhormone
Beginnen wir zunächst mit den Geschlechtshormonen, die uns in diesem Buch in ganz besonderer Weise beschäftigen. Sie werden auch als Steroidhormone bezeichnet, weil ihre chemische Struktur die eines sogenannten Steroid gerüstes ist. Der Vorteil eines gemeinsamen Grundgerüstes ist schnell erklärt. An die verschiedenen Stellen des Gerüstes lassen sich unterschiedliche Molekülgruppen anhängen. Dadurch entstehen jeweils neue Steroidhormone mit völlig anderen Eigenschaften. Alle Steroidhormone leiten sich dabei vom Cholesterin ab. Ja, Sie haben richtig gelesen: Genau jenes fürchterliche Zeug, das unsere Blutgefäße verstopft, ist der Stoff, aus dem die Sexualhormone gemacht werden. Über einige Zwischenstufen entstehen aus Cholesterin das Pregnenolon und das DHEA (Dehydroepiandrosteron). Beide Substanzen besitzen bereits eigenständige hormonelle Aktivitäten, dienen im Wesentlichen aber als Vorläuferhormone für die eigentlichen Geschlechtshormone.
Männliche und weibliche Geschlechtshormone sind chemisch miteinander verwandt. Ein kleiner Stoffwechselschritt (man nennt ihn Aromatisierung) und schon entsteht aus dem männlichen Hormon Testosteron das weibliche Geschlechtshormon Östradiol. Und wenn Sie einen Mann richtig depressiv machen wollen, dann erklären
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