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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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vor dessen leerem Stuhl
und packte ihn am Schlafittchen. Er packte ihn mit der anderen Hand am Hosenboden
und bugsierte den Anwalt, ungeachtet seiner unartikulierten Protestlaute, in
Richtung Tür. Rats war aufgesprungen. »Gestatten«, sagte er und öffnete galant
die Tür.
    »Danke.« Ricky beförderte Amory
wenig galant hinaus auf den Flurfußboden. Zu Rats sagte er: »Schaff mir diesen
Müllhaufen hier weg, okay?«
    »Mit Vergnügen.«
    Nachdem er Amorys Gejaule durch
Zuknallen der Tür ausgesperrt hatte, drehte Ricky sich zu uns um. Er sah zuerst
Girdwood an, dann den Telefonlautsprecher. »Ich weiß, dass wir einen Gesellschaftsvertrag
mit Ethan haben«, sagte er, »aber Shar hat mir ein paar hübsche belastende
Tonbandaufnahmen von ihm gegeben, die wir als Druckmittel benutzen können. Und
wenn ihn das nicht dazu bringt, sich freiwillig rauszuziehen, dann schwöre ich,
dass ich meine Seele verpfänden werde, um ihn auszukaufen.«
    Rae sagte leise, aber in einem
Ton, dem sich niemand entziehen konnte: »Du hast vielleicht gerade deine Seele
wieder ausgelöst.«

Billboard , 6. August 1995
     
    Los Angeles — Am 31. Juli
verkündete Country-Sänger Ricky Savage im Rahmen einer Pressekonferenz die
Auflösung des von ihm selbst, seinem Manager Kurt Girdwood,
Ex-Arista-Marketingchef Wil Willis und Rechtsanwalt Ethan Amory gegründeten
Zenith-Labels. Die Firma gründet sich neu, mit Savage, Willis und Girdwood als
Teilhabern. Auf die Gründe für diesen Schritt ging Savage nicht weiter ein. Er
erklärte lediglich, zwischen Amory und den übrigen Teilhabern hätten
»grundlegende Differenzen hinsichtlich der Managementphilosophie« bestanden.
    Savage äußerte sich ferner zu
dem vorige Woche auf offener Bühne verübten Selbstmord seines Leadgitarristen
Norman O’Dell: »Ich will nicht in Einzelheiten gehen, denn ich bin der
Überzeugung, dass Privates privat bleiben soll. Ich will nur eins sagen: Norm
O’Dell war ein guter Kerl, den das Schicksal hart angefasst hat, und ich habe
zu seinen Problemen beigetragen, indem ich mich seiner Stieftochter Patricia
Terriss gegenüber unverantwortlich verhalten habe. Sein Tod ist mir eine
bittere persönliche Lehre.« Der Sänger fügte hinzu: »Wir alle in der
Musikbranche sollten uns um mehr Verantwortlichkeit bemühen, was unsere
Botschaften angeht — sowohl in der Musik als auch in unserem öffentlichen und
privaten Leben. Diese letzte Woche hat für mich in beiden Bereichen große Veränderungen
gebracht, und ich hoffe, ich werde sie nutzen, um mich im positiven Sinne
weiterzuentwickeln.«
    Savage bekundete ferner die
Absicht, die jetzt abgebrochene Midnight Train to Nowhere- Tour im
kommenden Frühjahr wieder aufzunehmen, mit Ersatzleuten für Norman O’Dell und
den Bassisten Forrest Curtin, dessen Vertrag im Oktober ausläuft.

»StarWatch«, Los Angeles
Times, 7. August 1995:
     
    Viel verlautet dieser Tage über
den Selbstmord von Norm O’Dell , Leadgitarrist von Ricky Savage ,
und Savages Rolle dabei, sowie über die jüngsten geschäftlichen und privaten
Turbulenzen im Leben des Stars. Wenig wurde indes über Savages integre Haltung
gesagt. Andere hätten sich zu den Gerüchten um vorausgegangene kriminelle
Handlungen des Gitarristen geäußert — Savage schweigt. Andere hätten ihre
unrühmliche Rolle in Zusammenhang mit dem Selbstmord von O’Dells Stieftochter
vertuscht — Savage übernimmt öffentlich Verantwortung. Andere hätten von der
enormen Publicity profitiert, die die Midnight Train to Nowhere -Tour
jetzt umgibt — Savage bricht die Tour ab. Und aus der gleichen inneren Haltung
heraus wahrt er Diskretion, sein Privatleben betreffend, auch angesichts des
immensen Medieninteresses an seiner bevorstehenden Scheidung und seiner neuen
Liebe Rae Kelleher , Privatdetektivin aus San Francisco. Der Verfasser
dieser Kolumne ist der Ansicht, dass die Unterhaltungsindustrie mehr Stars von
Savages Kaliber brauchen könnte. Hätte sie sie, bestünde allerdings die Gefahr,
dass sich unsereins nach einem neuen Job umschauen müsste...
     
     
     

30
     
    Rae und ich saßen auf den
niedrigen Betonblöcken — Teil einer zweifelhaften, von der Stadt finanzierten
Skulptur — vor Red’s Java House und verdrückten Cheeseburger mit Cola.
Normalerweise hätte ich ja ein schlechtes Gewissen dabei gehabt, Carmen,
unserem Lieblingswirt am Hafen, untreu zu werden, aber es war noch einer von
diesen ungewöhnlich heißen Julitagen, und wir hatten beide keine Lust

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