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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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wäre derselbe Farbton«, kontert Grint.
    Kit nickt. Er hat mich das sagen hören.
    »Warum nickst du?«, fahre ich ihn an. »Du findest nicht, dass es derselbe Farbton ist. Also warum widersprichst du nicht?«
    »Was sollte das bringen?« Kit hält den Blick auf Grint gerichtet. »Können Sie nicht irgendwas mit dem Street-View-Bild machen, damit man das Nummernschild erkennt? Das wäre die einzige Möglichkeit zu beweisen, ob es sich um mein Auto handelt oder nicht. Vielleicht könnte man dann auch erkennen, wer am Steuer sitzt.«
    »Er meint mich«, sage ich.
    »Zeit und Geld«, bemerkt Grint. »Wenn Sie eines schweren Verbrechens verdächtig wären und wir beweisen müssten, dass Ihr Auto im Bentley Grove geparkt war, könnten wir versuchen, die Bildqualität zu verbessern. Wurde ein Verbrechen begangen, Mr Bowskill? Ihres Wissens nach?«
    »Nicht … Nein.« Kit senkt den Blick.
    Ich halte es nicht länger aus. »Was er gerade sagen wollte, war: nicht von mir. Stimmt’s? Ich weiß nicht, warum du es nicht zugeben willst! Ich weiß doch, was du denkst.«
    »Mr Bowskill? Mrs Bowskill scheint anzunehmen, dass Sie uns etwas zu sagen haben.«
    Kit drückt die Finger gegen seine Augen. Mir wird klar, dass ich ihn noch nie weinen gesehen habe, nicht ein einziges Mal, seit wir uns kennengelernt haben. Ist das ungewöhnlich? Weinen die meisten Männer irgendwann?
    »Der Gedanke ist mir gekommen, ja, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es auch glaube! Und das tue ich nicht.«
    »Er denkt, dass ich möglicherweise eine Frau ermordet habe«, übersetze ich für Grint und Sam. »In Bentley Grove 11. Im Wohnzimmer.«
    »Hat sie recht?«, will Grint von Kit wissen. »Glauben Sie das?«
    »Irgendetwas ist anders, das ist alles, was ich weiß.« Kit starrt auf seine Hände. »Gestern Morgen hat DS Kombothekra uns versichert, dass es keinen Grund gebe, sich wegen irgendwas Sorgen zu machen. Und dann werden wir plötzlich herbestellt. Plötzlich zeigen Sie Interesse an uns – an der Farbe von Connies Mantel, daran, wo ich mein Auto abgestellt habe oder nicht … Man braucht kein Genie zu sein, um zu wissen, was los ist.«
    »Und zu welchem Schluss würde dieses Genie gelangen?« Grint reibt mit dem Zeigefinger über seine silberne Krawattennadel. Er ist groß und schlaksig, und seine Haut ist voller alter Aknenarben. Seine Stimme passt nicht zu ihm. Sie ist zu dröhnend und zu tief, es klingt irgendwie falsch aus der Kehle eines so dünnen Mannes.
    »Sie glauben an Connies tote Frau«, sagt Kit. »Irgendwas ist passiert, und das hat Sie dazu gebracht zu glauben, dass es wirklich eine Leiche gibt. Sonst würden Sie nicht so viel Zeit mit uns verschwenden.«
    »Und inwiefern verändert das die Sachlage für Sie? Wenn es wirklich eine Leiche gibt.«
    »Woher weiß meine Frau das?«, fragt Kit, so ärgerlich, als wäre das alles Grints Schuld. »Auf diesem virtuellen Rundgang war keine Leiche zu sehen, das garantiere ich Ihnen. Ich habe es mir kurz darauf angesehen, und da war nichts: ein ganz normales Wohnzimmer, nicht mehr, nicht weniger. Keine Tote, kein Blut. Erst dachte ich, dass Connie sich das alles nur eingebildet hat – sie war müde und gestresst …«
    »Der Stress war die Folge der Entdeckung, dass Sie Bentley Grove 11 als Heimatort in Ihr Navi eingegeben hatten? Ist das richtig?«
    »Das habe ich bis vorgestern auch gedacht, ja.«
    Grint beugt sich über den Tisch. »Und was denken Sie jetzt?«
    Kit stöhnt. »Ich weiß nicht, warum Sie mich das fragen. Wissen tue ich gar nichts.«
    »Aber Sie haben einen Verdacht.«
    »Er vermutet, dass ich jemanden getötet habe«, sage ich hilfsbereit.
    »Connie hätte die Adresse auch selbst eingeben können.« Kit weigert sich, mich anzusehen. Vermutlich ist er froh darüber, dass Sam zwischen uns sitzt, auch wenn Sam selbst alles andere als froh darüber wirkt. Und wer könnte ihm das verdenken? Ich überlege, ob unsere Ehe wohl die schlimmste ist, die er je erlebt hat.
    »Ich habe die Adresse nicht eingegeben«, sagt Kit. »Connie muss es gewesen sein. Ich habe mir eingeredet, dass es auch jemand anderes gewesen sein könnte – jemand aus dem Geschäft, in dem ich das Navi gekauft habe.« Er lacht bitter. »Wir glauben wohl alle das, was wir gern glauben würden.«
    Manche Leute schon. Andere schaffen es nicht, so angestrengt sie es auch versuchen.
    »Connie ist in einer furchtbaren Verfassung. Schon seit Monaten«, murmelt Kit.
    Nur weiter. Hör jetzt nicht auf. In

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