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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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Instituts Legrand. Es war der Raum, den sie für Borderline-Patienten benutzten, die zwar von Zeit zu Zeit Besuch von draußen empfangen durften, bei denen jedoch das Risiko zu groß war, als dass man die Besucher mit ihnen allein lassen konnte. In dem Raum befanden sich ein einfacher Tisch und zwei Stühle, die am Boden festgeschraubt waren, ein Wärter rechts und einer links vom Patienten sowie ein dritter Mann, der – nur für den Fall – mit aufgezogener Spritze ein wenig abseits stand. An der Wand hing ein Einwegspiegel, durch den Dr.   Legrand, der Leiter des Instituts, die Begegnung verfolgte.
    Rheinfeld trug einen frischen Pyjama und einen sauberen Hausmantel. Die neue Zahnlücke war ebenfalls gereinigt worden. Seine verbesserte Stimmung rührte teils von den Psychopharmaka her, die sie in ihn gepumpt hatten, und teils von dem eigenartig beruhigenden Einfluss, den seine neue Freundin und regelmäßige Besucherin Anna Manzini auf ihn ausübte. Allein schon die Aussicht, ihr gleich zu begegnen, hatte seine Laune verändert. In den Händen hielt er seinen kostbarsten Besitz: sein Notizbuch.
    Anna wurde von einem Krankenwärter hereingeführt, und die nackte, sterile Atmosphäre des Besucherzimmers füllte sich mit ihrer luftigen Präsenz und dem Duft ihres Parfums. Rheinfelds Miene strahlte vor Glückseligkeit bei ihrem Anblick.
    «Hallo, Klaus.» Sie lächelte und nahm ihm gegenüber Platz. «Wie geht es Ihnen heute?»
    Die Krankenwärter staunten jedes Mal aufs Neue, wenn sie sahen, wie dieser normalerweise schwierige und kaum zu bändigende Patient handzahm wurde in Gegenwart dieser attraktiven, freundlichen Italienerin. Sie hatte etwas Sanftmütiges und Gelassenes an sich; auch stellte sie nie Forderungen an ihn und versetzte ihn nie in Stress. Wenn sie bei ihm war, sagte er manchmal lange Zeit kein Wort. Er saß dann nur da und schaukelte in seinem Stuhl vor und zurück, die Augen halb geschlossen und eine langgliedrige, knochige Hand auf ihrem Arm. Zuerst waren die Wärter beunruhigt gewesen wegen dieses physischen Kontakts. Doch Anna hatte sie gebeten, es zu erlauben, und sie hatten eingesehen, dass es niemandem schadete.
    Wenn Rheinfeld den Mund zum Reden öffnete, dann wiederholte er einen Großteil der Zeit immer wieder die gleichen Dinge – Phrasen in undeutlichem Latein und scheinbar willkürlich aneinandergereihte Buchstaben und Ziffern –, während er dabei wie besessen imaginäre Punkte an den Fingern abzählte.
    Manchmal brachte Anna ihn mit ein paar behutsamen Worten dazu, etwas zusammenhängender zu erzählen. Dann berichtete er mit leiser, stockender Stimme über Dinge, von denen die Wärter nicht einmal ansatzweise etwas verstanden. Nach einer Weile fiel er zurück in sein unverständliches Gemurmel, um schließlich vollends zu verstummen. Anna saß dann nur bei ihm, lächelte ihn an und ließ ihn in Ruhe. Das waren seine friedvollsten Augenblicke, und die Pfleger betrachteten diese Besuche als nützlichen Bestandteil seines Behandlungsprogramms.
    Heute war ihr fünfter Besuch, und er unterschied sich nicht von den vorhergehenden vier. Rheinfeld saß gleichmütig da, umklammerte Annas Hand, hielt in der anderen sein Notizbuch fest und wiederholte mit seiner dunklen, gebrochenen Stimme immer wieder die gleiche Buchstaben- und Zahlenfolge – Ausdrücke seiner eigenen Sprache, die niemand außer ihm verstand. «N-6, E-4, I-26, A-11, E-15.»
    «Was versuchen Sie mir zu sagen, Klaus?», fragte Anna geduldig.
    Dr.   Legrand stand hinter dem großen Spiegel und beobachtete stirnrunzelnd die Szene. Er warf einen Blick auf seine Uhr, dann betrat er durch eine Verbindungstür das Besucherzimmer. «Anna, wie schön, Sie zu sehen!», begrüßte er sie und strahlte sie an. Er wandte sich an die Pfleger. «Ich denke, das genügt für heute. Wir wollen den Patienten nicht überfordern.»
    Beim Anblick von Legrand kreischte Rheinfeld auf und hielt schützend die dürren Arme über dem Kopf. Er kippte von seinem Stuhl, und als Anna sich erhob, um zu gehen, krabbelte er über den Boden und umklammerte laut protestierend ihre Knöchel. Die Pfleger zerrten ihn von ihr weg. Sie sah ihm traurig hinterher, als die Männer ihn durch eine Tür nach draußen und zurück in seine Zelle bugsierten.
    «Warum hat er solche Angst vor Ihnen, Édouard?», wollte sie von Legrand wissen, als sie wieder draußen im Gang standen.
    «Ich weiß es nicht, Anna.» Legrand lächelte «Wir wissen absolut nichts über seine

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