Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Leidenschaft immer stärker geworden war.
Sie rollte sich auf den Rücken und streckte sich wohlig unter der Bettdecke. Genoss die frische Baumwolle. Strich sich die zerzausten Haare aus den Augen und streckte eine Hand nach ihm aus. Das Kissen neben ihr war leer. Er war anscheinend nach unten gegangen.
Eine ganze Weile lang schwamm sie in jenem dämmrigen, benebelten Zustand zwischen Schlaf und Wachsein. Das Grauen ihrer Entführung und Gefangenschaft schien weit weg zu sein, nur noch eine undeutliche Erinnerung wie aus einem anderen Leben, ein halb vergessener Albtraum aus ferner Vergangenheit. Träge überlegte sie, wie es sein würde, in Irland zu leben, am Meer … Sie hatte noch nie am Meer gewohnt.
Inzwischen war sie ein wenig wacher geworden und fragte sich, was er unten so lange trieb. Sie roch keinen Kaffee und hörte keine Geräusche außer den zwitschernden, singenden Vögeln in den Zweigen der Bäume.
Sie schwang die Beine aus dem Bett und tappte nackt durch das Schlafzimmer, um die verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln, die von der obersten Treppenstufe bis zum Bett umherlagen. Weitere frische Erinnerungen kamen hoch, und sie lächelte erneut vor sich hin.
Er war nicht unten und machte das Frühstück. Sie suchte das kleine Cottage nach ihm ab und rief seinen Namen. Wo steckte er nur?
Erst als sie sah, dass all seine Sachen und der Wagen verschwunden waren, wurde sie unsicher. Sie fand seinen Brief auf dem Küchentisch. Sie wusste, was darin stand, noch bevor sie ihn auseinandergefaltet und gelesen hatte.
Tränen sammelten sich in ihren Augen und rannen über ihre Wangen. Sie saß am Küchentisch, den Kopf in den Armen vergraben, und weinte lange, lange Zeit.
Kapitel 57
Palavas-les-Flots, Südfrankreich,
drei Tage später
Der Herbst hielt allmählich Einzug. Für den Badeort näherte sich die Saison ihrem Ende zu, und die einzigen Touristen, die noch draußen im Meer schwammen, waren Briten und Deutsche. Ben saß auf der Bank und starrte hinaus zum blauen Horizont. Er dachte an Roberta. Inzwischen war sie bestimmt auf dem Rückweg nach Hause und in Sicherheit.
Er war früh aufgebrochen nach ihrer Liebesnacht. Du hättest nicht zulassen dürfen, dass es so weit kommt! ,dachte er. Es war nicht fair ihr gegenüber. Er fühlte sich schrecklich, weil er ihr seine Gefühle gestanden hatte, obwohl er die ganze Zeit geplant hatte, beim ersten Licht des Tages davonzuschlüpfen, solange sie noch schlief.
Im Morgengrauen hatte er am Küchentisch gesessen und ihr geschrieben. Es war kein schöner Brief gewesen, und er wünschte, er hätte ihr mehr sagen können. Doch es hätte den Abschied nur noch schmerzvoller gemacht, und nicht nur für sie. Außer dem Brief hatte er ihr genügend Geld für eine schnelle und sichere Heimkehr nach Amerika dagelassen. Dann hatte er seine Sachen gepackt und direkt zur Tür hinauseilen wollen.
Aber er hatte nicht einfach gehen können. Er musste sie ein letztes Mal sehen. Also schlich er auf Zehenspitzen die knarrende Treppe hinauf, vorsichtig, um sie nicht zu wecken. Er stand einen langen Moment da und sah sie an, während sie tief und fest schlief. Ihr Körper hob und senkte sich regelmäßig unter der Bettdecke, und ihre Haare lagen ausgebreitet auf dem Kissen. Ganz behutsam streifte er eine Locke aus ihrem Auge und lächelte liebevoll angesichts der vollkommenen, beinahe kindlichen Entspanntheit in ihrem schlafenden Gesicht. Er verspürte ein überwältigendes Bedürfnis, sie in seine Arme zu schließen, sie zu küssen, zu umhegen, ihr das Frühstück ans Bett zu bringen. Bei ihr zu bleiben – und glücklich zu sein.
Doch nichts von alldem war möglich. Es war wie ein Traum, unerreichbar für ihn. Das Schicksal hatte für ihn ein anderes Leben vorgesehen. Er musste an das denken, was Luc Simon zu ihm gesagt hatte. Männer wie wir sind einsame Wölfe , fuhr es Ben durch den Kopf . Wir wollen unsere Frauen lieben, doch wir fügen ihnen nur Schmerzen zu .
Er hatte sie ein letztes Mal angesehen und sich zum Gehen gezwungen.
Und jetzt musste er sich wieder auf seine Suche konzentrieren. Fairfax wartete auf ihn. Ruth wartete auf ihn.
Er ging zurück zu der Pension am Strand. In seinem Zimmer setzte er sich auf das Bett, holte sein Telefon hervor und wählte eine Nummer.
«Ich bin also offiziell vom Haken?»
Luc Simon lachte. «Sie waren niemals offiziell dran, Ben. Ich wollte Sie lediglich zur Vernehmung auf dem Präsidium haben.»
«Sie hatten eine
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