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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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schnell passieren konnte. Ich habe sie nur für ein paar Sekunden aus den Augen gelassen … aber sie war weg. Verschwunden. Einfach so.» Er zuckte die Schultern. «Wie vom Erdboden verschluckt.» Sein Herz fühlte sich an wie eine Blase, die jeden Moment zerspringen konnte. Er verbarg das Gesicht in den Händen, schüttelte den Kopf. «Sie war einfach nicht mehr da. Ich habe keinen einzigen Schrei gehört, nichts. Alles ringsum war völlig normal. Als hätte ich die ganze Geschichte nur geträumt. Als hätte Ruth nie existiert.»
    «Sie ist nicht einfach davonspaziert.»
    Ben nahm den Kopf aus den Händen und richtete sich auf. «Nein. Es ist ein lukratives Geschäft. Die Leute, die Kinder rauben, sind Profis. Experten. Wir haben alles unternommen, was in unserer Macht stand. Polizei, Konsulat, Monate der Suche. Wir fanden nicht eine Spur.»
    Die Blase platzte. Er hatte es so lange zurückgehalten, doch jetzt war irgendetwas in ihm durchbrochen. Ein Damm. Er hatte seit damals nicht mehr geweint, außer in seinen Träumen.
    «Und … und es war alles meine Schuld. Weil ich ihr den Rücken zugewandt habe. Ich habe sie im Stich gelassen.»
    «Du hast seit damals nie wieder einen Menschen geliebt», sagte Pater Pascal. Es war keine Frage.
    «Ich weiß nicht, wie man liebt», offenbarte Ben. Er sammelte sich allmählich wieder. «Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal glücklich war. Ich weiß nicht, wie sich das anfühlt.»
    «Gott liebt dich, Benedict.»
    «Gott ist kein besserer Freund als der Whiskey.»
    «Du hast den Glauben verloren.»
    «Ich habe damals versucht, ihn nicht zu verlieren. Zuerst betete ich jeden Tag, dass sie gefunden würde. Dann betete ich um Vergebung. Ich wusste, dass Gott mich nicht erhörte, aber ich glaubte weiter und betete weiter.»
    «Und was war mit deiner Familie?»
    «Meine Mutter hat mir nie verziehen. Sie ertrug meinen Anblick nicht mehr. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Dann verfiel sie in tiefe Depressionen. Eines Tages hatte sie sich im Schlafzimmer eingeschlossen. Mein Vater und ich riefen nach ihr und hämmerten gegen die Tür, doch sie antwortete nicht. Sie hatte eine große Überdosis Schlaftabletten genommen. Ich war achtzehn und hatte gerade mit meinem Theologiestudium angefangen.»
    Pascal nickte traurig. «Und dein Vater?»
    «Er verfiel zusehends, nachdem wir Ruth verloren hatten. Mutters Tod beschleunigte die Sache noch. Mein einziger Trost war, dass ich glaubte, er hätte mir verziehen.» Ben seufzte. «Ich war zu Hause, in den Ferien. Ich ging in sein Arbeitszimmer. Ich weiß nicht mal mehr, warum. Ich glaube, ich brauchte Papier. Er war nicht da. Ich fand sein Tagebuch.»
    «Du hast es gelesen?»
    «Und ich erfuhr, was er wirklich dachte. Die Wahrheit war – er hasste mich. Er gab mir die Schuld für alles. Ich hatte es nicht verdient zu leben, nach allem, was ich über meine Familie gebracht hatte. Danach konnte ich nicht zurück zur Universität. Ich verlor das Interesse an allem. Kurze Zeit später starb auch mein Vater.»
    «Was hast du danach getan, mein Sohn?»
    «An das erste Jahr erinnere ich mich nicht so gut. Ich bin durch Europa getrampt. Habe versucht, mich abzulenken. Nach einer Weile kehrte ich heim, verkaufte das Haus und zog mit Winnie, unserer Haushälterin, nach Irland. Dann ging ich zur Armee. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich hasste mich. Ich war voller Wut, und ich packte jedes Gramm davon in meine Ausbildung. Ich war der disziplinierteste und motivierteste Rekrut, den sie je gesehen hatten. Sie hatten ja keine Ahnung, was dahintersteckte. Nach einer Weile wurde ich ein sehr guter Soldat. Ich hatte das gewisse Etwas. Die gewisse Härte. Ich war wild, und das nutzten sie für ihre Zwecke aus. Es endete damit, dass ich eine Menge Dinge tat, über die ich nicht so gerne reden möchte.»
    Er zögerte, und seine Gedanken füllten sich mit Erinnerungen, Geräuschen, Bildern, Gerüchen. Er schüttelte den Kopf, um sie zu vertreiben.
    «Am Ende wurde mir klar, dass die Armee nicht das war, was ich wollte», fuhr Ben fort. «Ich hasste alles, wofür sie stand. Ich kehrte nach Hause zurück, versuchte mein Leben in den Griff zu bekommen. Irgendwann meldete sich jemand bei mir – ich sollte einen vermissten Teenager suchen. Das war in Süditalien. Als es vorbei war und das Mädchen sich in Sicherheit befand, wurde mir klar, dass ich meine Berufung gefunden hatte.» Er hob den Blick und sah den Geistlichen an. «Das war vor

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