Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Wange.
«Welcher Engländer», gelang es ihr zu erwidern. Ihre Stimme war kaum hörbar.
Sie spürte die Kälte des Stahls. Dann schrie sie auf, als die Klinge glühend heiß in ihre Haut schnitt.
Er nahm das Messer weg und betrachtete sein Werk. Der Schnitt war tief und fast zehn Zentimeter lang. Blut strömte über ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf und bäumte sich auf. Er hielt ihr das Messer an die Kehle. «Erzähl mir, was ich von dir wissen will», flüsterte er rasselnd. «Oder ich schneide dich in kleine Stücke.»
Ihre Gedanken rasten. «Ich habe ihm nichts gesagt», erklärte sie. Blut rann ihr zwischen die Lippen.
Bozza grinste. «Sag die Wahrheit.»
«Aber ich sage die Wahrheit!», protestierte sie. «Er sucht nach einem Dokument. Einer alten Handschrift.»
Bozza nickte. Es stimmte mit dem überein, was man ihm berichtet hatte. «Wo ist es?», flüsterte er.
Sie stockte. Ihre Gedanken rasten. Er richtete die Messerspitze auf ihr Auge und sah sie ermunternd an. «D-drüben beim Kamin …», wimmerte sie. «I-im Rahmen an der Wand.»
Er starrte ihr gefühllos in die Augen, als versuchte er einzuschätzen, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht. Dann wischte er bedächtig die Klinge am Teppich sauber und legte das Messer neben ihrem Kopf auf den Boden. Im nächsten Moment holte er aus und versetzte ihr einen Faustschlag ins Gesicht. Annas Kopf rollte zur Seite, und sie verlor das Bewusstsein.
Bozza ließ sie auf der Treppe liegen. Er schob das Messer in die Scheide zurück und ging ins Wohnzimmer. Dort riss er den Bilderrahmen von der Wand, schlug das Bild gegen die Kante des Kaminsimses, sodass die Scheibe zerbarst, und schüttelte die Glassplitter aus dem Rahmen. Dann nahm er die mittelalterliche Handschrift heraus, rollte sie fest zusammen und steckte sie in die tiefe Innentasche seiner Jacke.
Also hatte Manzini dem Engländer nichts verraten. Der Bischof würde zufrieden sein. Er hatte die Frau schnell gefunden und effizient zum Reden gebracht – und er hatte, was sein Boss ihm zu holen aufgetragen hatte.
Und jetzt würde er sich für eine Weile mit der Frau vergnügen. Er liebte den Ausdruck in den Augen seiner Opfer, wenn sie erkannten, dass er sie letzten Endes wohl doch nicht am Leben lassen würde. Dieses Entsetzen, dieser köstliche Moment, in dem sie so vollkommen machtlos und in seiner Gewalt waren. Es war noch viel besser als die Folterungen und die kreischenden Höhepunkte hinterher.
Er trat hinaus in die Eingangshalle und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Die Frau war nicht mehr da.
Anna stolperte in ihr Arbeitszimmer. Sie hörte das Geräusch von berstendem Glas unten aus dem Wohnzimmer, als der Bilderrahmen zerbrach. Blut rann aus dem klaffenden Schnitt in der Wange über ihren Hals und in die Bluse, deren Vorderseite bereits klebrig und nass war. Sie fühlte sich schwindlig, doch es gelang ihr, sich auf den Schreibtisch zu konzentrieren. Von ihrer ausgestreckten Hand tropfte Blut auf ihre Unterlagen. Sie bekam das Notizbuch in seinem Plastikeinband zu fassen. Sie umklammerte es fest, halb blind vor Schmerzen und Übelkeit, und torkelte durch den Korridor zu ihrem Schlafzimmer.
Unten am Fuß der Treppe sah Bozza, wie sich die Schlafzimmertür schloss. Er folgte ihr ohne Eile nach oben. Er stieß die Schlafzimmertür auf und fand den Raum verlassen vor. Auf der anderen Seite gab es eine weitere Tür. Bozza drückte die Klinke herunter. Sie war von innen verriegelt.
In ihrem Badezimmer tippte Anna von Panik erfüllt auf den Tasten ihres Mobiltelefons herum und verschmierte das Plastik mit blutigen Fingerabdrücken. Dann fiel ihr siedend heiß ein, dass das Guthaben ihrer Prepaidkarte verbraucht war. Benommen vor Angst ließ sie das Handy fallen. Sie wusste, dass dieser Irre sie nicht am Leben lassen würde. Sie würde einen grauenvollen Tod sterben, wenn es ihr nicht gelang, sich selbst zu töten, bevor er sie in die Finger bekam. Sie überlegte, ob sie aus dem Fenster springen sollte, und öffnete es. Doch im nächsten Moment war sie sich sicher, dass sie sich dabei die Beine brechen und sie dann unten wieder von dem Angreifer eingefangen würde.
Mit einem berstenden Krachen flog die Tür auf. Zwei schnelle Schritte, dann war Bozza bei der Frau und schlug sie nieder. Sie krachte mit dem Kopf auf die Bodenfliesen und verlor das Bewusstsein.
Sie hielt einen Gegenstand in der ausgestreckten Hand. Er bog ihre blutigen Finger auseinander, nahm ihn an sich und
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