Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
sehe es in Ihren Augen.»
Rom
Eine Prozession ziviler Polizeifahrzeuge wand sich die Auffahrt zwischen den üppigen Gärten der Villa hinauf und hielt in einem geordneten Halbkreis im Hof vor den hohen weißen Marmorsäulen.
Von seinem Fenster hoch oben in der prachtvollen Kuppel beobachtete Erzbischof Massimiliano Usberti, wie die Polizisten ausstiegen, seine Diener beiseiteschoben und die Stufen zum Haus hinaufstiegen. Ihre Gesichter waren hart und offiziell. Er hatte sie bereits erwartet.
Durch einen einzigen Mann, Ben Hope, war Gladius Domini großen Schaden zugefügt worden. Trotz seines schwelenden Hasses musste Usberti diesem Mann Bewunderung zollen. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass man ihn so leicht ausstechen konnte, doch irgendwie hatte Hope es geschafft. Der Engländer hatte ihn übertrumpft, und Usberti war beeindruckt.
Der Angriff war schnell und entschlossen vorgetragen worden. Zuerst die simultane Verhaftung seines französischen Spitzenagenten Saul und das Desaster in Montpellier. Dann die perfekt koordinierte Aktion von Interpol gegen Usbertis Leute überall in Europa. Viele seiner Agenten hatte die Polizei in Untersuchungshaft genommen. Andere, wie Fabrizio Severini, waren untergetaucht. Wiederum andere waren während der Verhöre durch die Polizei zusammengebrochen. Wie eine Reihe fallender Dominosteine, wie eine Leuchtspur am Nachthimmel, hatten die Ermittlungsergebnisse mit alarmierender Geschwindigkeit bis ganz nach oben geführt – bis hinauf zu ihm.
Unten auf der Treppe zur Kuppel hörte er bereits die Stimmen der Polizisten. Jeden Moment würden sie hier sein. Wahrscheinlich dachten sie, dass sie ihn hatten.
Narren. Sie hatten keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatten. Ein Mann wie Massimiliano Usberti, mit Kontakten und einem Einfluss, den sie sich nicht einmal annähernd vorstellen konnten, würde nicht so leicht untergehen. Er würde einen Ausweg finden aus diesem Fiasko. Und dann würde er zurückkommen und Rache nehmen.
Die Tür auf der anderen Seite des Raums flog auf, und Usberti wandte sich gelassen vom Fenster ab, um sie zu begrüßen.
Kapitel 63
Ben hatte Fairfax angerufen, um Bescheid zu geben, dass die Mission abgeschlossen war und er zurückkehren würde. Bevor der Privatjet ihn auf dem Flughafen in der Nähe von Montpellier abholte, hatte Ben jedoch noch ein paar freie Stunden.
Pater Pascal Cambriel hielt sich in seinem kleinen Weinberg auf, als er das Tor knarren hörte. Er blickte hoch und sah Ben mit breitem Lächeln auf sich zukommen. Der Priester umarmte ihn herzlich. «Benedict! Ich wusste immer, dass du kommen und mich besuchen würdest.»
«Ich habe nicht viel Zeit, Pater. Ich wollte Ihnen nur noch einmal danken für all Ihre Hilfe.»
Pascal Cambriels Augen weiteten sich besorgt. «Und Roberta? Ist sie …?»
«Wohlbehalten nach Hause in die USA zurückgekehrt.»
Der Priester stieß einen Seufzer aus. «Ich danke dem Herrn, dass es ihr gutgeht», flüsterte er. «Deine Arbeit hier ist getan?»
«Ja. Ich fliege heute Nachmittag.»
«Dann heißt es also, Lebewohl zu sagen, mein lieber Freund. Pass auf dich auf, Benedict. Möge der Herr mit dir sein und über dich wachen. Ich werde dich vermissen … Oh, wie dumm von mir. Fast hätte ich es vergessen. Ich habe eine Nachricht für dich.»
Ben fühlte sich verlegen, als die Schwester ihn in das private Krankenzimmer führte. Die Polizeiwache war abgezogen worden, nachdem Ben bei Luc Simon angerufen hatte.
Anna saß aufrecht in ihrem Bett und las in einem Buch. Hinter ihr flutete Sonnenlicht durch das Fenster. Sie war umgeben von Vasen mit gelben, weißen und roten Rosen, die den Raum mit ihrem süßen Duft erfüllten. Sie blickte auf, als Ben eintrat, und auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln. Ihre rechte Wange war von einem großen Mullverband bedeckt.
«Es ist schön, dich wiederzusehen», begrüßte er sie und hoffte, dass ihr der nervöse Unterton in seiner Stimme verborgen blieb.
«Ich bin heute Morgen inmitten all dieser wunderschönen Blumen wach geworden», sagte sie. «Ich danke dir aus ganzem Herzen.»
«Es war das wenigste, was ich tun konnte», erklärte er und blickte voller Unbehagen auf die blauen Flecken um ihr Auge und auf ihrer Stirn. «Anna, es tut mir so leid, was mit dir passiert ist. Dir und deinem Freund …»
Sie legte ihm die Hand auf den Arm. «Es war nicht deine Schuld, Ben», erwiderte sie leise. «Wenn du nicht gekommen wärst, hätte er mich
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