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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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gewisser Weise wird es eine Erleichterung sein, wenn er es ausspricht. Zumindest habe ich dann etwas Konkretes, gegen das ich ankämpfen kann.
    »Auf der Roundthehouses-Website war keine tote Frau. Vielleicht hat Connie sie ja leibhaftig gesehen, vielleicht war sie dort. In diesem Haus, im Wohnzimmer. Connie hätte meinen Wagen im Bentley Grove abstellen können. Sie nimmt oft mein Auto, sie ist ständig in Cambridge …«
    »Ich bin niemals mit deinem Auto dorthingefahren«, stelle ich klar. »Kein einziges Mal.«
    »Fragen Sie sie«, beschwört er Grint. »Bringen Sie sie dazu, Ihnen die Wahrheit zu sagen – mir will sie nichts sagen.«
    Fragen Sie nur, DC Grint. Stellen Sie so viele Fragen, wie Sie wollen. Ich werde Ihnen keine Lügen auftischen.
    »Warum, glauben Sie, fährt Ihre Frau nach Cambridge?« Grint bleibt auf Kit konzentriert.
    »Das haben Sie doch schon von ihr gehört. Hören Sie eigentlich nie zu? Warum sagen Sie uns nicht, was passiert ist? Was wissen Sie über die Tote? Gibt es eine Tote?«
    »Warum fährt Connie so oft nach Cambridge? Sie lebt nicht dort, sie arbeitet dort nicht …«
    Kit sackt auf seinem Stuhl zusammen. »Wie sie schon sagte, sie hält Ausschau nach mir.«
    »Das sagt Ihre Frau, ja, aber was sagen Sie? Connie behauptet, sie versuche, Sie in flagranti zu ertappen. Sie befürchtet, Sie hätten eine ehebrecherische Beziehung, weil als Heimatort auf Ihrem Navi Bentley Grove 11 eingegeben ist – von Ihnen gespeichert, sagt Connie. Wenn Ihre Frau selbst die Adresse eingegeben hat, wie Sie nun behaupten, Mr Bowskill, dann weiß sie doch, dass Sie es nicht waren. Warum sollte sie dann also im Bentley Grove herumlungern und darauf warten, dass ihr Mann am Arm seiner Freundin aus der Haustür tritt? Finden Sie das irgendwie sinnvoll?«
    Kit schweigt.
    »Oder hat Connie die Adresse in Ihr Navigationssystem eingegeben, eben weil sie vermutete, dass Sie eine Affäre mit der Frau haben, die in diesem Haus wohnt? War das ihre Art, Ihnen zu verstehen zu geben, dass Sie entdeckt worden sind?«
    »Kit?«, drängt Sam.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht warum! Ich weiß gar nichts.« Kit gibt einen erstickten Laut von sich und bedeckt den Mund mit seiner Faust. »Hören Sie, Connie ist kein böser Mensch, sie ist … ich liebe sie.«
    Ich zucke unwillkürlich leicht zusammen, als das Wort »böse« sich zu uns gesellt. Wie ein kalter Luftzug.
    »Soll ich mal übernehmen?«, sage ich energisch und versuche, so unvoreingenommen zu klingen, wie ich kann. Die einzige Möglichkeit, das hier durchzustehen, ist Objektivität. Grint muss erfahren, was Kit denkt und was ich denke. Dann kommen wir vielleicht ein Stück weiter. »Kit glaubt, dass ich eine Frau ermordet habe. Vielleicht denkt er auch, dass es kein Mord war, sondern Totschlag oder Selbstverteidigung, da ich ja nicht böse bin. Aber in jedem Fall bin ich so schuldbeladen und traumatisiert, dass ich versuche, es zu verdrängen. Es gelingt mir, Bentley Grove 11 und die tote Frau aus meinem Bewusstsein zu verbannen, aber mein Unterbewusstsein ist nicht so willfährig. Meine Schuld bricht hervor und verursacht Probleme. Wie Kit schon sagte, bin ich in einer furchtbaren Verfassung – das ist eindeutig wahr. Es ist das Einzige, worin wir übereinstimmen. Ich gebe also die Adresse des Hauses, in dem der Mord geschah, als Heimatort in sein Navi ein. Vielleicht will ich im Grunde meines Herzens ja erwischt und bestraft werden.«
    »Hören Sie doch auf, Connie«, murmelt Sam und rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Er sollte wirklich nicht bei der Polizei sein, wenn er angespannte, unerfreuliche Situationen nicht ertragen kann.
    Ich ignoriere ihn und fahre mit meiner Geschichte fort. »Als ich entdecke, dass das Haus verkauft werden soll, bekommt der Teil von mir, der die Wahrheit kennt, panische Angst, dass der Käufer irgendeinen Hinweis auf meine Tat entdecken könnte. Deshalb bleibe ich die ganze Nacht auf und starre im Netz die Fotos von jedem Zimmer des Hauses an. Die Tote und das Blut sind längst weg – ich habe alle Spuren beseitigt –, aber ich bin eben paranoid, und in meiner Panik bilde ich mir ein, den Tatort zu sehen, wie er damals war: die Leiche, das Blut –«
    »Augenblick mal«, unterbricht Grint. »Wenn Sie sich das Haus ansehen, um sicherzugehen, dass dort keine Spuren des Mordes mehr zu finden sind, den Sie begangen haben, haben Sie es doch nicht aus der Erinnerung gelöscht, oder? Sie wissen, was Sie getan

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