Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Blick begegnete dem seinen. Ihr Gesicht war eine blutige Maske. Der grauhaarige Riese hatte den Arm um ihren Hals gelegt und benutzte sie als menschlichen Schild.
Bens Finger lag am Drücker. Du darfst nicht schießen. Das Ziel bewegte sich zu stark, die Situation war zu unsicher. Er verringerte den Druck auf den Abzug.
Bozzas Arm ruckte nach vorn, und die Klinge zischte durch den Raum. Ben zuckte zur Seite, und der heimtückische Stahl verfehlte ihn um Haaresbreite, um sich mit der Spitze in die Tür hinter ihm zu bohren. Gleichzeitig schoss Bozzas Hand nach oben, fuhr durch den Kragen des Overalls und riss die kleine Beretta .380 aus dem Schulterhalfter. Ben feuerte einen Schuss ab, doch aus Angst um Anna ging er weit vorbei. Fast zur gleichen Zeit krachte Bozzas Beretta. Ben spürte, wie die Kugel in den Flachmann in seiner Tasche einschlug. Er taumelte wie betäubt rückwärts. Doch er fing sich rasend schnell wieder, als unbändige Wut in ihm explodierte. Er riss den Browning hoch und zielte auf Bozzas Kopf. Jetzt hab ich dich.
Aber bevor er abdrücken konnte, schleuderte Bozza sein Opfer wie eine schlaffe Puppe quer durch den Raum. Anna flog auf Ben zu, der sie auffing, damit sie auf den blutigen Bodenfliesen nicht auf das Gesicht fiel. Doch dabei bewegte er auch seine Schusshand, sodass er mit ihr nicht mehr auf den Angreifer zielte.
Der große Mann warf sich rückwärts aus dem offenen Fenster wie ein Taucher aus einem Boot. Von draußen erklang ein wildes Rascheln und Reißen, als er an dem dünnen Rankgerüst nach unten kletterte und das letzte Stück sprang. Benommen landete er auf den Füßen, als neben ihm eine Kugel einschlug.
Ben lehnte aus dem Fenster und feuerte erneut blindlings in die Dunkelheit. Der Angreifer war nicht mehr zu sehen. Einen Moment überlegte er, ob er ihn verfolgen sollte, doch dann entschied er sich dagegen. Als er sich zu Anna umwandte, sah er, dass Roberta bereits hereingekommen war.
Sie kniete neben der reglosen Frau. «O mein Gott …!»
Er tastete nach Annas Puls. «Sie lebt.»
«Gott sei Dank. Wer war dieser Mann?» Robertas Gesicht verlor alle Farbe. «Das war kein Zufall, habe ich recht, Ben? Das hat irgendetwas mit uns zu tun. Gütiger Himmel, haben wir sie in diese Geschichte hineingezogen?»
Er antwortete nicht. Stattdessen kniete er nieder und untersuchte Annas Verletzungen. Abgesehen von einem üblen Schnitt im Gesicht, der bereits aufgehört hatte zu bluten und an den Rändern trocknete, schien sie keine Messerwunden zu haben.
Er nahm sein Telefon aus der Tasche und warf es Roberta zu. «Ruf einen Krankenwagen, schnell! Aber nicht die Polizei, hörst du? Erzähl ihnen, es hätte einen Unfall gegeben. Fass nichts an.»
Roberta nickte und rannte ins Nachbarzimmer. Ben griff ins Badezimmerregal und nahm ein weiches weißes Handtuch hervor. Behutsam schob er es unter Annas Kopf. Dann schloss er das Fenster und deckte sie mit einem Bademantel zu, damit sie nicht auskühlte. Er streichelte ihr behutsam über den Kopf. Ihre Haare waren hart und klebten vor Blut.
«Du wirst wieder gesund, Anna», murmelte er. «Der Krankenwagen ist gleich hier.»
Sie bewegte sich und schlug die Augen auf. Langsam richtete sie den Blick auf ihn, dann murmelte sie etwas.
«Ganz ruhig. Versuch nicht zu sprechen.» Er lächelte, doch seine Hände zitterten vor Wut. Insgeheim schwor er sich, den Kerl zu töten, der das getan hatte.
Der Angreifer hatte seine Pistole fallen gelassen, als er aus dem Fenster gesprungen war. Ben sicherte die Waffe und schob sie in seinen Hosenbund. Auf dem Boden lagen ein paar leere Hülsen. Er sammelte sie ein. Nebenan hörte er Roberta mit drängender Stimme reden.
Dann bemerkte er die schwarze Jacke über der Stuhllehne.
Kapitel 42
Das zum Hotel umgebaute Herrenhaus war von der Straße aus zwischen den Bäumen hindurch zu sehen. Es war von Flutlicht angestrahlt und sah einladend aus. Ben lenkte den Renault von der Straße in die lange, geschwungene Auffahrt. Rechts und links standen Bäume. Sie hielten auf einem großen Vorplatz neben einer Reihe anderer Fahrzeuge und einem Reisebus.
«Nimm deine Tasche mit; wir übernachten hier.»
«Warum in einem Hotel, Ben?»
«Zwei Fremde in einem Hotel sind völlig normal. Zwei Fremde, die bei einem Priester in einem Dorf übernachten – das gibt schnell Gerede. Nach heute Abend können wir nicht zurück zu Pater Pascal.»
Ben ging zur Rezeption und drückte auf den Klingelknopf. Einen Moment später
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