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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Geschwindigkeit tauchten sie in den Schlagschatten ein, der sich wie ein pechschwarzer Abgrund vor ihnen auftat. Obwohl sich das Lichtschutzglas fast augenblicklich aufhellte, gewöhnten sich ihre Augen nur allmählich an das Dunkel.
      Unerwartet warf der Bremsdruck ihre Körper gegen die breiten Sicherheitsgurte – der Walker stand. Kruyt warf dem Fahrer einen mißbil ligenden Blick zu. Sportlichen Fahrkünsten am unrechten Ort konnte er keinen Geschmack abgewinnen. Vakili hatte den Walker nahe einer düsteren Felsstufe zum Halten gebracht, die drohend vor dem Kabinenfenster aufragte und dem Blick vom dahinterliegenden Kraterwall nur zerklüftete Gipfel freigab. In den orangefarbenen Tupfen am Fuße der Felsbarriere erkannten sie Chena und Tilden, die heftig winkten und mühsam durch den kniehohen Staub watend auf das Fahrzeug zustrebten. Am weichen Abfedern des schweren Kolosses, das sie eigentlich nur durch unmerkliches Auf und Nieder der Felswand vor dem Kabinenfenster wahrnahmen, spürten die Fahrer, daß die beiden außen an der Leiter emporkletterten. Als sich die Heckschleuse öffnete und schloß, dröhnte die Kabine. Dann verriet undeutliches Gemurmel, daß ihre Gefährten die Atemmasken abgelegt hatten. Als sich Chena und hinter ihr Tilden durch das enge Schott in die Kabine zwängten, löste sich mikroskopisch feiner Steinstaub von ihren Schutzanzügen, der eigenartig roch und zum Husten reizte. Die drei fühlten den Eishauch, der sich mit dem schnellen Schwinden des Tages bereits in die Anzüge der Zusteigenden eingenistet hatte.
      Tilden ließ sich schwer auf die hintere Sitzbank fallen und zog Chena neben sich. Zum Gruß tippte er Kruyt und Chodat kurz auf die Schulter.
      »Wann kommt Luttrell?« fragte er unvermittelt. Lange Vorreden überließ er den hohen Chefs.
      »Ungewiß«, sagte Vakili. »Er mußte vor Sonnenaufgang zur Dekadenabstimmung nach Station Mitte. Ich habe nur über Video mit ihm gesprochen. Er hatte keine Zeit – wie immer.«
      »Keine Zeit! Keine Zeit!« brauste Tilden auf, »Luttrell scheint nicht begriffen zu haben, worum es geht!«
      »Es wären wichtige Transgespräche gemeldet, sagte er; da dürfe er nicht weg.«
      »Hast du ihm die Situation eindeutig geschildert?«
      »Eindeutig? Ich habe beschrieben, was wir entdeckt haben. Vermutungen kauft Luttrell nicht ab. Begriffen hat er wohl. Er will die Gespräche nutzen und Informationen anfordern.«
    »Da können wir Wochen warten!«
      »Schneller geht es nun mal nicht. Übrigens gibt er dir volle Entscheidungsfreiheit. Und mit der Ausrüstung war er auffallend großzügig.«
      »So?« Die steilen Falten über Tildens Nasenwurzel verschwanden.
      »Und dann soll ich noch etwas ausrichten.«
      »Bitte?«
      »Außerplanmäßiges bedeutet Außerge…« Tilden schnaufte nur. »Und unsere beiden hier?« fragte er weiter, während er die Neuankömmlinge skeptisch musterte. »Chodat, von der Technik, wenn ich mich recht entsinne?«
      Chodat strahlte: »Elektronik.«
      Vakili entschuldigte sich und stellte Kruyt in aller Form vor, doch Tilden winkte ab.
      »Biologe?« Mißtrauisch betrachtete er Kruyt von der Seite, »willst du hier Gänseblümchen zupfen, oder bist du mehr Zoologe?«
      »Wenn ich Luttrell recht verstanden habe, soll ich eure Grillen suchen helfen.«
      Tilden schluckte. Er wandte sich wieder an Vakili: »Und auf dem Stützpunkt? Schon Tagesgespräch, wie?«
      »Du solltest Luttrell besser kennen.«
      »Ist auch gut so, ehe wir nichts Genaues wissen.« Dann vergewisserte er sich noch einmal eingehend über die technischen »Mitbringsel«, wie er die knapp drei Tonnen Ausrüstung nannte, die mit Müh und Not verstaut worden waren. Chena durfte abhaken, eine endlose Aufzählung. Kruyt und Chodat warfen sich fragende Blicke zu.
      »Geduld, Geduld!« Tilden schien seine Augen überall zu haben, beruhigend klopfte er Chodat auf die Schulter.
      Vakili griff in die Ablage unter den Armaturen und langte Chena augenzwinkernd eine flache Aluminiumschachtel nach hinten: »Steht nicht in der Stückliste.«
      Während alle der unverhofften Gaumenfreude zusprachen, setzte er die Container ab. Das Fahrzeug ächzte und neigte sich bedenklich auf die Seite, wenn der Kranausleger herumschwenkte.
    »Kannst du nicht abstützen? Vorschriften sind zum Jux da, wie?«
      »Die paar Blechbüchsen.« Es sollte unbesorgt klingen, aber Vakili atmete erleichtert auf, als die letzten

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