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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Konzertdatum — schuld zu sein.
    Von Savage, der bisher vier
Konzerte der Promotion-Tour für sein demnächst erscheinendes Midnight Train
to No-where-Album abgesagt hat, liegt noch keine Stellungnahme vor. Seine
PR-Managerin Linda Toole erklärte, dass für Anfang nächster Woche eine
Pressekonferenz geplant sei.

Brief von Patricia Tewrriss an
Tod Dodson, 27. Juli 1992:
     
    Lieber
Tod,
    entschuldige
bitte. Tut mir Leid, dass ich dein Geld und dein Dope geklaut habe. Tut mir
Leid wegen der Fische. Das war grässlich von mir. Ich wusste einfach nicht
mehr, was ich tat.
    Aber
jetzt ist es besser. Jetzt sehe ich alles ganz klar. Ich bin im Haus meines
Stiefvaters in Albuquerque. Wir haben uns ausgesöhnt. Ich habe ihm verziehen,
dass er nach Moms Tod so kontrollsüchtig war, und er hat mir verziehen, dass
ich einfach verschwunden bin. Ich konnte ihm sogar von Ricky erzählen — alles,
auch das mit Dan und Benjy. Er hat gesagt, ich soll es vergessen und mich um
mich kümmern. Und das tue ich auch, in gewisser Weise. Ich war sogar bei
Veronica im Pflegeheim, um mich von ihr zu verabschieden.
    Ja,
ich verabschiede mich, weil ich es nicht mehr aushalte, Tod. Ich weiß schon
mein Leben lang, dass da diese Leere in mir ist. Mein Lächeln verbirgt sie,
mein lachendes Gesicht maskiert sie, aber sie hält mich gefangen und isoliert
mich von allen anderen Menschen. Eine Weile hat Ricky Hoffnung in mir geweckt,
und ich dachte, diese Ketten würden vielleicht zerspringen, aber er hat mich
genauso wenig geliebt wie alle anderen. Und jetzt verliere ich immer mehr die
Kontrolle über mich.
    Hey,
das ist gut. Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich Daddy erklären kann,
warum ich getan habe, was ich jetzt tun werde. Vielleicht ist das mit der Leere
ja etwas, was er versteht. Ich gebe Ricky im Grund keine Schuld. Er hat mir nie
irgendwas versprochen — da habe ich gelogen. Und da ist noch vieles, was Du
nicht weißt: Dinge, die ich ihm angetan habe. Nein, ich gebe gar niemandem die
Schuld, nur dieser verdammten Leere. Tut mir Leid, Tod, ich bin so stoned und
so müde, und ich muss noch einen Brief schreiben — an Daddy. Und dann werde ich
endlich Ruhe finden.
    Alles
Liebe,
    P.

29
     
    Wir waren wieder in Los Angeles
und hatten uns im Konferenzraum von Zenith Records versammelt. Es war
Samstagabend. Ricky, Kurt Girdwood, Ethan Amory, Virgil Rattray, Linda Toole,
Pete Sherman und Jerry Jackson waren anwesend. Wil Willis, der vierte Teilhaber
des Labels, hatte geschäftlich in Nashville zu tun und war per
Telefon-Lautsprechanlage dabei. Hy war da, weil Zenith beschlossen hatte, RKI
auf Dauer mit der Unternehmens-Security zu betrauen. Rae war da, weil sie und
Ricky sich vermutlich nie wieder weiter als auf Ortsgesprächsdistanz
voneinander entfernen würden.
    Und ich war da, weil Bruder
Ricky — was er für mich immer bleiben würde, trotz der bevorstehenden Scheidung
— mir einen befriedigenden Abschluss für meine Ermittlungen versprochen hatte.
»Also«, fragte Wil Willis über den Telefonlautsprecher, »wie ist die
Schadenslage?«
    Toole antwortete: »Im Moment
noch schwer zu sagen. Wir haben für Montag eine Pressekonferenz anberaumt, und
ich arbeite bereits an Ricks Erklärung.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Ricky.
»Das mache ich selbst.«
    »Sind Sie sicher, dass das —«
    »Eine gute Idee ist? Ja.« Er
sah Rae an, die neben ihm saß, und nickte nachdrücklich. Sie sahen beide schon
besser aus als am Donnerstagabend, aber die dunklen Ringe unter Raes Augen
verrieten mir, dass sie immer noch von Albträumen aus dem Schlaf geschreckt
wurde, und Rickys Gesicht war von den Strapazen gezeichnet — womöglich für
immer.
    Girdwood quittierte Rickys
Ankündigung mit einer skeptischen Miene. »Wir haben Dallas, Austin, New Orleans
und Miami abgesagt. Über die restlichen Termine ist noch nicht entschieden.«
    Willis fragte: »Wie steht’s mit
einem Ersatzmann für O’Dell?« Girdwood machte eine auffordernde Geste zu Ricky
hin.
    »Wird dauern, jemanden seines
Kalibers zu finden«, sagte Ricky. »Und heute Nachmittag habe ich Forrest
gefeuert, also brauchen wir auch noch einen neuen Bassisten.«
    Amory hatte hinter dem
Konferenztisch am Fenster gestanden und die Aussicht studiert; jetzt wandte er
sich uns zu. »Du hast was? Er hat einen Vertrag, Mann.«
    »Scheiß auf den Vertrag; der
läuft im Herbst aus, und für die restliche Zeit zahle ich ihn aus. Ich hab’s
satt, vor jedem Auftritt mitansehen zu müssen, wie er sich

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