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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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seine Bedeutung war Ben ein Rätsel. Nichts in Fulcanellis Journal lieferte auch nur den kleinsten Hinweis.
    Das Kreuz war ungefähr fünfundvierzig Zentimeter lang. Wenn die Klinge in der Scheide steckte, sah ein Betrachter lediglich ein exquisit verziertes goldenes Christuskreuz. Um die Scheide herum wand sich – ähnlich wie bei dem antiken Äskulapstab – eine Schlange. Bei diesem Kunstwerk war die Schlange aus Gold, und winzige Rubine stellten ihre Augen dar. Der Kopf am oberen Ende der Scheide, wo die Parierstange begann, war ein Federbügel. Wenn man den oberen Teil des Kreuzes packte wie das Heft eines Kurzschwerts und den Federbügel mit dem Daumen herunterdrückte, ließ sich die glänzende, dreißig Zentimeter lange Klinge herausziehen. Sie war schmal und scharf, und im Stahl waren merkwürdige Symbole in feinen Linien eingraviert.
    Ben nahm die Waffe hoch. Niemand würde damit rechnen, dass ein Mann Gottes plötzlich einen verborgenen Dolch ziehen könnte. Es war eine zynische, teuflische Idee. Oder auch nur eine sehr praktische. Der Dolch war ein sehr treffendes Symbol für das mittelalterliche Christentum. Auf der Seite der Gewinner hatte jene Kategorie von Kirchenmännern gestanden, die einem jederzeit in den Rücken stechen konnten. Auf der anderen Seite waren jene Priester gewesen, die ständig auf der Hut sein mussten, dass man ihnen nicht in den Rücken stach. Nach allem, was Ben inzwischen herausgefunden hatte über die Beziehungen zwischen Kirche und Alchemie, erschien es ihm nicht unwahrscheinlich, dass der einstige Träger dieses Kreuzes zur zweiten Kategorie gehört hatte.
    Pater Pascal deutete auf die Klinge. «Das ist das Zeichen, das Rheinfeld sich mitten auf die Brust geritzt hatte. Es sah aus, als hätte er es wieder und wieder nachgeschnitten – ein riesiges Muster aus Narbengewebe, das sich deutlich von seiner Haut abgehoben hat.» Er erschauerte bei der Erinnerung.
    Das fragliche Symbol waren zwei sich schneidende Kreise. Im oberen Kreis gab es einen sechszackigen Stern, dessen Spitzen den Kreisumfang berührten, im unteren einen fünfzackigen – ein Pentagramm. Die beiden Kreise schnitten sich derart, dass die Sterne ineinander verzahnt waren. Dünne Linien zeigten das exakte Zentrum der eigentümlichen geometrischen Figur.
    Ben starrte das Symbol an. Hatte es eine tiefere Bedeutung? Für Klaus Rheinfeld offensichtlich schon. «Irgendeine Idee, Roberta?»
    Sie studierte die geometrische Figur. «Wer weiß? Alchemistische Symbologie ist manchmal so kryptisch, dass man unmöglich dahinterkommen kann. Es ist, als würden sie einen herausfordern, einen mit kargen Informationen weiter und weiter locken, bis man endlich weiß, wohin man gehen muss – nur um dann neue Hinweise zu erhalten. Es ging im Grunde immer nur darum, ihre Geheimnisse zu schützen. Sie waren fanatisch auf Sicherheit bedacht.»
    Hoffen wir nur, dass diese «Geheimnisse» auch wert sind, entdeckt zu werden , dachte Ben. «Vielleicht kann Anna Manzini ja mehr Licht auf die ganze Sache werfen», sagte er laut. «Wer weiß? Vielleicht hat Rheinfeld ihr erzählt, was die Symbole bedeuten.»
    «Falls er es wusste.»
    «Hast du eine bessere Idee?»
     
    Er musste auf den Berg oberhalb von Saint-Jean marschieren, bevor sein Mobiltelefon Empfang bekam, damit er Fairfax anrufen und ihm über seine Fortschritte berichten konnte. Seine Seite schmerzte, als er dort saß und auf das bewaldete Tal hinuntersah.
    Oben am Himmel kurvten zwei Adler in einem eleganten, majestätischen Tanz umeinander durch die Lüfte. Er sah ihnen zu, wie sie auf der Thermik schwebten, hin und her glitten und einander umkurvten, und er fragte sich müßig, wie sich diese Art von Freiheit wohl anfühlen mochte. Dann erst wählte er Fairfax’ Nummer und schirmte das Handy mit der Hand vor dem Rauschen des Windes ab.

Kapitel 38
    Eswar später Nachmittag, als sie Pascal Cambriels Wagen ausliehen und nach Montségur fuhren, etwa eine Autostunde von Saint-Jean entfernt. Der alte Renault schnaufte und klapperte über die gewundenen Straßen. Sie fuhren durch eine Landschaft, in der atemberaubende felsige Bergpässe sich abwechselten mit üppigen grünen Tälern, in denen Wein angebaut wurde.
    Kurz vor der alten Stadt Montségur verließen sie die Hauptstraße. Am Ende einer langgezogenen Auffahrt, hoch oben auf einem Hügel und umgeben von Bäumen, stand Anna Manzinis Landhaus. Es handelte sich um ein vornehmes Gebäude aus Sandstein mit Fensterläden,

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