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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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vorbeigefahren. Sie hat das Haus wiedererkannt. Das Haus von Camilla Loen. «
    Møllers Hand klatschte auf die Tischplatte. » Endlich! «
     
    O laug saß auf dem Bett. Sie fühlte sich den Puls. Langsam beruhigte er sich wieder. » Hast du mich erschreckt «, flüsterte sie. Ihre Stimme war heiser, klang fremd.
    » Es tut mir so Leid «, sagte Ina und nahm den letzten Mar y land-Keks. » Ich hab dich nicht kommen hören. «
    » Ich bin es wohl, die sich entschuldigen sollte «, sagte Olaug. » Einfach so bei dir hereinzuplatzen … Ich habe einfach nicht gesehen, dass du diese … «
    » Kopfhörer «, sagte Ina lachend. » Ich hatte die Musik ziemlich laut. Cole Porter. «
    » Du weißt ja, ich kenne mich mit dieser neumodischen Musik nicht so aus. «
    » Cole Porter ist ein alter Jazzmusiker. Der ist sogar längst tot. «
    » Meine Liebe, du bist noch so jung, du musst dir keine Musik von Toten anhören. «
    Ina lachte wieder. Als sie gespürt hatte, wie sie jemand berüh r te, hatte sie automatisch mit der Hand gezuckt und das Tablett mit der Teekanne getroffen. Der Zucker lag noch in einer feinen weißen Schicht auf dem Teppich.
    » Jemand hat mir diese Musik vorgespielt. «
    » Du lächelst so geheimnisvoll «, sagte Olaug. » Dein junger Kavalier? «
    Sie bereute ihre Worte, kaum dass sie ihr über die Lippen gekommen waren. Ina musste ja denken, sie spioniere ihr nach.
    » Vielleicht «, sagte Ina mit einem Funkeln in den Augen.
    » Ist er vielleicht älter als du? « Indirekt wollte Olaug zum Ausdruck bringen, dass sie nicht versucht hatte, ihn zu Gesicht zu bekommen. » Weil er alte Musik mag, meine ich. «
    Auch dieser Kommentar klang nicht richtig. Jetzt fragte sie Ina schon wie eine alte Klatschtante aus. In einem Anflug von Panik sah sie Ina in Gedanken bereits eine neue Bleibe suchen.
    » Ein bisschen älter, ja. « Inas neckender Blick verwirrte Olaug. » Etwa so wie du und Herr Schwabe, vielleicht. «
    Olaug lachte herzlich mit Ina, am meisten wohl vor Erleicht e rung.
    » Überleg doch mal, er hat genau da gesessen, wo du jetzt sitzt «, sagte Ina plötzlich.
    Olaug strich mit der Hand über die Tagesdecke. » Ja. «
    » Als er damals an diesem Abend zu weinen angefangen hat, war das, weil er dich nicht bekommen konnte? «
    Olaug streichelte weiter die Decke. Die raue Wolle fühlte sich gut an.
    » Ich weiß nicht «, sagte sie. » Ich habe es nicht gewagt zu fragen. Stattdessen habe ich mir selbst mögliche Antworten ausgedacht, solche, die mir gut gefielen. Träume, in die ich am Abend versinken konnte. Vermutlich habe ich mich deshalb damals so verliebt. «
    » Wart ihr jemals außerhalb des Hauses zusammen? «
    » Ja. Er hat mich einmal mit dem Auto mit nach Bygdøy genommen. Da haben wir gebadet. Das heißt, ich habe gebadet, und er hat zugesehen. Er hat mich seine Nymphe genannt. «
    » Hat seine Frau erfahren, dass ihr Mann der Vater war, als du schwanger warst? «
    Olaug sah Ina lange an. Dann schüttelte sie den Kopf. » Sie haben das Land im Mai 1945 verlassen. Ich habe sie nie wiedergesehen. Erst im Juli habe ich bemerkt, dass ich schwa n ger war. «
    Olaug schlug mit der Hand auf die Decke. » Aber mein e L iebe, du musst diese alten Geschichten doch bald leid sein. Lass uns lieber über dich sprechen. Wer ist er, dein Kavalier? «
    » Ein feiner Mann. «
    Ina hatte immer diesen verträumten Gesichtsausdruck, wenn Olaug von ihrer ersten und letzten großen Liebe, Ernst Schwabe, erzählte.
    » Er hat mir etwas geschenkt «, sagte Ina, zog die Schreibtisc h schublade auf und nahm ein kleines Päckchen mit goldener Schleife heraus. » Er hat gesagt, ich dürfe das erst öffnen, wenn wir uns verlobt haben. «
    Olaug lächelte und streichelte Ina die Wange. Sie freute sich für sie. » Liebst du ihn? «
    » Er ist anders als andere. Er ist nicht so … Er ist altmodisch. Er will, dass wir warten. Mit … Du weißt schon. «
    Olaug nickte. » Das hört sich an, als würde er es ernst meinen. «
    » Ja. « Ina seufzte leicht.
    » Dann musst du dir aber sicher sein, dass das der Mann deines Lebens ist, ehe du ihn weitermachen lässt «, sagte Olaug.
    » Das weiß ich «, sagte Ina. » Deshalb ist es ja so schwierig. Er war gerade hier, und ehe er gegangen ist, habe ich ihm gesagt, dass ich ein bisschen Zeit brauche. Er hat gesagt, dass er das versteht, wo ich doch um so vieles jünger sei. «
    Olaug wollte sie fragen, ob er einen Hund dabeigehabt habe, ließ es aber bleiben, sie hatte genug

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