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Das Frühlingsfest

Das Frühlingsfest

Titel: Das Frühlingsfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. K. Bloemberg
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aber ich möchte die bösen Stimmen, die Eure Gattin ängstigen, nicht noch mehren«, antwortete sie schärfer als beabsichtigt.
    »Nun möchte ich es erst recht wissen«, schmollte Adeline mit diesen wundervollen Lippen. Der Diener sah sie bereits im Nachthemd vor sich stehen, wie sie betrachtete, was er ihr angetan hatte.
    Pierrette betrachtete Adeline und wie sie mit ihrer Reitpeitsche spielte, erkannte der Diener, wie die Gräfin in Gedanken im Gegensatz zu ihm vielmehr mit der Vorstellung spielte, das Vögelchen angemessen zu züchtigen.
    »Wenn Ihr darauf besteht. Jede Frau, die das Gespenst in der Nacht gesehen hat, war danach …«
    »Sitzt er auf seinen Ohren?«
    Der Diener blickte sich um, als er angesprochen wurde und verließ notgedrungen das Gespräch, um zu drei jungen Männern in kurzen Perücken zu eilen. Überschminkt und aufgetakelt erkannte der Diener den missratenen Nachwuchs des niederen Adels. Er bot das auf dem Tablett befindliche Naschwerk dem jungen Herrn an und dieser ergriff das ganze Tablett anstatt ein Stück weise zu wählen.
    »Wir sind am Verhungern, bringt noch mehr. Rappido, eile er sich«, schnauzte der Anführer der drei und stopfte sich sogleich eine Handvoll Pasteten in den Mund. Der Diener war solcherlei Launenhaftigkeit gewohnt und eilte sich, um aus der Reichweite dieser unangenehmen Festtagsgäste zu gelangen. Sie würden ihn schnell wieder vergessen haben und andere Lakaien drangsalieren. Da er sein Tablett auf solch ungewöhnliche Weise verloren hatte, wollte er seine Pflichten ein wenig aufschieben und in den Dienerbereich im ersten Stock gehen, um alles für die Nacht vorzubereiten. Adeline de Cazardieu hatte das Recht auf einen würdigen Auftritt des Nachtgespenstes.
    Er setzte eine pflichtbewusste und eilige Miene auf, damit niemand auf die Idee kam, ihn aufzuhalten und hastete über die Wandeltreppe in den ersten Stock. Beinahe hatte er das Dienerkämmerchen erreicht, in dem jede Nacht mindestens ein Diener wachte, um für die Herrschaften jederzeit erreichbar zu sein, als er aus dem Zimmer des Grafen leise Stimmen hörte. Rasch verlangsamte er seine Schritte und blickte vorsichtig um die halb geöffnete Zimmertür.
    Die Sprösslinge der verfeindeten Grafen von Meyzieu und Fontainevert standen nah zusammen und unterhielten sich. Dies versprach interessant zu werden. Damian de Jousfeyrac geriet ganz nach seinem Vater, denn er war gebildet und bereits mit seinen einundzwanzig Jahren ein stattliches Mannsbild. Graf Maximiliens noch sehr junge Tochter Yseult schien der gleichen Ansicht zu sein, denn sie himmelte den Sohn ihres Erzfeindes an. Sie war nicht schön. Sie musste vielmehr ein gefallener Engel sein, den die Götter versehentlich auf die Erde entlassen hatten. Die rabenschwarzen, glänzenden Haare waren ein Erbe ihrer Mutter, doch väterliche Gene hatten ihr volle rote Lippen statt der verkniffenen von Pierrette de St. Courchose geschenkt. Dunkle Augenbrauen betonten ihre rehbraunen Augen und bereits in ihrem jungen Alter besaß sie eine erotische Ausstrahlung, von der andere Frauen ihr Leben lang träumen durften.
    Damian schien bereits völlig im Bann der Schönheit zu stehen, denn er sagte soeben mit schmeichelnder Stimme »Was kümmert mich mein Vater, meine Liebe? Ich verehre Euch, liebste Yseult, doch frage ich mich, ob Ihr auch die Erfahrung besitzt, um einem Mann Entspannung zu verschaffen?«
    Welch ein Schelm, dachte der Diener. Dieser Jüngling nutzte das Fest, um sich an die Tochter seines Feindes heranzumachen. Ob er es wohl ernst meinte? Oder steckte nicht doch eine Intrige seines Vaters dahinter?
    Yseult war nicht dumm. »Einem Mann sicherlich, vielleicht auch zweien, aber sicherlich nicht Euch.« Ihre klimpernden Wimpern und ihr Lächeln führten die Bedeutung ihrer Worte jedoch ins Gegenteil. Es gefiel Ihr außerordentlich, dass dieser junge Adonis nicht wie so viele andere, courtisierende Anwärter vor ihr auf die Knie fiel, sondern Selbstbewusstsein demonstrierte. Damian de Jousfeyrac schmunzelte und ließ mit diesem Lächeln gemeinhin Frauenherzen schmelzen. Er trat ruhig an Yseult heran, kniete nieder und berührte die Ebenholzschönheit an der linken Fessel, die unter dem tannengrünen Spitzenrock zu erkennen war.
    »Dann lasst mich Euch Entspannung verschaffen, Verehrteste«, flüsterte er und blickte konzentriert auf die strumpfbedeckten Knöchel. Man sah ihm an, wie er es genoss, dieses grazile Gebilde zu betasten. Es war, als würde man

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