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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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denken, die er in den vergangenen Tagen studiert hatte, an die Suche im Internet nach Schlagworten wie «altes Wissen» und «Geheimnisse der Alchemie», an die zahllosen esoterischen Webseiten, die er durchgegangen war. Er hatte eine Vielzahl von alchemistischen Schriften entdeckt, angefangen in der heutigen Zeit und bis zurück ins vierzehnte Jahrhundert. Sie alle hatten eines gemeinsam: die verwirrende und bombastische Sprache. Und natürlich hatten sie alle die gleiche dunkle Aura des Geheimnisvollen. Ben war nicht imstande gewesen, zu unterscheiden, wie viel davon echt war und wie viel esoterisches Getue, das den gutgläubigen Anhängern gefallen sollte, die die Alchemie im Verlauf der Jahrhunderte angezogen hatte.
    «Wenn ich zynisch sein wollte, würde ich sagen: weil es nichts gab, das sich zu enthüllen lohnte», antwortete Rose grinsend. «Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Alchemisten mächtige Feinde hatten; und ihre Besessenheit von der Geheimhaltung diente teilweise vielleicht auch reinem Selbstschutz.»
    «Vor wem?»
    «Auf der einen Seite waren die Spekulanten und Haie, die versuchten, das Wissen der Alchemisten für ihre Zwecke auszubeuten», erzählte Rose. «Es kam immer wieder vor, dass der eine oder andere glücklose Alchemist entführt wurde, der zu laut mit seiner Kunst geprahlt hatte, Gold herstellen zu können, und unter der Folter gezwungen wurde, zu verraten, wie man es machte. Und wenn er es nicht sagen konnte – was natürlich stets der Fall war –, dann landete er meist mit einem Strick um den Hals am nächsten Ast.» Der Professor hielt kurz inne. «Doch ihr wahrer Feind war die Kirche, insbesondere in Europa, wo man Alchemisten jahrhundertelang als Häretiker und Hexenmeister verbrannte. Sehen Sie nur, was die katholische Inquisition im mittelalterlichen Frankreich mit den Katharern angestellt hat – auf direkten Befehl von Papst Innozenz   III. Sie nannten die Auslöschung eines ganzen Volkes ‹das Werk Gottes›. Heutzutage nennen wir so etwas Genozid.»
    «Ich habe von den Katharern gehört», sagte Ben. «Können Sie mir mehr erzählen?»
    Rose setzte seine Brille ab und polierte sie mit der Spitze seiner Krawatte. «Es ist eine grauenhafte Geschichte. Die Katharer waren eine verbreitete religiöse Bewegung im Mittelalter, hauptsächlich in der Gegend des heutigen Languedoc im Süden von Frankreich. Ihr Name leitet sich vom griechischen katharós ab und bedeutet ‹die Reinen›. Ihr Glaube war ein wenig radikal in der Hinsicht, dass sie Gott als eine Art kosmisches Prinzip der Liebe betrachteten. Sie maßen Christus keine große Bedeutung bei, und viele von ihnen glaubten nicht einmal, dass er existiert hatte. Ihrer Vorstellung nach war Christus, selbst wenn er existiert hatte, ganz bestimmt nicht der Sohn Gottes gewesen. Die Katharer glaubten, dass alle Materie grundsätzlich primitiv und verdorben sei, und das schloss die Menschheit ein. Für die Katharer war religiöse Frömmigkeit ein Weg, die grundlegende Materie zu perfektionieren und zu spiritualisieren in dem Bemühen, Einheit mit dem Göttlichen zu erlangen.»
    Ben lächelte. «Ich kann verstehen, dass diese Ansichten die Orthodoxie nicht wenig beunruhigt haben.»
    «Absolut», pflichtete Rose ihm bei. «Die Katharer hatten im Grunde genommen einen Freistaat geschaffen, den die Kirche nicht zu kontrollieren vermochte. Schlimmer noch, sie predigten offen und unverhohlen Ideen, die dazu geeignet waren, die Glaubwürdigkeit und Autorität der Kirche ernsthaft zu unterminieren.»
    «Waren die Katharer Alchemisten?», fragte Ben. «Was Sie da über die Perfektionierung der Materie gesagt haben, klingt ganz danach.»
    «Ich glaube nicht, dass irgendjemand imstande ist, diese Frage mit Bestimmtheit zu beantworten», erwiderte Rose. «Als Historiker würde ich mich bestimmt nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Aber Sie haben ganz recht, Benedict. Das alchemistische Konzept der Reinigung von primitiver Materie, um etwas Vollkommeneres, Unzerstörbares zu erhalten, steht durchaus im Einklang mit den Überzeugungen der Katharer. Wir werden die Wahrheit nie erfahren. Leider. Die Katharer haben nicht lange genug überlebt, um ihre Geschichte weiterzugeben.»
    «Was wurde aus ihnen?»
    «Auf den Punkt gebracht: Massenvernichtung», antwortete Rose. «Als Papst Innozenz   III. im Jahre 1198 gewählt wurde, verschaffte ihm die angebliche Häresie der Katharer eine wunderbare Ausrede, um die Macht der Kirche auszudehnen

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