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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Betrieb: Immerhin ist Labour-Day Wochenende.«
    »Richtig. Der Jeep ist mit Sicherheit absichtlich zu seinem jetzigen Standort gebracht worden. Wahrscheinlich war unserem Großen Unbekannten auf dem vorderen Parkplatz zuviel los. Also nahm er die Zufahrt für Trucks und Busse. Hier stand sicher kaum jemand - und so konnte er sich unbemerkt absetzen.«
    »Und offenbar wollte er vermeiden, daß der Jeep schnell gefunden würde - weshalb hätte er ihn sonst dort drüben abstellen sollen?«
    Marino starrte in Richtung Wäldchen. »Ich werde allmählich zu alt für dieses Geschäft«, knurrte er.
    Er war ein notorischer Meckerer und erschien am Schauplatz eines Verbrechens stets mit angeblichem Widerwillen. Wir arbeiteten schon so lange zusammen, daß ich mich daran gewöhnt hatte - doch diesmal war seine üble Laune echt. Das konnte nicht allein von dem verpatzten Angelausflug herrühren. Vielleicht hatte er Krach mit seiner Frau.
    »Sieh da, sieh da«, murmelte er, als sein Blick zufällig zu dem Toilettenhäuschen wanderte. »Der Einsame Rächer ist eingetrudelt.«
    Ich wandte mich um und sah die schmale, vertraute Gestalt Benton Wesleys aus der Herrentoilette auf uns zukommen. Sein »Hallo« konnte man nur ahnen. Die silbergrauen Schläfen waren naß und die Revers seines blauen Anzugs wasserbespritzt, als habe er sich das Gesicht gewaschen. Er zog eine Sonnenbrille aus der Brusttasche und setzte sie auf.
    »Mrs. Harvey schon da?« fragte er.
    »Nee«, antwortete Marino.
    »Und die Presse?«
    »Nee.«
    »Sehr gut.« Wesley preßte die Lippen aufeinander, wodurch seine scharfen Züge noch härter und unnahbarer wirkten als sonst. Neuerdings blockte er sich so meisterhaft ab, daß ich manchmal das Gefühl hatte, einem Fremden gegenüberzustehen. Früher einmal hatte ich ihn attraktiv gefunden, doch seine Distanziertheit nahm ihm jede Ausstrahlung.
    »Wir wollen diese Sache so lange wie möglich geheimhalten«, fuhr er fort. »Wenn sie bekannt wird, bricht die Hölle los.«
    »Was wissen Sie über das Pärchen, Benton?« fragte ich.
    »Nur sehr wenig. Nachdem Mrs. Harvey die beiden als vermißt gemeldet hatte, rief sie den Director zu Hause an und der wiederum mich. Offenbar haben ihre Tochter und Fred Cheney sich auf dem College kennengelernt und gehen seit dem ersten Studienjahr miteinander. Scheinen fleißig und anständig zu sein. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, daß sie sich mit schrägen Typen eingelassen hätten - jedenfalls sagt Mrs. Harvey das. Allerdings ist sie wohl nicht übermäßig angetan von der Beziehung - sie erscheint ihr zu eng.«
    »Vermutlich der wahre Grund dafür, daß die beiden im eigenen Wagen ans Meer fahren wollten«, sagte ich.
    »So sehe ich das auch.« Wesley warf einen Blick in die Runde. »Höchstwahrscheinlich war das der wahre Grund. Der Director vermittelte mir den Eindruck, daß die Aussicht, Deborahs Freund in Spindrift zu haben, Mrs. Harvey nicht gerade begeisterte: Die Tage sollten der Familie gehören. Mrs. Harvey wohnt die Woche über in D. C. und hat ihre Tochter und die beide Söhne während des Sommers kaum gesehen. In letzter Zeit gab es anscheinend Differenzen zwischen ihr und dem Mädchen. Vielleicht haben sie sich gestritten, bevor die Familie gestern früh nach North Carolina abfuhr.«
    »Könnten die beiden durchgebrannt sein?« fragte Marino.« Sie lesen Zeitungen, sehen Nachrichten. Letzte Woche lief die Sondersendung über die Pärchen. Wäre doch möglich, daß die sie auf die Idee gebracht hat, zu verschwinden.«
    »Möglich ist vieles«, antwortete Wesley. »Und auch deshalb möchte ich die Medien raushalten, solange es geht.«
    Auf dem Weg zum Jeep gesellte sich Morrell zu uns. Ein blauer Kastenwagen kam herangefahren und hielt ein paar Meter von uns entfernt. Ein Mann und eine Frau in dunklen Overalls stiegen aus, öffneten die Heckklappe und ließen zwei japsende, schwanzwedelnde Bluthunde heraus. Sie hakten lange Leinen in ihre Gürtel und packten die Hunde an den Geschirren. »Salty, Neptune - bei Fuß!«
    Ich konnte nicht erkennen, welcher Name zu welchem Hund gehörte. Beide waren groß und beige und hatten faltige Gesichter und Schlappohren.
    Morrell streckte grinsend die Hand aus. »Wie geht's denn, Kumpel?« Salty oder Neptune belohnte seine Freundlichkeit mit einem nassen Kuß und einem Stups ans Knie.
    Die Hundebesitzer kamen aus Yorktown und hießen Jeff und Gail. Gail war ebenso groß wie ihr Partner und wirkte ebenso kräftig. Sie erinnerte mich

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