Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
studierte ihn.
«Soso, das wolltest du also vor mir verstecken, wie?», flüsterte er zu der Bewusstlosen hinunter. «Tapferes Mädchen.»
Er schob das in Plastik eingeschlagene Notizbuch in die Jackentasche, dann zog er die Jacke aus und hängte sie ordentlich über eine Stuhllehne. Er trug ein doppeltes Schulterhalfter mit einer kleinen Halbautomatik und Reservemagazinen unter der linken Achselhöhle und das Messer in einer Scheide unter der rechten. Nachdem er zuerst das Messer gezogen und auf den Rand des Waschbeckens gelegt hatte, öffnete er den Reißverschluss seiner Gürteltasche und nahm den eng zusammengerollten, dünnen Overall hervor. Er schlüpfte in das raschelnde, knisternde Kleidungsstück.
Dann nahm er das Messer wieder in die Hand und trat bedächtig zu der am Boden liegenden Frau. Er versetzte ihr einen prüfenden Tritt mit der Fußspitze. Sie stöhnte und kam langsam zu sich. Als sie ihn erblickte, riss sie vor Entsetzen die Augen weit auf.
Er lächelte und beugte sich über sie. Das Messer glitzerte, genau wie seine Augen.
«Jetzt fängt der Schmerz erst an», sagte er mit heiserem Flüstern.
Kapitel 41
Ben lenkte den Renault von Pater Pascal in Annas Auffahrt. Die heruntergefahrenen Reifen knirschten auf dem Kies, und die Scheinwerfer huschten über die Fassade der schönen alten Villa.
«Sieh nur, sie hat Besuch», sagte Roberta, als sie den glänzenden schwarzen Lexus bemerkte, der vor dem Haus parkte. «Ich habe ja gleich gesagt, dass wir erst hätten anrufen sollen. Es ist furchtbar unhöflich, weißt du, Leuten einfach so auf die Pelle zu rücken.»
Er hatte ihr gar nicht zugehört und war ausgestiegen, kaum dass der Wagen stand. Er hatte etwas auf dem Boden liegen sehen, das aus dem Schatten des Lexus herausragte. Schockiert stellte er nun fest, dass es ein menschlicher Arm war. Ein toter menschlicher Arm, die Hand klauenartig verkrümmt, die Finger blutig.
Er huschte um den Wagen herum, während die unterschiedlichsten Szenarios durch seinen Kopf jagten. Sein Blick fiel auf die durchgeschnittene Kehle des Toten. Sogleich erkannte er, dass es das Werk eines Profis war. Er beugte sich herab und berührte die Haut; sie war noch warm.
«Was ist denn, Ben?», fragte Roberta hinter ihm. Sie war ebenfalls ausgestiegen und kam nun heran.
Hastig richtete er sich auf, packte sie bei den Schultern und drehte sie weg. «Besser, du siehst nicht hin.» Doch es war bereits zu spät. Sie schlug die Hand vor den Mund und versuchte, ihren rebellierenden Magen unter Kontrolle zu halten.
«Bleib dicht bei mir», flüsterte er. Dann huschte er zum Haus, die Treppe hinauf und zur Tür. Die Vordertür war verschlossen. Er rannte um das Haus herum nach hinten, Roberta immer dicht hinter ihm, und fand eine der Verandatüren offen. Er schlüpfte ins Haus und zog seinen Browning. Roberta trat neben ihn. Sie war aschfahl. Er bedeutete ihr, sich still zu verhalten.
Er trat über den zuckenden Leib eines kleinen Kanarienvogels im Todeskampf. Die gelben Federn waren rot von Blut. Am Fuß der Treppe lag eine kleine Bronzestatue. Oben brannte Licht; von irgendwo aus den oberen Zimmern kam Musik. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Er rannte die Treppe hinauf, nahm dabei drei Stufen auf einmal, und legte den Sicherungshebel des Brownings um.
In Annas Schlafzimmer war niemand, doch die Tür zum Badezimmer stand offen. Mit vorgehaltener Pistole sprang er in den Raum, ohne zu wissen, was ihn erwartete.
Franco Bozza hatte sein Vergnügen. Er hatte die letzten fünf Minuten damit verbracht, ganz langsam Knöpfe von ihrer Bluse abzuschneiden, einen nach dem anderen, und sie immer wieder zurück in die Lache aus ihrem eigenen Blut geschlagen, wenn sie sich zu wehren versucht hatte. Im Tal zwischen ihren Brüsten lief ein glitzernder roter Blutstrom. Von dort strich er mit der flachen Seite der Klinge über ihre Haut zu ihrem bebenden Bauch hinab. Er hakte die scharfe Schneide hinter den nächsten Knopf und wollte ihn soeben durchtrennen, als ihn das völlig unerwartete Geräusch von Schritten aus seiner verzückten Trance riss.
Er wirbelte herum, Speichel auf dem Kinn. Bozza war ein großer, schwerer Mann, doch seine Reaktion war unglaublich schnell. Während er aufsprang, packte er die schreiende Frau an den Haaren und riss sie mit sich, um sie als lebenden Schild vor sich zu halten, kaum dass die Tür mit einem gewaltigen Krachen aufflog.
Ben erschrak – und zögerte eine halbe Sekunde zu lange. Annas
Weitere Kostenlose Bücher