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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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wir hier Land sehen wollen, müssen wir planmäßig vorgehen. Außerdem…«, ächzend versuchte er die Beine zu strecken, »wird es in eurer Konservenbüchse ungemütlich.«
      »Sehr vernünftig, Kruyt, deine Frage nach dem Plan. Wir – «, dabei blickte Tilden kurz zu Chena, die einen Datenträger aus der Knietasche zog, »haben inzwischen vermessen, soweit das möglich war, und die nächsten Schritte überlegt. Bitte, Chena!«
      Die Biophysikerin schilderte mit knappen Worten noch einmal den Verlauf der Entdeckung. Ihre dunklen Augen ruhten dabei auf Vakili, der als erster die Metallwand erkannt hatte. »In voller Fahrt – wohlbemerkt!« betonte sie nicht ohne Stolz. Die Dimensionen des Objektes riefen Erstaunen hervor. Dann schlug Tilden den gespannt Lauschenden ein Arbeitsprogramm vor.
      Bei einigen Punkten wiegte Vakili mißbilligend den Kopf. Vom ersten Entdeckungsrausch beflügelt, hätte der Analytiker das Objekt am liebsten sofort in Scheiben zerlegt. Doch Chodat brachte als Techniker berechtigte Einwände vor: »Die Brenner zuallerletzt!« Davon ließ er sich nicht abbringen. »Was wissen wir denn? Vielleicht steht alles unter Druck?«
      »Oder enthält explosive Stoffe!« mahnte auch Tilden zur Vorsicht.
      »Giftige!« setzte Kruyt hinzu, bei dem medizinische Bedenken den Forscherdrang dämpften.
      »Und alles ohne Verbindung zum Stützpunkt«, sagte Chena nicht ohne Skepsis.
      »Die Kraterwände!« stellte Chodat mit fachmännischer Miene fest.
    »Laß dir etwas einfallen!« provozierte ihn Chena.
      Ihm fiel zu schnell etwas ein. In den Köpfen seiner Zuhörer wimmelte es bald von Modulatoren, Frequentoren, Steuergittern, und er sah sich bereits mit der Peilantenne auf dem Rücken zwischen den höchsten Zinnen des Kraterrandes umherkraxeln.
      »So doch nicht!« holte ihn Tilden auf den Boden des Nächstliegenden zurück. »Wozu jetzt Einzelheiten?«
      Sie berieten noch lange und redeten sich die Köpfe heiß. Endlich, nach gründlichem Erwägen aller Varianten, wies Tilden jedem seine Aufgabe zu.
      Vakili erinnerte daran, daß die Zelle unter Druck bleibe und sich jeder im Notfall einschleusen könne. Wenn es aus irgendeinem Grunde bedenklich würde, hätten sie noch das Fahrzeug.
      »Steigt endlich aus!« trieb Kruyt zur Eile an. In der ungewohnten Enge fühlte er sich unsicher. Auch die anderen tauschten den bedrückenden Raum der Kapsel ohne Bedauern gegen Maske und Helm ein. Draußen verteilte Vakili die Werkzeuge.
      »Mineralogischer Kurs«, Tilden grinste und warf sich den schweren Vibrator auf die Schulter. Chodat half ihm und zerrte die steifen Kabel hinterher. Während sie an der Barriere die günstigste Stelle auswählten, richtete Vakili die Scheinwerfer des Walkers.
      Die harte Arbeit mit Hacke und Schaufel machte die steif gewordenen Muskeln schnell wieder geschmeidig. Verbissen legten sie Meter um Meter der Metallwand frei. Tilden stand hoch oben in der Wand und ratterte mit dem Vibrator gewaltige Schollen los. In seinen Pranken wirkte das massive Gerät wie ein Spielzeug. Vakili hatte Not, Kabel und Aggregat nachzuführen.
      Sie schufteten wie die Teufel bis tief in die Nacht hinein. Worte fielen kaum, nur ab und zu ein unterdrückter Fluch, wenn ein Kristallbrocken absprang und unsanft traf. Schweißbäche rannen über die ausgepumpten Körper. Immer öfter lehnte sich Chena an die mattschwarze Wand. Tilden schickte sie zurück in die Zelle. Er mußte erst grob werden, ehe sie mit wankenden Schritten davonschlich.
      Im grellen Schein der Strahler mutete die Szene gespenstisch an. Feiner Staub, der trotz der dünnen Atmosphäre lange schwebte, filterte das Licht und hüllte alles ringsum in trübes Rot. Wie ein Phantom hob sich Tilden im orange fluoreszierenden Schutzanzug gegen den schwarzen Nachthimmel ab. Nach Mitternacht, als der Mineraloge als letzter in bleiernen Schlaf gesunken war, stieg hinter dem fernen Kraterwall der Zwillingsmond empor und tauchte die bizarre Landschaft in das unwirkliche Spiel tanzender Schatten.

    Luttrell saß wie auf Kohlen. Nervös blätterte er in Protokollen, aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Die Stimme des Vortragenden drang nur von fern auf ihn ein. Das Gerede hier dauerte ihm viel zu lange. Durch die Sichtluke hindurch sah er den Kamm des Kratermassivs, der in der Glut des neuen Morgens als grauvioletter Saum über der nahen Horizontlinie aufleuchtete. Dort oben standen seine

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