Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
und um die Nummer an deine Komplizen weiterzugeben. Hernach hatte einer von ihnen Ben angerufen und getan, als wäre er Loriot. Es war riskant gewesen – was, wenn der richtige Loriot zurückgerufen hätte? Vielleicht hatten sie sich ja zuerst überzeugt, dass er nicht in der Stadt weilte.
Es war kein perfekter Plan, doch er hätte beinahe funktioniert. Ben hatte sich wie ein reifer Apfel von einem Baum pflücken lassen, und er verdankte es einzig und allein Robertas Eingreifen, dass er nicht über mehrere hundert Meter Bahngleise verschmiert worden war. Ohne sie wäre die Spurensicherung wohl immer noch damit beschäftigt, seine Gewebeteile aus den Fugen und Ritzen in den Schwellen zu kratzen.
Wurde er nachlässig? So etwas durfte nicht noch einmal geschehen.
Es bedeutete außerdem, dass dieselben Leute, die hinter Roberta her waren, es auch auf ihn abgesehen hatten. Sie waren zu allem entschlossen, und ob es Ben gefiel oder nicht, es machte Roberta und ihn zu Partnern.
Er war seit Einbruch der Morgendämmerung wach und hatte sich den Kopf zermartert, was er mit ihr machen sollte. Am Abend vorher war er überzeugt gewesen, dass er sie irgendwie loswerden musste. Dass er ihr Geld geben und sie dazu bewegen sollte, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren. Doch vielleicht irrte er sich. Vielleicht konnte sie ihm helfen. Sie wollte herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte, genau wie er. Und er spürte, dass sie – zumindest für den Augenblick – lieber bei ihm bleiben wollte. Zum Teil aus Angst, zum Teil aus schierer Neugier. Doch das würde nicht anhalten, wenn er sie weiter im Dunkeln ließ, ihr die kalte Schulter zeigte und ihr keinerlei Vertrauen entgegenbrachte.
Er saß auf seiner Bettkante und dachte darüber nach, bis er hörte, wie sie sich im Raum nebenan bewegte. Er stand auf und öffnete die Tür. Sie streckte sich und gähnte, die zerknitterten Bettlaken zu ihren Füßen, das Haar zerzaust.
«Ich mache uns Kaffee», sagte er, «und dann muss ich los. Die Tür ist offen. Sie können gehen, wann immer Sie wollen.»
Sie sah ihn schweigend an.
«Sie müssen sich entscheiden», erklärte er. «Bleiben Sie hier, oder reisen Sie ab?»
«Wenn ich hierbleibe, muss ich wohl bei Ihnen bleiben.»
Er nickte. «Wir müssen uns über eine ganze Menge Dinge Klarheit verschaffen. Und zwar auf meine Weise.»
«Heißt das, dass wir uns jetzt gegenseitig vertrauen?»
«Ich schätze, das heißt es», antwortete er.
«Dann bleibe ich.»
Er ging die Reihe von gebrauchten Fahrzeugen entlang und musterte jedes einzelne sorgfältig. Etwas Schnelles, Praktisches. Nicht zu auffällig, nicht zu markant. «Wie steht es mit dem hier?», fragte er.
Der Mechaniker wischte sich die Hände am Overall ab und hinterließ schwarze Ölflecken auf dem blauen Stoff. «Er ist ein Jahr alt, Eins-a-Zustand. Wie wollen Sie zahlen?»
Ben klopfte auf seine Tasche. «Ist Bargeld okay?»
Zehn Minuten später jagte Ben den silbernen Peugeot 206 Sport die Avenue de Gravelle hinunter in Richtung des Pariser Rings.
«Ich muss schon sagen, für einen Reporter werfen Sie ganz schön mit Geld um sich», stellte Roberta fest, die auf dem Beifahrersitz saß.
«Okay, Zeit für die Wahrheit. Ich bin kein Reporter», antwortete Ben. Der Verkehr wurde immer stärker, je näher sie der Périphérique kamen, sodass er langsamer fahren musste.
«Ha. Ich hab’s gewusst!» Sie klatschte in die Hände. «Darf ich erfahren, was Sie wirklich sind, Mr. Benedict Hope? Und ob das, nebenbei gefragt, überhaupt Ihr richtiger Name ist?»
«Es ist mein richtiger Name.»
«Ein hübscher Name.»
«Zu hübsch für einen Kerl wie mich?»
Sie lächelte. «Das habe ich nicht gesagt.»
«Was die Frage nach meiner Arbeit angeht», fuhr er fort. «Ich schätze, man könnte mich einen Sucher nennen.» Er wartete auf eine Gelegenheit zum Spurwechsel. Als sie sich ergab, fuhr er hinüber und trat das Gaspedal erneut durch. Der überraschend kräftige Motor des kleinen Wagens heulte auf, und sie wurden in die Sitze gepresst.
«Ein Sucher? Was suchen Sie? Ärger?»
«Na ja, manchmal suche ich tatsächlich Ärger», antwortete er mit einem trockenen Lächeln. «Aber diesmal hatte ich keinen Ärger erwartet. Absolut nicht.»
«Und was suchen Sie dann? Und wieso sind Sie ausgerechnet zu mir gekommen?»
«Das wollen Sie wirklich wissen?»
«Absolut.»
«Ich suche den Alchemisten Fulcanelli.»
Sie hob eine Augenbraue. « Aaaaah . M-hm. Erzählen Sie
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