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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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fuchtelte mit den Händen und deutete einen Halbkreis an.
      »Wie ein Tunnelabschnitt«, rief Tilden mit seiner sonoren Stimme ins Mikrophon. Sie hätten den Scheitel überschritten, vermutlich würde der Bogen auf der anderen Seite symmetrisch absteigen. Und ohne auf fragende Zurufe von unten zu achten, verschwanden die beiden wieder jenseits der Rundung. Vakili sah kopfschüttelnd nach dem Energieverbrauch. Der Zeiger am Meßinstrument zitterte knapp vor dem roten Strich.
      Tilden stemmte mit höchster Frequenz. Funkengarben stoben auf, rieselten in farbigen Schauern über die gebeugten Gestalten, die den Boden an der Metallwand ausschachteten. Steinstaub, daumennagelgroße muschelförmige Splitter – das war alles, was der rasende Meißel abhämmerte. Der Mineraloge war wütend. Zum drittenmal innerhalb einer Stunde wechselte er. Unter dem porösen, gesinterten Mineral stand plötzlich harter Fels an, der die scharfen Schneiden im Handumdrehen in blankpolierte, runde Bolzen verwandelte. Selbst frische Meißel tanzten hoffnungslos herum.
      Vakili hielt den Steinpanzer, der in unregelmäßigen Zungen die Metallwölbung unter sich begrub, für junges Eruptivgestein, zwischen fünfhundert und tausend Jahre alt.
      »Ich denke eher eine Million«, schrie Tilden erbost von oben.
      Auf das Geschrei hin kam Kruyt herbei, wog einen Steinbrocken abschätzend in der Hand: »Warum nicht fünfzig?« dabei sah er herausfordernd zu Vakili, der schon Altersbestimmungen am Gestein durchgeführt hatte. Mit zwielichtigem Ergebnis, wie er zugeben mußte.
      »Vorsicht!« Tilden warf den erschrocken zur Seite Springenden den Vibrator vor die Füße, dann sprang er nach und landete auf dem Schotter, der am Fuße der Wand zu einem ansehnlichen Berg angewachsen war. Chodat kletterte an den Metallstümpfen herab.
      »Wir verschwenden nur Energie.« Tilden klappte den Helmfilter hoch.
      »Und Zeit!« ergänzte Chodat, während er sich den Staub abklopfte.
      »An manchen Stellen ist das Mineral mit dem Metall verschmolzen«, stellte Tilden fest. Er hatte einen Splitter aufgehoben und wendete ihn hin und her. Der Meißel hatte ihn regelrecht abgeschält, so daß er sich wie ein Drehspan eingerollt hatte. Die metallische Seite glänzte im harten Tageslicht.
      »Drüben ist die Schicht so dick«, mit beiden Händen zeigte Chodat das Maß, während Tilden mit dem stumpfen Meißel nach oben wies, wo sie den Rücken der Wölbung freigelegt hatten.
      »Was nun?« Ächzend richtete sich Kruyt auf. Mit bloßen Händen hatte er große, kantige Kristallbrocken zur Seite geräumt, die mit der Schaufel nicht zu bewältigen waren.
      »Wir treffen uns im Container. Bringt Chena mit.« Schwerfällig stapfte Tilden auf das Gehäuse zu. Im Weggehen winkte er Vakili, der am Aggregat hantierte.
      Das Zentralgestirn schoß vom Zenit sengende Strahlen herab. Der Kraterkessel kochte. Fern über den Gipfeln des östlichen Gebirges wuchs eine bleigraue Staubwolke. Chodat spähte sehnsüchtig hinüber und hoffte auf Schatten und Kühlung. Vakili zapfte vom Walker kost

    bare Energie ab, um den Klimablock zu entlasten, der kaum der Kalorien Herr wurde, die auf die Containerzelle einstürzten.

    Als letzter schleuste sich Chodat ein. Mit Schwung wirbelte das Handrad herum. Langsam preßte der Zentralverschluß das Schott gegen die Dichtung. Als das Sperrzeichen aufleuchtete, schaltete der Druckausgleich ab.
      »Endlich!« atmete Chena auf, der das hochtourige Schwirren der Vakuumpumpe an die Nerven ging.
      »Von Mal zu Mal bequemer«, Chodat zwängte sich auf den freien Sitzplatz, verstaute seinen Helm und stopfte die Handschuhe unter den Gürtel.
      »Kein Wunder«, Kruyt grinste, »wir werden dünner. Bei den Temperaturen!«
      »Und bei diesem Durst!« Chodat spielte auf Zusatzrationen von Trinkbarem an. Chena knauserte, denn der Vorrat war knapp, aber sie konnte nicht über ihren Schatten springen.
      Gierig schlürften alle die schwerverdiente Labung. Niemand sprach.
      Die Biophysikerin kauerte mit ernstem Gesicht auf dem schmalen Sitz. Hin und wieder nippte sie von der Flüssigkeit und beobachtete prüfend den hageren Vakili. Der lehnte mit geschlossenen Augen an der Wandung, das linke Bein vorsichtig ausgestreckt. Unmerklich zuckte sein Gesicht, das grau und müde aussah. Die gehaltvolle Erfrischung schien ihn von den Schmerzen in seinem Knie abzulenken. Jeden Schluck behielt er lange im Mund, als wollte er

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