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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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dahingemetzelt wie ein Stück Vieh. Franco war halb verhungert und besudelt vom eigenen Blut, das aus der klaffenden Wunde in seinem Hals sprudelte. Doch der Schmerz und der Geruch des Blutes verschafften ihm neue Kraft. Er blieb auf den Beinen wie ein verwundetes Tier, und statt zu fliehen, griff er an. Hätte Salvatore in jener Nacht eine Pistole gehabt, wäre es anders ausgegangen. Doch so entwand Franco ihm das Messer, überwältigte ihn und schnitt ihm die Leber heraus. Ganz langsam.
    Es war das erste Mal, dass er einen Menschen getötet hatte. Es würde nicht das letzte Mal bleiben. Er raubte das Geld aus der Brieftasche von Salvatores Leichnam und flüchtete zur Küste, wo er eine Fähre zum italienischen Festland bestieg. Die Schnittwunde am Hals verheilte, doch von jenem Tag an sprach er für den Rest seines Lebens in einem erstickten Flüsterton.
    Franco Bozza konnte nicht mehr nach Sardinien zurückkehren, da ihm auf der Insel die Vendetta drohte. Er durchstreifte das südliche Italien und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Doch seine Lust, anderen Schmerzen zuzufügen, verlangte immer wieder nach Befriedigung. Noch bevor er vierundzwanzig Jahre alt war, hatten die Mafiabosse seine Talente für ihre Zwecke entdeckt und benutzten ihn, um ihren gefangenen Feinden Informationen zu entreißen. Franco Bozza war ein Naturtalent, und sein grausiger Ruf als außergewöhnlich gefühlloser und kaltherziger Folterknecht breitete sich rasch in der Unterwelt aus. Wenn es darum ging, Qualen zu maximieren und das Opfer möglichst lange leiden zu lassen, war er der unbestrittene Maestro.
    Wenn Bozza – oder der «Inquisitor», wie er sich inzwischen selbst nannte – seine Kunst nicht an irgendeinem glücklosen Kriminellen ausübte, streifte er nächtelang durch die Straßen auf der Suche nach ahnungslosen Prostituierten, die er mit seiner heiseren Flüsterstimme in seine tödlichen Fänge lockte. Ihre erbärmlichen Reste tauchten nach und nach in den schäbigen Hotelzimmern überall im südlichen Italien auf. Gerüchte verbreiteten sich von einem «Monster», einem Irren, der sich an Schmerz und Tod ergötzte wie ein Vampir am Blut seiner Opfer. Doch der Inquisitor verwischte stets seine Spuren. Seine polizeilichen Unterlagen waren so blütenrein und unschuldig wie seine Jungfräulichkeit.
    Eines Tages im Jahre 1997 erhielt Bozza einen unerwarteten Anruf – nicht von einem der üblichen Unterweltkönige oder Mafiabosse, sondern von einem echten Bischof aus dem Vatikan.
    Massimiliano Usberti hatte durch die Schatten der Unterwelt von der Existenz dieses Inquisitors erfahren. Von dem geradezu legendären religiösen Eifer dieses Mannes, von seiner absoluten Hingabe an Gott und seinem unerschrockenen Willen, die Frevler zu bestrafen – genau die Eigenschaften, die Usberti für seine neue Organisation suchte. Als Bozza erfuhr, welche Rolle ihm zugedacht war, ergriff er die Gelegenheit beim Schopf. Sie war wie geschaffen für ihn.
    Die Organisation nannte sich Gladius Domini . Das Schwert Gottes.
    Und Franco Bozza war nun die Klinge geworden.

Kapitel 21
Paris
     
    «Hallo? Würden Sie mich bitte mit Monsieur Loriot verbinden?»
    «Er ist zurzeit geschäftlich unterwegs, Monsieur», antwortete die Stimme der Sekretärin. «Er ist nicht vor Dezember zurück.»
    «Aber ich wurde gestern von ihm angerufen.»
    «Ich fürchte, das ist völlig unmöglich, Monsieur», erwiderte die Sekretärin gereizt. «Monsieur Loriot ist schon seit einem Monat in den Vereinigten Staaten.»
    «Oh», entfuhr es Ben. «Offensichtlich wurde ich falsch informiert. Bitte entschuldigen Sie. Könnten Sie mir sagen, ob Monsieur Loriot noch in der Villa Margaux in Brignancourt wohnt?»
    «Brignancourt? Nein, Monsieur Loriot wohnt hier in Paris. Ich glaube, Sie haben die falsche Nummer, Monsieur. Einen guten Tag.» Mit diesen Worten wurde die Verbindung beendet.
    Jetzt war alles klar. Loriot hatte überhaupt nicht angerufen – der feige Anschlag an der Bahnschranke war das Werk von jemand anderem gewesen. Genau wie Ben vermutet hatte. Es war einfach zu unwahrscheinlich.
    Er saß da und rauchte, während er darüber nachdachte. Die Hinweise deuteten in eine neue Richtung. Er hatte von Robertas Wohnung aus bei Loriot angerufen. Michel Zardi war bei ihm im Zimmer gewesen. Er hatte gelauscht, und er hatte die Nummer memoriert. Kurz darauf hatte er die Wohnung verlassen – unter dem Vorwand, Fisch für seine Katze zu kaufen. Ja , sicher –

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