Das Frauen-Hormone-Buch
Hormonen wird ins Blut oder ins Gewebe abgegeben. Doch wie erkennt die Zielzelle das »vorbeischwimmende« Hormon? Die meisten Aminosäureabkömmlinge, Eiweiß- und Proteohormone, sind nicht fettlöslich und können die fetthaltige Zellhülle nicht durchdringen. Damit eine Zielzelle ein solches Hormonsignal erkennen und darauf reagieren kann, muss sie spezifische Empfänger, sogenannte Rezeptoren, in ihrer Außenhülle besitzen. Wie ein Schlüssel zum Schloss passen Hormone und Hormonrezeptoren zusammen.
In dem Moment, in dem das Hormon außen an der Zelle erkannt und gebunden wird, werden im Inneren der Zelle komplizierte Stoffwechselvorgänge in Gang gesetzt, die die vom Hormon gewünschte Wirkung erzielen. Eine Zelle, die Zielzelle für unterschiedliche Hormone ist, besitzt dementsprechend mehrere Rezeptoren. Es ist sogar möglich, dass ein und dieselbe Zelle über unterschiedliche Hormone sogar zu gegensätzlichen Reaktionen veranlasst wird.
1. Ein wasserlösliches Hormon kann die fetthaltige Zellmembran nicht durchdringen. Damit es trotzdem eine Wirkung im Zellinneren entfalten kann, benötigt es einen Rezeptor als Hilfe. An diesen wird das Hormon von außen gebunden. Der Rezeptor verändert dadurch seine Form und setzt im Zellinneren ein Molekül frei, das dort weitere Reaktionen in Gang bringt. 2. Fettlösliche Hormone hingegen dringen direkt in die Zelle ein und binden dort an einen Rezeptor, wodurch Folgereaktionen ausgelöst werden.
Steroidhormone hingegen können die Zellmembran durchdringen und binden an Rezeptoren in der Zelle. Dabei ändert dieser seine Form und kann seinerseits Reaktionen in Gang setzen.
Die da oben – wir da unten
Was sollte man noch über Hormone wissen? Zum Beispiel, dass sie einem hierarchischen System unterliegen. Es gibt Hormone, welche die eigentliche Arbeit machen und solche, welche die Befehle dazu geben. Wie sich das für ein ordentliches hierarchisches System gehört, habenaber auch die Befehlsgeber selbst wiederum übergeordnete Vorgesetzte, deren Anweisungen sie befolgen müssen.
Am Beispiel der Schilddrüse sieht dies folgendermaßen aus: Die eigentliche Arbeit verrichten zwei Hormone, das Thyroxin (T 4 ) und Trijodthyronin (T 3 ). Von den beiden arbeitet eines, das T 4 , wesentlich mehr und effektiver als das T 3 . Auch das kennen wir ja aus dem wahren Leben. Der direkte Vorgesetzte der beiden ist das thyreoideastimulierende Hormon (TSH), das von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet wird. Diese wiederum empfängt ihre Befehle von der obersten Kommandozentrale, dem knapp über der Hypophyse liegenden Hypothalamus. Das oberste Chefhormon nennt sich Thyreoidea releasing Hormon (TRH). Es gibt also eine ziemlich strikte Rangordnung von hormonproduzierenden Drüsen, eine übergeordnete Steuerung durch die Hypophyse und eine allumgreifende Kontrolle durch den Hypothalamus.
Das Gute an diesem hierarchischen System ist Folgendes: Die hochrangigen Vorgesetzten geben nicht nur Befehle, sondern hören tatsächlich auch auf das, was die Untergebenen ihnen mitteilen. Steigt zum Beispiel die Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut, so erhalten die übergeordneten Zentren darüber Nachricht und reagieren entsprechend. Sie schütten dann weniger stimulierende Botenstoffe aus und senken damit den Hormonspiegel im Blut. Bei niedrigen Konzentrationen funktioniert das Ganze umgekehrt: Es werden vermehrt stimulierende Hormone ausgeschüttet, was in einem weiteren Schritt die Konzentration der Arbeitshormone erhöht. Ein solches System nennt man einen Regelkreis. Wenn Sie es modisch auf Englisch ausdrücken möchten, sprechen Sie von einem Feedback-Mechanismus. Und wenn Sie es Ihrem Partner erklären wollen, sagen Sie einfach, es funktioniert wie Ihre Zentralheizung. Eine derartige Zentralheizung hat ja ebenfalls eine klar definierte Aufgabe. Sie soll die Zimmertemperatur immer auf dem gleichen Niveau halten. Eine ganz ähnliche Aufgabe haben die meisten Hormone: Die Aufrechterhaltung eines stabilen Körperzustandes. Zu diesem stabilen Körperzustand gehört aber nicht nur eine gleichbleibende Körpertemperatur, sondern auch ein konstanter Wasserhaushalt, ein stabiler Blutdruck usw. Um dies zu gewährleisten, hat sich das Prinzip des Regelkreises mit seinem Rückkopplungsmechanismus exzellent bewährt.
Die Steuerung der Geschlechtshor mone erfolgt grundsätzlich nach genau dem gleichen Prinzip. Allerdings kommen hier bei der Frau noch zusätzliche zyklische
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