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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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hellblauen Augen ansehen, und sie wusste nicht zu sagen, was er dachte.
    Ein weiterer Gedanke ging ihr immer wieder durch den Kopf. Die Erkenntnis, dass sich jemand für ihre Forschung interessierte. Sich sehr stark dafür interessierte. Stark genug, um dafür sogar zu töten. Was mehrere Schlussfolgerungen zuließ. Zum einen, dass sich jemand bedroht fühlte von dem, was sie entdeckt hatte – woraus folgte, dass ihre Forschungsresultate einen realen Wert besaßen. Sie war auf der richtigen Fährte, selbst wenn sie sich auf gefährliches Eis begeben hatte. Ein aufgeregtes Kribbeln erfasste sie. Sie musste mehr herausfinden.
    Sie unterbrach ihre Gedankengänge und hob den Kopf vom Kissen, während sie angespannt lauschte. Eine Stimme. Sie hatte Mühe, sich in dem unvertrauten, dunklen Zimmer zu orientieren. Nach einigen Sekunden wurde ihr klar, dass die Stimme aus dem Schlafzimmer kam. Es war die von Ben. Roberta konnte nicht verstehen, was er sagte. Seine Stimme wurde lauter, als er gegen irgendetwas protestierte, das der andere sagte. Telefonierte er etwa? Sie erhob sich von ihrem improvisierten Bett und schlich im schwachen Schein des Mondlichts zu seiner Tür. Drückte das Ohr gegen das Türblatt, ganz behutsam, um nur kein Geräusch zu machen, und lauschte.
    Er telefonierte nicht – sondern er stöhnte, und seine Stimme klang gequält, wie unter Schmerzen. Er murmelte etwas, das sie nicht verstand. Und dann rief er mit lauterer Stimme etwas Unverständliches.
    Sie wollte bereits die Tür öffnen, als ihr bewusstwurde, dass er träumte. Nein, kein Traum. Ein Albtraum.
    «Ruth, nicht! Geh nicht! Nein, nein, lass mich nicht allein!»
    Seine Rufe wurden leiser, wichen einem gedämpften Stöhnen. Dann hörte sie, während sie im Dunkeln dastand und lauschte, wie er lange, lange Zeit schluchzte wie ein kleines Kind.

Kapitel 20
    Schon seit seiner ärmlichen Kindheit im ländlichen Sardinien empfand Franco Bozza Vergnügen daran, anderen Schmerzen zuzufügen. Seine ersten Opfer waren Insekten und Regenwürmer gewesen, und als Knabe hatte er viele glückliche Stunden damit verbracht, sie mit immer ausgefeilteren Methoden langsam zu zerlegen und ihnen beim Sterben zuzuschauen. Noch bevor er acht Jahre alt geworden war, hatte er angefangen, sein Talent an Vögeln und kleinen Säugetieren zu üben. Zuerst waren ein paar Küken an der Reihe gewesen, die er in einem Nest gefunden hatte. Später verschwanden in der Nachbarschaft auf unerklärliche Weise Hunde. Während Franco die Teenagerjahre durchlebte, entwickelte er sich zu einem Meisterfolterer und einem Experten im Erzeugen von Todesqualen. Er liebte es. Es war die eine, einzige Sache, die ihm das Gefühl vermittelte, lebendig zu sein.
    Mit dreizehn verließ er die Schule, und zu diesem Zeitpunkt war er beinahe genauso fasziniert vom Katholizismus. Er war verzückt von den grausameren Darstellungen in der christlichen Kulturgeschichte – der Dornenkrone beispielsweise, den blutenden Stigmata Christi, der Art und Weise, wie die Nägel durch seine Hände und Füße in das Holz des Kreuzes getrieben worden waren. Franco übte sich in der einfachen Kunst des Lesens, die er in der Schule gelernt hatte, nur damit er alles über die wunderbar grausame Geschichte der katholischen Kirche lesen konnte, was er in die Finger bekam. Eines Tages fiel ihm ein altes Buch in die Hände, in dem die Verfolgung von Häretikern durch die mittelalterliche Inquisition beschrieben wurde. Er las, wie der Befehlshaber der Kirchentruppen nach der Einnahme einer Katharerfestung im Jahr 1210 befohlen hatte, hundert katharischen Häretikern die Ohren, Nasen und Lippen abzuschneiden, ihnen die Augen auszustechen und sie vor den Wällen anderer Ketzerfestungen als abschreckendes Beispiel auf und ab marschieren zu lassen. Derart makabre Schilderungen waren eine große Inspiration für den Knaben Franco. Nächtelang lag er wach und wünschte sich, er hätte irgendwie daran teilhaben können.
    Franco wurde zu einem großen Liebhaber religiöser Kunst und wanderte nicht selten viele Kilometer zur nächsten Stadt, um die dortige Bücherei zu besuchen und sich an historischen Abbildungen zu ergötzen, die grausige Bilder religiöser Unterdrückung zeigten. Sein Lieblingsgemälde war das in den achtziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts gemalte Werk Der Heuwagen von Hieronymus Bosch, das grässliche Folterungen durch die Hand von Dämonen zeigte: Leiber, die von Speeren und Klingen durchbohrt wurden,

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