Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
merkwürdige Art, das zu zeigen.»
«Die inoffizielle Antwort ist ja; sie können gehen, wohin Sie wollen», erklärte Simon. «Sie haben Ihre Seite der Abmachung eingehalten, und ich werde meine einhalten. Marc Dubois ist zurück bei seiner Mutter. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Gladius Domini , und die Hälfte der Mitglieder ist in Untersuchungshaft wegen Mord, Entführung und einer ganzen Wagenladung anderer Anklagepunkte. Also bin ich bereit, gewisse Vorfälle zu vergessen, die Sie betreffen, wenn Sie verstehen, was ich meine.»
«Ich verstehe sehr gut. Danke, Luc.»
«Danken Sie mir nicht, Ben. Machen Sie mir einfach keine Scherereien mehr. Wenn Sie mir eine Freude machen wollen, dann erzählen Sie mir, dass Sie Frankreich noch heute verlassen.»
«Bald, sehr bald», versicherte ihm Ben.
«Im Ernst, Ben. Genießen Sie, was vom Wetter noch geblieben ist, gehen Sie ins Kino, besuchen Sie die Sehenswürdigkeiten. Seien Sie zur Abwechslung mal ein ganz gewöhnlicher Tourist. Wenn ich allerdings höre, dass Sie wieder was angestellt haben, sitze ich Ihnen im Nacken wie eine Tonne Ziegelsteine, mein Freund.»
Luc Simon legte den Telefonhörer zurück und grinste vor sich hin. Trotz allem konnte er nicht anders, als diesen Ben Hope irgendwie zu mögen.
Hinter ihm ging die Bürotür auf, und er drehte sich um. Ein sommersprossiger Détective mit dünner werdendem rotem Haar betrat den Raum. «Hallo, Sergeant Moran.»
«Guten Morgen, Monsieur. Bitte entschuldigen Sie, ich wusste nicht, dass Sie noch hier sind.»
«Keine Sorge, ich bin gleich weg», erwiderte Simon mit einem Blick auf seine Uhr. «Wollten Sie etwas Bestimmtes, Sergeant?»
«Nur eine Akte holen, Monsieur.» Moran ging zum Aktenschrank, öffnete eine Schublade und blätterte die Pappteiler durch.
«Nun, wie dem auch sei, ich bin weg», erklärte Simon und nahm seine Aktentasche. Er klopfte Moran freundlich auf die Schulter, verließ das Büro und machte sich auf den Weg zur Eingangshalle.
Moran sah ihm hinterher, bis er um eine Ecke im Korridor verschwunden war. Dann schloss der Détective die Schublade, huschte zur Tür und sperrte sie ab. Er ging zum Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. Eine weibliche Stimme von der Rezeption antwortete.
«Können Sie mir die Nummer des letzten Anrufers auf dieser Leitung geben?», fragte er. Er notierte die Ziffern auf einem Blatt und beendete das Telefonat. Anschließend wählte er die Nummer, die er aufgeschrieben hatte.
Eine andere Frauenstimme meldete sich.
«Oh, Verzeihung», sagte er nach kurzem Zögern. «Ich muss mich verwählt haben.» Dann legte er wieder auf.
Er wählte ein drittes Mal. Diesmal antwortete eine rasselnde Flüsterstimme.
«Hier ist Moran», meldete sich der Détective. «Ich habe die gewünschte Information. Die Zielperson befindet sich in der Auberge Marina in Palavas-les-Flots.»
Ben saß am Schreibtisch im Zimmer seiner Pension. Er trank seinen Kaffee, rieb sich die Augen und begann seine Notizen durchzugehen.
«Also schön, Hope», murmelte er vor sich hin. «Machen wir uns an die Arbeit. Was haben wir bisher?»
Die unvermeidliche Antwort lautete – nicht sehr viel. Ein paar zusammenhanglose Informationsfetzen, eine Wagenladung unbeantworteter Fragen und keine Spur mehr, der er nachgehen konnte. Er wusste einfach nicht genug. Er war ausgebrannt, müde und mental erschöpft von endlosen Tagen des Rennens, Planens und angestrengten Bemühens, sämtliche Elemente der Gleichung ins Gleichgewicht zu bringen. Und jetzt sah er, wann immer er sich zu konzentrieren versuchte, Robertas Gesicht vor sich. Ihr Haar. Ihre Augen. Die Art, wie sie sich bewegte. Wie sie lachte, wie sie weinte. Er konnte sie nicht aussperren, konnte die Leere nicht ausfüllen, die er nun spürte, da sie nicht mehr bei ihm war.
Er hatte fast keine Zigaretten mehr. Wieder einmal. Er nahm seinen Flachmann hervor und schüttelte ihn. Noch nicht ganz leer. Er schraubte die Kappe ab. Nein .Schraubte sie wieder fest, legte den Flachmann auf den Tisch und schob ihn von sich.
Noch immer gingen ihm die scheinbar sinnlosen Zahlen und Buchstabenkombinationen durch den Kopf, die auf neun Seiten von Rheinfelds Notizbuch erschienen. Müde griff er nach einem Stift, blätterte die Seiten durch und schrieb die merkwürdigen Kombinationen in der Reihenfolge auf, wie sie erschienen.
In normaler Schrift erinnerten sie noch stärker an einen Code als hingekritzelt in Rheinfelds
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