Das gebrochene Versprechen
hatte Patricia etwas mit jemandem aus der Unterhaltungsbranche —
einem bekannten Country-Sänger.«
»Wer war es?«
»Ricky Savage. Sie traf ihn in
Austin. Er ist verheiratet, hat sechs Kinder, aber sie behauptete, er habe sie
hierher an die Küste geholt. Und sie behauptete außerdem, er wolle einen Star
aus ihr machen. Also, ich bin kein Country-Fan, aber ich kenne Savages Musik.
Er ist gut, als Songtexter wie als Musiker. Ausgeschlossen, dass er in Patricia
einen potenziellen Star hat sehen können, es sei denn, er hätte völlig den
Verstand verloren. Und er muss sie wohl auch als Geliebte ziemlich schnell leid
gewesen sein. Patricia kann sexuell sehr intensiv sein und auch sehr
aufmerksam, aber irgendwann geht es dann doch wieder nur um sie — um ihre
Songs, um das, was ihr ihrer Meinung nach zusteht. Und schließlich wird sie
schrill und fordernd. Ich kann’s Savage nicht verdenken, dass er die Sache
abgebrochen hat.« Terriss hielt inne, um einen Schluck von seinem Drink zu
nehmen. Als er das Glas auf den Untersetzer zurückstellte, zitterte seine Hand.
Der Mann war hochnervös wegen irgendetwas, was ihm auf der Seele lag — und nur
allzu bereit, es bei mir abzuladen.
Ich sagte: »Nichts, was Sie mir
erzählen, wird gegen Patricia verwendet. Das ist eine rein private
Angelegenheit, und mein Klient möchte, dass es das bleibt.«
Er seufzte tief. »Okay. Es war
frühmorgens. Am dreißigsten Juni zweiundneunzig. So etwa halb fünf, schätze
ich. Patricia stand plötzlich vor der Haustür. Sie war... Gott!« Er schloss die
Augen, nahm die Brille ab und presste sich die Handballen auf die Lider. »Sie
hatte einen Regenmantel an und darunter nichts als ein dünnes Nachthemd. Ein
weißes. Jedenfalls war es mal weiß gewesen. Aber jetzt war da überall
getrocknetes Blut — eine Menge Blut. Und ihre Handgelenke waren verbunden und
mit Handtüchern umwickelt.« Ich wartete, die Hände so krampfhaft gefaltet, dass
meine Finger schmerzten.
Terriss sprach weiter,
schneller jetzt. »Sie war auf irgendwelchen Drogen und außerdem betrunken. Ihr
Wagen stand vor dem Haus, und die Schlüssel steckten. Der Sitz war weit
zurückgestellt, für jemand wesentlich Größeren, also war klar, dass sie nicht
selbst gefahren war. Und auf dem Beifahrersitz waren Blutflecken. Ich habe sie
reingebracht und gesäubert und in das Bett im Gästezimmer gesteckt, aber sie
konnte nicht schlafen und hatte Angst, allein zu sein, also setzte ich mich zu
ihr, und sie erzählte mir, was passiert war.« Terriss nahm die Hände von den
Augen und sah mich verzweifelt an. »Mein Gott, ich hoffe, Sie können irgendwas
tun, damit sie nicht wieder in so was reingerät.«
»Ich werd’s versuchen.«
Er nickte. »Okay, ich habe mich
also zu ihr gesetzt, und sie hat mit mir geredet. Sie sagte, Savage habe mit
ihr Schluss gemacht, und sie habe versucht, ihn wieder zurückzukriegen, aber es
habe alles nichts genützt. Sie habe gedroht, es seiner Frau zu erzählen, aber er
habe die Telefonnummer ändern lassen. Dann habe sie gedroht, es seinen Kindern
zu erzählen. Und schließlich habe sie sogar gedroht, den Kindern etwas anzutun.
Sie sagte... sie sagte, sie sei bereit, sie umzubringen, wenn es sein müsse.«
»Haben Sie ihr geglaubt?«
»Na ja, sie war high, so high,
dass sie wirklich nicht mehr ganz richtig im Kopf war, aber... Wie auch immer,
sie sagte, nachdem das ein paar Monate so gegangen sei, habe Savage sie
angerufen und kapituliert. Sie hätten ein Treffen in einem Motel irgendwo
weiter oben an der Küste vereinbart, aber an seiner Stelle seien zwei
Mitglieder seiner Band aufgetaucht, um sie unter Druck zu setzen und dazu zu
bringen, ihn in Ruhe zu lassen.«
»Haben sie ihr wehgetan?«
»Körperlich? Nein. Emotional
war es vernichtend. Patricia... sie reagiert nicht normal auf Zurückweisung.
Enttäuschung und Schmerz schlagen bei ihr sofort in Zorn um. Und diesen Zorn
agiert sie normalerweise auf eine Art aus, die ihr selbst schadet. Ihre
Reaktion auf Savages Täuschungsmanöver bestand darin, sich an ihm zu rächen,
indem sie die Männer verführte, die er geschickt hatte. Sie schlug vor, ein
bisschen ›Party zu machen‹ und ließ sich von beiden nehmen. Und hinterher ging
sie ins Bad, zerschlug ein Glas und schlitzte sich die Pulsadern auf. Die
Männer kamen rechtzeitig dazwischen, verbanden sie und brachten sie, auf ihr
Bitten, hierher.«
»War es ein ernsthafter
Selbstmordversuch?«
»Ja. Ich habe die
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