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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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Notizbuch. Was hatten sie zu bedeuten? Ben kannte sich genügend aus mit Kryptographie, um zu wissen, dass man einen Schlüssel brauchte, um einen Code wie diesen zu knacken. Spione und Geheimdienstleute benutzten häufig eine willkürlich aus einem Buch ausgewählte Textzeile. Die ersten sechsundzwanzig Buchstaben dieser Zeile wurden mit den Grundbuchstaben korreliert oder mit Ziffern oder beidem. Man konnte sie nun vorwärts oder rückwärts anwenden und auf diese Weise verschiedene Varianten des Codes mit vollkommen unterschiedlichen Bedeutungen erzeugen. Wenn man wusste, welches Buch, welche Seite und welche Zeile zu benutzen war, geriet das Entschlüsseln einer codierten Nachricht zu einer einfachen Übung.
    Doch wenn man den Schlüssel nicht kannte, war ein Code nicht zu knacken. Genau das war die Situation, mit der Ben konfrontiert war. Woher sollte er wissen, welches Buch oder welchen Text Fulcanelli seinem Code zugrunde gelegt hatte, um diese Sequenzen zu verschlüsseln? Er konnte jede mögliche Sprache benutzt haben – Französisch, Italienisch, Englisch, Latein oder eine Übersetzung von der einen in die andere.
    Ben saß eine ganze Weile da und dachte angestrengt nach. Im Vergleich zu seiner Aufgabe war die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen geradezu ein Kinderspiel. Er schweifte in Gedanken zurück, und plötzlich fiel ihm die Aufzeichnung ein, die Anna ihnen vorgespielt hatte – die Tonaufnahme von ihrem Besuch bei Klaus Rheinfeld kurz vor seinem Tod. Rheinfeld hatte ununterbrochen ähnliche Sequenzen von alternierenden Buchstaben und Zahlen gemurmelt. Ben hatte sie aufgeschrieben.
    Er suchte in seinen Taschen und fand den kleinen Block. Die Sequenz, die Rheinfeld ständig wiederholt hatte wie ein Mantra, lautete: N-6, E-4, I-26, A-11, E-15. Keine dieser Kombinationen tauchte irgendwo in seinem Notizbuch auf. Bedeutete dies, dass Rheinfeld den Code selbst ausgearbeitet hatte? Ben erinnerte sich an Annas Schilderung, dass Rheinfeld wie ein Besessener an seinen Fingern die Worte einer anderen Phrase abgezählt hatte. Wie ging sie noch einmal …? Irgendwas Lateinisches, ein alchemistischer Spruch. Ben kniff die müden Augen zu, während er sich zu erinnern versuchte.
    Der Spruch stand irgendwo in Rheinfelds Notizbuch.
    Er blätterte die besudelten Seiten durch und fand die Tintenzeichnung, die einen Alchemisten neben seinem blubbernden Kessel darstellte. Dort im Kessel stand es geschrieben: IGNE NATURA RENOVATUR INTEGRA – die ganze Natur wird erneuert durch das Feuer .
    Wenn Rheinfeld die Worte dieses Satzes an den Fingern abgezählt hatte, während er ihn immer und immer wiederholt hatte … Bedeutete das etwa … Ben zählte die Buchstaben des lateinischen Sinnspruches. Sechsundzwanzig. Genau so viele wie die Buchstaben des Alphabets. War das die Schlüsselzeile für den Code?
    Er schrieb die Phrase auf ein Blatt Papier. Über und unter den Wörtern schrieb er die Buchstaben des Alphabets auf sowie die Zahlen Eins bis Sechsundzwanzig. Es sah zu einfach aus, doch er versuchte es trotzdem. Rasch fand er heraus, dass die Zahlen des Codes zwar nur einem Buchstaben entsprechen konnten. Aber weil sich die Buchstaben in der Phrase wiederholten, konnten die codierten Buchstaben unterschiedliche Bedeutungen haben. Mit diesem Schlüssel versuchte Ben die beiden ersten Wörter der verschlüsselten Botschaft zu enträtseln, N 18 und U 11 R.

    Die horizontalen Buchstaben der ersten Zeile hätten nach dieser Theorie zwei erkennbare Worte ergeben sollen, mit möglichen Variationen durch die alternativen Buchstaben in den darunter stehenden Zeilen. Doch es ergab keinen Sinn. Versuch’s nochmal, es war sowieso viel zu offensichtlich. Er drehte die Nummern eins bis sechsundzwanzig so um, dass sie rückwärts gegen die Schlüsselzeile verliefen, und decodierte die ersten beiden Wörter erneut.

    Es sah aus, als wäre er auf einer völlig falschen Fährte. Die Schlüsselzeile war wahrscheinlich eine ganz andere.
    «Mein Gott, wie ich Rätsel hasse», murmelte er leise vor sich hin.
    Er kaute auf seinem Stift und starrte das Notizbuch an, auf der Suche nach Inspiration. Sein Blick blieb an der Tintenzeichnung des Alchemisten mit seinem Kessel haften. Unter dem Kessel brannte ein Feuer. Und unter dem Feuer gab es eine Inschrift: ANBO.
    Dann dämmerte es ihm. Natürlich , du Dummkopf. ANBO war die codierte Form von IGNE, lateinisch für Feuer. Wenn ANBO gleichbedeutend war mit IGNE, dann

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