Das Frühlingsfest
nicht aufgewacht war. Neben ihm, zum Fenster hin gewandt, lag seine Frau Adeline und wurde sanft vom Mond beschienen.
In geiler Vorfreude leckte sich das Gespenst über die vor Aufregung trockenen Lippen und schlich leise um das Bett herum. Im Fensterschatten machte es sich zunächst bequem und nahm sich die Zeit, um Adeline zu betrachten. Sie lag auf der Seite und eine schwere Bettdecke verhüllte ihren Körper. Bis jetzt. Ihr Püppchengesicht war ohne die riesige Perücke noch hübscher und dunkelblonde Haare fielen wie ein Honigschleier über das Kopfkissen. Ihr dünnes Nachthemd bedeckte sie bis zum Hals, doch es genügte dem Gespenst zunächst, die Ansätze ihres Busens zu sehen, die soeben noch unter der Bettdecke hervorlugten.
Die weiße Gestalt neben dem Fenster glotzte mit scheinbar leeren Augenhöhlen auf Adeline de Cazardieu, ergriff nun seine Rute und begann sie vorzubereiten. Was ihn anging, so fing das Fest in diesem Moment erst an. Das leise Geräusch rhythmisch massierten Schwanzfleisches, das vor Schweineschmalz fettig glänzte, begleitete seine Gedanken, was er nun mit Adeline anstellen würde, während ihr Mann daneben schlief und nichts ahnte …
F ulberts Wieselgestalt flitzte zum wiederholten Mal mit einem Eimer zum Abort. Die Gäste amüsierten sich prächtig und das Fest war ein voller Erfolg. Graf Maximilien wusste, wie er seine Gäste zufriedenstellte. Diener reichten ständig Getränke und Naschwerk, Tische mit einem überquellenden Angebot exotischer Gaumenfreuden waren überall zu finden, attraktive Lustdamen reicherten die Unterhaltungen mit ihren körperlichen Reizen an und mit Goldfarbe angemalte, lebende Statuen verwöhnten als römisch-griechische Götter und Fabelwesen das Auge.
Wenn die Gäste gut gelaunt waren, tranken und aßen sie jedoch mehr als gewöhnlich und damit waren seine Dienste als Kotträger unglücklicherweise sehr gefragt. Im Grunde machte ihm seine Aufgabe an einem normalen Tag nichts aus, doch heute wurde sie allmählich zur Qual. Seine Arme schmerzten von der Last des Eimers, den er nun in der Küche in die Abortklappe plätschernd entleerte. Es wurde Zeit, sich eine Pause zu gönnen. Er stellte den entleerten Eimer ab, griff nach einem unbenutzten, sauberen Exemplar mit einer Banderole aus weißen Porzellanrosen am oberen Rand und eilte aus der Küche in die Vorhalle des Wirtschaftsgebäudes, wo ein endlos langer Tisch mit Weinflaschen belegt war. Er prüfte einige Weißwein-Flaschen, bis er einen älteren Jahrgang entdeckte, den das Alter bernsteingolden gefärbt hatte. Als er sich unbemerkt wähnte, kippte er die Flasche in den Eimer, stellte die leere Flasche rasch wieder zurück und blickte in den weißen Porzellaneimer. Eine dunkelgelbe Flüssigkeit schwamm nun darin.
»Was sucht er hier?«, tönte die Stimme von Jacques, einem der höheren Diener, die alles beaufsichtigten. Fulbert grinste entschuldigend, hielt Jacques den Eimer hin und sagte »Der Baron hat gepisst wie ein Pferd und ich …«
Der ältere Mann mit dem gezierten Gebaren und einer ausladenden weißen Perücke blickte angeekelt in den Eimer. Beim Anblick der gelben, herumschwappenden Flüssigkeit verzog er sein Gesicht. »Gütiger Gott, mache er sich hinfort und entleere er es.« Er zog ein parfümiertes Spitzentaschentuch aus seinem beigen Justaucorps und bedeckte die Nase.
»Aber werter Jacques, der Eimer ist noch nicht voll. Es könnten noch zwei Adlige ihren gelben Strahl hinein strullern, bevor er geleert werden muss«, begehrte Fulbert auf, als fühle er sich in seiner Dienstehre beleidigt. Jacques winkte ihn verärgert fort. »Verschwindet endlich und sucht Euch weitere Edelleute, die Eurer Hilfe bedürfen. Gütiger Gott.«
Fulbert grinste und huschte aus dem Wirtschaftsgebäude. Edelleute! Ihre Scheiße stank noch schlimmer als seine eigene. Suchend blickte er sich um. Wo war Julie? Es wurde Zeit, dass er sich etwas Entspannung gönnte.
Julie kam ihm momentan leider nicht unter die Augen und er vermutete, dass sie aufgrund ihres schönen Gesichtes für den Dienst im Schloss eingeteilt war, wo sich zumeist die hochrangigen Gäste aufhielten. Doch auch auf dem Schlosshof gaben sich illustre Gäste ein Stelldichein, wie er erkennen konnte. So erblickte er unter anderem Bischof Armand Jacques de St. Courchose, den Bruder von Graf Maximilien, welcher sich mit einer niederen Adligen angeregt zu unterhalten schien. Baronin Geneviève de Verttoits galt als eine Frau voller
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