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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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brummte er.
    »Das Haus ist das reinste Minenfeld.«
    Ein leises Stöhnen von einem groben Verschlag her lenkte sie zu Bernies Reich. Die Polizeibeamten fanden die ältere Frau auf dem Boden ausgestreckt, neben ihr das Telefon. Sie lag in der Nähe eines wackligen Tischs mit einer emaillierten Metallplatte, die von Telefonbüchern überhäuft war. Ein ramponierter Kunstledersessel stand direkt vor einem Fernsehapparat mit einem Ein-Meter-Bildschirm. Ein Kurzwellenempfänger, ein Polizeifunkradio, eine Schreibmaschine und ein Faxgerät standen dichtgedrängt auf einer alten Anrichte.
    Der jüngere Beamte ließ sich neben der verletzten Frau auf ein Knie hinab. »Ich bin Officer David Guzman, Mrs. Heffernan«, sagte er fürsorglich. »Man bringt gleich eine Tragbahre, um Sie ins Krankenhaus zu fahren.«
    Bernies Mutter versuchte zu sprechen. »Mein Sohn meint es nicht böse.« Sie konnte kaum die Worte herausbringen. Sie schloß die Augen, unfähig, fortzufahren.
    »David, schau mal her!«
    Guzman sprang auf. »Was ist?«
    Das Telefonbuch des Stadtteils Queens lag offen da. Auf den aufgeschlagenen Seiten waren neun oder zehn Namen eingekringelt. Der Sergeant deutete darauf. »Kommen dir die bekannt vor? In den letzten paar Wochen haben all diese Leute gemeldet, daß sie am Telefon bedroht worden sind.«
    Sie hörten die Sanitäter näher kommen. Guzman lief zum unteren Treppenabsatz. »Paßt bloß auf, wenn ihr herunterkommt, oder ihr brecht euch den Hals«, warnte er sie.
    In nicht einmal fünf Minuten hatte man Bernies Mutter auf eine Trage geschnallt und zum Krankenwagen gebracht.
    Die Polizeibeamten blieben noch da. »Wir haben ausreichend Verdachtsgründe, um uns hier umzusehen«, stellte der Sergeant fest. Er griff nach einem Stapel Papiere neben dem Faxgerät und fing an, darin zu blättern.
    Guzman zog die grifflose Schublade des Tischs heraus und entdeckte eine hübsche Brieftasche. »Sieht ganz so aus, als hätte Bernie nebenbei auch ’n paar Raubüberfälle begangen«, sagte er.
    Während Guzman das Bild von Annie Collins auf ihrem Führerschein anstarrte, fand der Sergeant das Original der Faxbotschaft. Er las sie laut vor. »›Versehen. Annie war ein Versehen.‹«
    Guzman schnappte sich das Telefon auf dem Boden.
    »Sergeant«, erklärte er, »Sie geben wohl besser dem Boß Bescheid, daß wir auf einen Mörder gestoßen sind.«

    Selbst für Bernie war es nicht einfach, genügend Abstand von Meghans Auto zu halten, damit er nicht auffiel. Aus der Distanz sah er, wie sie der dunklen Limousine zu folgen begann. Hinter der Kreuzung hätte er beide Wagen fast verloren, als sie urplötzlich verschwunden schienen.
    Er wußte, daß sie irgendwo abgebogen sein mußten, deshalb fuhr er ein Stück zurück. Der Weg in den Wald hinein war die einzige Möglichkeit, wo sie hingefahren sein konnten. Vorsichtig lenkte er seinen Wagen auf den Feldweg. Jetzt kam er auf eine Lichtung zu. Meghans weißes Auto und die dunkle Limousine wippten auf und ab, als sie über den unebenen, zerfurchten Boden rollten.
    Bernie wartete ab, bis sie die Lichtung überquert und wieder ein Waldstück erreicht hatten, bevor er seinen Chevy über die Lichtung steuerte.
    Das zweite Waldstück war längst nicht so tief wie das erste. Bernie mußte auf die Bremse latschen, um nicht entdeckt zu werden, als der schmale Pfad abrupt wieder aufs offene Feld führte. Jetzt ging der Weg direkt auf ein Haus mit einer Scheune in der Ferne zu. Dorthin fuhren die beiden Wagen.
    Bernie packte seine Kamera. Mit dem Zoom war es möglich, ihnen zu folgen, bis sie hinter die Scheune fuhren.
    Er saß ruhig da und überlegte, was er tun sollte. In der Nähe des Hauses stand eine Gruppe immergrüner Gewächse. Vielleicht konnte er den Chevy dort verstecken. Er mußte es versuchen.

    Es war nach vier, und immer mehr Wolken türmten sich vor der blasser werdenden Sonne. Meg fuhr hinter Phillip den kurvenreichen, holprigen Weg entlang. Sie ließen das Waldstück hinter sich, überquerten ein Feld, passierten eine weitere Waldstrecke. Der Weg lief jetzt geradeaus. In der Ferne sah sie Gebäude, ein Farmhaus und eine Scheune.
    Ist Dad hier auf diesem gottverlassenen Hof? fragte sich Meghan. Sie betete im stillen, daß ihr die rechten Worte einfielen, wenn sie ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
    Ich liebe dich, Daddy, wollte das Kind in ihr rufen.
    Dad, was ist aus dir geworden? Dad, warum? wollte die verletzte Erwachsene schreien.
    Dad, du hast mir

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