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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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nur zwei Autos. Ein Wagen mit Vierradantrieb, dessen Rückfenster mit Stickern vom Blair Drummond Wildlife Park and Alton Towers gepflastert war und in dem sich schäbige, von Erbrochenem und Schokolade beschmutzte Kindersitze befanden. Und parallel dazu, in Richtung der Klippe, ein leuchtend gelber Toyota mit geöffnetem Verdeck.
    Ich starrte ihn an, schüttelte Foley ab und tastete in meinen Taschen herum. Hausschlüssel. Würde das genügen? Ich spielte mit ihnen herum, ließ sie rasseln und im Sonnenlicht glitzern. Ich grub die scharfen Enden in meine Handflächen. Das würde die Lackierung verhunzen.
    Aber es kam mir so geringfügig vor. Wirklich geringfügig, bei Weitem nicht genug. Warum in aller Welt hatte ich nicht etwas Nützlicheres dabei, zum Beispiel einen Kanister mit Benzin?
    Foley beäugte mich.
    Â»Ruby?« Er klang nur leicht beunruhigt. »Ruby, was denkst du?«
    Der Vorteil des Schweigens. Niemand weiß, was du denkst.
    Â»Ruby …«
    Ich hatte den Klang meines Namens auf seinen Lippen satt. »Komm«, sagte ich.
    Foley folgte mir, das muss man ihm lassen. Er war nicht ganz glücklich damit, aber er folgte mir. Als ich mich auf die Tür des kleinen Kabrios stützte, schaute ich hoch und sah ihn auf der anderen Seite des Wagens, auf die andere Tür gestützt.
    Der Parkplatz war leicht geneigt. Das forderte geradezu Probleme heraus, wie das große Schild deutlich machte, auf dem stand: Überprüfen Sie ihre Handbremse! Das gezauste Gras ging an den Rändern in etwas längeres Gras und ein paar verkümmerte Narzissen über. Ein leicht unebener Untergrund würde rollende Räder nicht aufhalten, wenn man ihnen genug Schwung verlieh.
    Ich lächelte Foley an, spürte nichts. Er wirkte verunsichert.
    Es war mir egal.
    Möwen kreischten und heulten über unseren Köpfen, Saatkrähen krächzten und eine Minute lang hielt ich inne. Meine Hand lag auf der Tür, und sie war metallen und scharf, von der Sonne gewärmt. Es war, als würde ich etwas Lebendiges berühren. Dennoch hatte ich keine Skrupel. Das Kabrio war lebendig für Tom, auf seltsame Weise, und er liebte es.
    Ich nahm alles in mich auf. Die Baseballkappe, die er auf den Rücksitz geworfen hatte. Die Sporttasche daneben, ein Fach geöffnet, aus dem eine Wasserflasche herausguckte. Bonbonpapier im Aschenbecher (also war er doch nicht so zwangsneurotisch). Ein Beutel mit CD s auf dem Beifahrersitz, aber ich war nicht im Geringsten versucht, sie zu stehlen. Seine Musik sollte mit seinem Auto verschwinden. Vielleicht hatte Jinn ihr gelauscht.
    Das war das andere in seinem Wagen: Jinns DNA , fühlbar. Das ganze Fahrzeug roch nach ihr. Kein Blut, natürlich, aber Jinns Aura. Ich fragte mich, ob sie von dem Auto weggerannt war oder ob sie ihm länger vertraut und zum Rennen keine Chance mehr gehabt hatte. Vielleicht hatte er angehalten, die Handbremse angezogen, sich ihr zugewandt und in ihre lachenden flirtenden Augen und ihr strahlendes Gesicht gelächelt. Und ausgeholt.
    Bevor ich meine Meinung ändern konnte, kletterte ich auf den Fahrersitz und griff nach der Handbremse. Sie ließ sich leicht lösen. Aber der Wagen gab nicht nach, rollte nicht. Ich runzelte die Stirn und sah Foley an.
    Â»Der Rückwärtsgang ist eingelegt.« Er zeigte auf eins der Pedale. »Das da. Tritt das durch.« Als ich es tat, beugte er sich über mich und ruckelte am Schaltknüppel herum, bis er im Leerlauf war.
    Ich lächelte. Alles glänzte, war glatt und geölt.
    Tom liebte sein Auto.
    Ich schaute zu Foley hoch und lächelte. Er versuchte nicht, mich aufzuhalten. Er wartete einfach nur, vorsichtig, unbeteiligt. Für den Moment.
    Ich öffnete die Wagentür und stieg auf konventionelle Weise aus. Mit Blick auf die Klippe lehnte ich mich gegen die noch geöffnete Tür. Es war absurd einfach. Die Vorderräder bewegten sich, das kleine Auto rollte einen Meter nach vorn und blieb dann stehen.
    Foley erhob noch immer keine Einwände. Und er hatte bereits einen Beitrag geleistet. Ich verstand das als Zeichen – nicht von ihm, sondern vom Allmächtigen. Ich war der Arm Gottes. Eine ziemliche Verantwortung.
    Wenn der Wagen über die Kante rollte, so sagte ich mir, dann sollte das so sein. Wenn er anhielt, okay: Dann kam Tom ungeschoren davon. Aber ich glaubte nicht, dass er anhalten würde. Ich war jetzt in den Händen der

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