Das fuenfte Maedchen
Hunde nach, die nicht bellten. Ich konnte mich einen Moment lang nicht erinnern, warum dieser berühmte Hund ruhig gewesen war. Doch dann fiel mir die ganze Geschichte wieder ein, und ich erinnerte mich, warum der Hund in der Nacht nicht gebellt hatte.
Ich klappte mein Handy auf und scrollte die Adressliste herunter. Ich runzelte die Stirn und nagte an meiner Unterlippe. Einen Augenblick lang zögerte ich.
Doch dann rief ich Foley an, um ihm zu sagen, dass es mir gut ging und ich keine Angst hatte und dass Nathan Baird tot in meinem Garten lag.
Sechsundzwanzig
»Ich weià nicht, worüber du dauernd redest«, sagte Foley. »Er war es. Er hat sie umgebracht.«
»Nein«, sagte ich. »Er kann dieses zweite Mädchen nicht umgebracht haben. Er war in Manchester.«
»Was nicht heiÃt, dass er es nicht getan hat â dass er Jinn nicht umgebracht hat«, sagte er sanft, wie zu einem überempfindlichen Idioten.
Ich leckte mir die Lippen. Ich räusperte mich. »Er hat es nicht getan. Ich weiÃ, dass er es nicht getan hat.«
»Woher?«
»Ich weià es einfach. Und überhaupt.« Ich schluckte und runzelte die Stirn, weil ich es immer noch nicht ganz glauben konnte. »Sie haben Tom Jerrold festgenommen.«
»Du machst wohl Witze!«
Ich warf ihm einen Ruby-Blick zu.
Er wurde rot. »Tut mir leid.«
»Du wirst es heute Abend in den Nachrichten sehen. Sie haben überall in seinem Wagen ihre DNA gefunden. Haare und so.«
Wir gingen weiter. Ich starrte auf den Boden und versuchte angestrengt, nicht zu denken.
»Ruby â¦Â«
»Und diese anderen Mädchen. Sie wurden getötet, als Tom im Süden gelebt hat. Er war immer am richtigen Ort. Und Jinn â ich hab Jinn in seinem Auto gesehen. Er hat sich so merkwürdig verhalten. Er war besessen von Jinn und er war immer so eifersüchtig auf Nathan. Das ergibt alles Sinn.« Ich war ganz benommen davon, wie viel Sinn es machte. Ich fühlte mich high, war wütend und selbstgerecht und unglaublich traurig. Aber vor allem fühlte ich mich high.
»Ich dachte, du hast gesagt, Tom habe das nichts ausgemacht mit Nathan.«
»Er hat so getan, als ob. Das ist was anderes. Wahrscheinlich schlimmer.«
Foley verstummte wieder, und zwar für eine ganze Weile. Wir spazierten, so weit es ging, an der Bucht entlang. Mein Herz raste und mein Atem ging schnell und flach und das lag nicht an unserem Spaziergang. Das Meer war eine glänzende Metallplatte, aber es war lebendig und bewegte sich. Wir spazierten bis zum Ende des Asphaltwegs und dann beim Golfplatz hinein in die Wildnis aus Strandhafer und Sand, in der es noch immer Spuren von Menschen gab, die mit ihren Hunden dort gewesen waren. Ich trug Jeans, spürte jedoch, wie mich salzige Stängel durch die Hose hindurch piksten, und versank mit meinen Turnschuhen immer wieder im Sand. Ich musste mich konzentrieren und darüber war ich froh.
AuÃerdem war Breakness von dieser Landzunge aus nicht zu sehen und auch das war ein Pluspunkt.
Foley hielt nicht meine Hand, brauchte sie nicht zu halten. Dort wo die Pfade zu den Klippen hochführten, wurden sie enger. Man musste eher klettern, doch wir wollten nicht ganz hoch bis zum Parkplatz auf der Spitze. Wir wollten den Strand und kalte Stille und allein sein.
Wir sprachen nicht, während wir den Pfad hochstiegen, der um die Landzunge herumführte und über die Felsen, die sich zum Meer hin ausbreiteten. Wir kletterten schlieÃlich hinunter zu einem flachen Küstenstreifen voller Kieselsteine, versteckt und privat. Dort gab es trockene, flache Felsen, auf denen man sitzen konnte, obwohl sie Eisränder hatten und der Strandhafer in unserem Rücken mit Reif bedeckt war. So kalt war es: Eis und Frost am Rand des Meers, die dem Salznebel und dem Golfstrom trotzten.
Armer Nathan.
Foley las meine Gedanken. »Wie bist du darauf gekommen, dass er es nicht war?«
Ich öffnete den Mund, kaute dann auf einem Fingernagel herum, statt zu sprechen. Ich gab den Fingernagel frei, steckte den Fingerknöchel zwischen die Zähne und biss hart darauf. Es erforderte eine längere Erklärung und ich musste vorher ein paarmal tief einatmen.
»Er hat nicht ein einziges Mal gesagt, er hätte sie nicht umgebracht. In dieser ganzen Nacht. Er saà vor meiner Tür und hat alles versucht, mich dazu zu bringen, ihn reinzulassen. Aber er hat nicht ein einziges Mal gesagt,
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