Das gebrochene Versprechen
später habe ich den Grund begriffen — sie hatte erfahren, dass ich
etwas Geld geerbt hatte, und hoffte, ich würde ihr ihre Karriere als Sängerin
finanzieren.«
»Aber das haben Sie nicht
getan.«
»Ms. McCone, so viel Geld war
es nicht. Ich bin in der Lage, mal einem sehr guten Freund ein Darlehen zu
geben, aber ich hatte nie auch nur annähernd genug Geld, um irgendjemanden zum
Star zu machen. Und so eine herausragende Sängerin ist Patricia nicht.«
»Was wissen Sie über ihre
Lebensgeschichte?«
»Nicht viel. Wir haben uns an
der Texas Christian University kennen gelernt. Sie war Erstsemester, ich
Doktorand. Sie wollte Country-Sängerin werden, aber ihr Vater hatte Erfahrung
mit Musikern und bestand darauf, dass sie irgendeinen Abschluss machen sollte,
um im Notfall darauf zurückgreifen zu können. Damit war sie gar nicht
glücklich, und sobald wir verheiratet waren, schmiss sie ihr Studium.«
»Wie lautete ihr Mädchenname?«
»Smith. Mein Name gefiel ihr,
weil sie fand, er taugte für einen Star.«
»Und wo lebte ihre Familie?«
»Wir haben nie über ihre
Familie geredet. Sie hasste ihren Vater, hat ihm nicht mal gesagt, dass wir
geheiratet hatten. Ich glaube, es gab da eine Schwester, aber sie hatten kein
gutes Verhältnis.«
»Sie hat nie über ihre
Vergangenheit geredet?«
»Patricia redet überhaupt nicht
viel, außer, es geht um sie und um ihren Wunsch, berühmt zu werden. Sie trat
mit ein paar Bands auf dem Campus auf, aber die Reaktion war nicht gerade
enthusiastisch, und als ich zu sagen gewagt habe, vielleicht seien ihre
Ambitionen ja unrealistisch, hat sie gar nicht mehr mit mir geredet. Und dann
hat sie mich verlassen.«
»Hat sie je über ihre Freunde
geredet?«
»Sie hatte keine. Sie war eine
Eigenbrötlerin, immer mit ihren Phantasien beschäftigt. Der einzige Freund, den
sie je erwähnte, war ein Bursche, bei dem sie phasenweise gewohnt hat, als sie
hier war — einer aus ihrer ehemaligen Band in Austin, der ein Haus in Venice
hatte.«
»Wissen Sie den Namen noch?«
Er dachte kurz nach. »Tod
irgendwas.«
»Dodson?«
»Genau.«
»Haben Sie seine Adresse?«
»...Könnte sogar sein. Als
Patricia hier in die Gegend kam, sagte sie den Leuten von dem Restaurant, wo
sie in Austin gearbeitet hatte, sie sollten ihr den letzten Lohnscheck an meine
Adresse schicken. Er war noch nicht da, als sie kam, um sich Geld von mir zu
borgen, deshalb hat sie mir Tods Adresse aufgeschrieben, damit ich den Scheck
nachschicken konnte.« Er stand auf, ging zu einem kleinen Telefontischchen und
kramte kurz in der Schublade. »Da ist sie ja«, sagte er und grinste verlegen.
»Manchmal hat es auch Vorteile, wenn man nichts wegschmeißen kann.«
Ich nahm den Zettel, sah kurz
auf den Straßennamen, der mir nichts sagte, und steckte die Adresse dann in
meine Umhängetasche. Terriss setzte sich wieder hin, aber ich spürte, er
wollte, dass ich ging — und zwar nicht, weil er eine andere Verabredung oder
etwas Dringendes zu tun hatte. Ich sagte: »Ich hätte noch ein paar Fragen, wenn
Sie erlauben.«
Er zögerte und nickte dann.
»Sie sagten, etwas mit einem
verheirateten Mann zu haben entspräche Patricias Muster. Wissen Sie noch von
anderen Verhältnissen dieser Art?«
»...Nicht sicher.«
»Ihre Bemerkung muss sich aber
doch auf mehr gegründet haben als nur auf die Tatsache, dass Sie verheiratet
waren, als Sie sie kennen lernten.«
»Ich... Ms. McCone, möchten Sie
wirklich nichts trinken?«
»Wirklich nicht, aber wenn Sie
etwas möchten, lassen Sie sich nicht davon abhalten.«
»Ich denke, ich werde mir etwas
holen.« Er entschuldigte sich und ging in den rückwärtigen Teil des Hauses.
Eiswürfel klimperten.
Als er wieder auftauchte, in
der Hand ein Glas mit etwas, das wie Whiskey aussah, wirkte er entspannter. Vermutlich
hatte er sich in der Küche schon den einen oder anderen Stärkungsschluck
gegönnt.
Jetzt also zu den harten Sachen
— nicht nur in puncto Alkohol. Auch zu den harten Fakten über seine Exfrau.
»Wo waren wir?«, fragte er, als
er sich wieder hinsetzte.
»Wir sprachen von Patricia und
den verheirateten Männern.«
»Ja.« Er trank und stellte das
Glas auf das Tischchen neben sich. »Okay, ich werd’s Ihnen erzählen, weil...
weil Sie wie ein anständiger Mensch aussehen, und wenn Sie sie finden, können
Sie ja vielleicht mit ihr reden und ihr klarmachen, dass das, was sie tut,
nicht nur unrecht, sondern auch hochgradig selbstzerstörerisch ist. Also,
zweiundneunzig
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