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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Haus an der See. Er ist auf Beutefahrt gegangen, aber seine Frau wird dich gern bewirten. Sie hat vor kurzem einen Sohn geboren, der noch nicht getauft ist. «
    Bei diesen Worten spitzte Imric seine langen Ohren.» Sprichst du die Wahrheit, Hexe? «
    » Ich schwöre es bei Satanas. Ich habe Mittel, das zu erfahren, was in dieser verfluchten Halle vorgeht. «Die alte Frau, die in ihren Lumpen vor den glosenden Kohlen saß, schaukelte sich hin und her. Große, mißgestaltete Schatten jagten einander auf den Wänden.» Aber geh hin und sieh selbst. «
    » Ich würde es nicht wagen, das Kind eines Dänenhäuptlings zu nehmen. Es könnte unter dem Schutz der Asen stehen. «
    » Nein. Orm ist ein Christ, wenn auch ein sehr gleichgültiger, und sein Sohn ist bisher noch gar keinen Göttern geweiht worden. «
    » Es tut nicht gut, mich anzulügen «, drohte Imric.
    » Ich habe nichts zu verlieren «, sagte die Hexe.» Orm hat meine Söhne in ihrem Haus verbrannt, und mein Blut stirbt mit mir. Ich fürchte weder Götter noch Teufel, weder Elfen noch Trolle, und die Menschen auch nicht. Aber ich habe die Wahrheit gesprochen. «
    » Ich werde hingehen. «Imric stand auf. Die Ringe seines Harnischs klirrten. Er warf sich seinen großen roten Mantel um, schritt hinaus und schwang sich auf seinen weißen Hengst.
    Schnell wie der Wind flog er durch den Wald und über die Felder. Hier und da bewegte sich etwas in der Dunkelheit, aber Menschen waren es nicht. Orm hörte das Heulen eines Wolfs, das Trippeln kleiner Füße zwischen Eichen wurzeln, sah das grüne Leuchten von Wildkatzenaugen. Die Tiere spürten, daß ein Elfengraf vorbeikam, und zogen sich tiefer in die Dunkelheit zurück.
    Nicht lange, und Imric hatte Orms Gehöft erreicht. Die Scheuern und Schuppen und anderen Hofgebäude bestanden aus rauh behauenen Baumstämmen und umgaben auf drei Seiten einen steingepflasterten Hof. Die vierte Seite nahm das Langhaus ein. Die zu Drachenköpfen geschnitzten Gabelenden des Giebels hoben sich vor dem Sternenhimmel ab. Aber Imric hielt Ausschau nach dem gegenüberliegenden Frauenhaus. Die Hunde rochen ihn, sträubten die Haare und knurrten. Er richtete, ehe sie zu bellen begannen, seinen schrecklichen, blinden Blick auf sie und machte ein Zeichen. Sie krochen davon und winselten nur ein wenig.
    Er ritt zum Frauenhaus hinüber. Mit Hilfe seiner Künste öffnete er die Läden eines Fensters von außen und blickte hinein. Das Mondlicht fiel über ein Bett und hüllte Älfrida, die mit aufgelöstem Haar dort lag, in Silber ein. Aber Imric sah nur auf das Neugeborene in ihrem Arm.
    Der Elfengraf lachte hinter seinem maskenhaften Gesicht. Er schloß die Läden und ritt zurück nach Norden. Älfrida bewegte sich, erwachte und fühlte nach dem Kindchen neben ihr. Ihre Augen waren bewölkt von unruhigen Träumen.
     

III.
     
    In jenen Tagen lebte das Elfenvolk noch auf der Erde, aber selbst damals schon war es etwas Seltsames um seine Wohnsitze, als schwebten sie zwischen der Welt der Sterblichen und einer anderen. Stellen, wo manchmal nichts als ein einsamer Hügel oder See oder Wald zu sehen war, erglänzten zu anderen Zeiten in märchenhafter Pracht. Daher mieden die Menschen die nördlichen Hochlande, wo die Elfenhügel lagen.
    Imric ritt auf die Elfenhöhe zu, die er nicht als spitzen Felsen sah, sondern als eine hohe Burg mit schlanken Türmen, mit Toren aus Bronze und Marmorhöfen. In den Räumen und Gängen hingen zauberisch gewebte Wandteppiche, in denen große Edelsteine funkelten. Die Bewohner tanzten im Mondlicht auf dem Rasen vor den äußeren Mauern. Imric ritt durch das Hauptportal hinein. Die Hufe seines Pferdes riefen ein hohles Echo hervor. Zwergenknechte eilten herbei, ihm zu Diensten zu sein. Er sprang zu Boden und eilte in die Burg.
    Hier brachen Mosaiken aus Gold und Juwelen das Licht vieler Wachskerzen zu einem sprühenden, berauschenden Gewirr von Farben. Musik tönte durch die Räume, Harfen und Flöten, die wie Bergbäche sprudelten. Die Muster in den Teppichen und Wandbehängen bewegten sich langsam wie lebende Figuren, ja, die Wände und Fußböden selbst hatten etwas von der Eigenschaft des Quecksilbers an sich: Sie waren nie die gleichen, und doch konnte man nicht sagen, wie sie sich gerade verändert hatten.
    Imric stieg eine Treppe hinunter. Sein Harnisch klang in der Stille. Ganz plötzlich wurde es dunkel um ihn bis auf das Licht vereinzelter Fackeln, und die Luft des Erdinneren füllte seine Lungen mit

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