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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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gehabt,
so weit zu laufen.
    Rae hatte mir gerade den Billboard -Artikel
über Rickys Pressekonferenz und die gestrige »StarWatch«-Kolumne vorgelesen.
Jetzt aß sie ihren Burger zu Ende und knüllte das Papier zusammen.
    »Nicht schlecht, wie er mit dem
Ganzen umgegangen ist«, sagte sie. »Das Beste ist, dass er wirklich meint, was
er sagt.«
    Wenn man Ricky so gut kannte
wie Rae und ich, konnte man nicht an seiner Aufrichtigkeit zweifeln. Aber ich
hätte wetten können, dass viele Zyniker in diesem zynischen Business das, was
er tat und sagte, für raffinierte Taktik hielten. Ich sagte das allerdings
nicht laut, sondern fragte nur: »Er ist also auf dem Weg hierher?«
    »Ja, in seinem Porsche, wie ein
Irrer, und wenn er die Fahrt überlebt, dann verschwinden wir morgen Nachmittag
nach Bakersfield.« Sie wurde ernst. »Bist du sicher, dass es dir nichts
ausmacht, wenn ich dich so mitten in der Woche sitzen lasse?«
    »Ja, absolut.« Ich hatte mich,
ehrlich gesagt, schon mit dem Gedanken abgefunden, sie als Mitarbeiterin zu
verlieren — so weit, dass ich Charlotte Keim ein Stellenangebot gemacht hatte,
das sie nicht ablehnen konnte.
    »Mir wäre es ja lieber, du
würdest sagen, dass ich euch furchtbar fehlen werde.«
    »Na ja, wenn Keim an Bord
kommt...«
    »Also, zu diesem Thema, Shar —
du hast sie doch nicht angeheuert, weil du dachtest, dass ich aufhöre, oder?«
    »...Nicht direkt.«
    »Weil ich nämlich keineswegs
die Absicht habe.«
    »Oh?«
    »Vielleicht muss ich dich um
ein Weilchen Urlaub bitten, nur so lange, bis sich die Wogen für Ricky etwas
geglättet haben. Er ist immer noch ganz schön fertig nach allem, was passiert
ist, und ich bin’s, ehrlich gesagt, auch. Wir brauchen ein bisschen Zeit und
Ruhe für uns.«
    »Verstehe.« Und nach der
ruhigen Zeit, was dann? Es fiel mir schwer zu glauben, dass die Katastrophen
des letzten Monats zu lauter so hübschen Happy Ends geführt haben sollten:
Ricky und Rae in einer dauerhaften Beziehung; Charlene und Vic ebenso; die
Savage-Kinder getröstet und im Begriff, mit Hilfe beider Eltern die
Veränderungen zu akzeptieren. Und doch war, zumindest nach außen hin, genau das
eingetreten.
    Hy und ich schienen die
Einzigen zu sein, bei denen nicht alles eitel Sonnenschein war; in den letzten
zwei Wochen war die Distanz zwischen uns noch größer geworden.
    Ich betrachtete einen Mann im
Anzug, der mit einem Karton voller gefährlich hoch aufgetürmter
Fastfood-Portionen aus dem Red’s kam. Ein Windstoß von der Bay packte das
seitlich in den Karton gestopfte Bündel Servietten und wehte sie in alle
Richtungen davon. Rae schien meine Niedergeschlagenheit zu spüren. Sie stand
auf und brachte unsere Servietten und Verpackungsreste zum Mülleimer. Als sie
wieder zurückkam, hatte ich eine muntere Miene aufgesetzt.
    »Also«, sagte ich, »was habt
ihr beiden dann weiter vor — ein paar Airlines sanieren, indem ihr immer
zwischen hier und dem Süden hin und her fliegt?«
    »Eine Zeit lang wohl schon. Er
hat mir schon seine Kundenkartennummer bei seiner Stamm-Chartergesellschaft
gegeben.«
    »Ich sehe, du gewöhnst dich
schnell an seinen Lebensstil.«
    »Es ist wirklich ein komisches
Gefühl, dass er so viel Geld hat. Wenn ihm das Geld nicht so egal wäre, wüsste
ich nicht, ob ich da mitmachen könnte.« Wieder wurde ihr sommersprossiges
Gesicht ernst. »Du bist uns doch nicht mehr böse, oder?«
    »Nein, ich habe mich
entschlossen, erst mal unvoreingenommen abzuwarten.«
    »Na ja, mehr können wir wohl
nicht erwarten. Mick scheint genauso zu denken, obwohl er mir gegenüber immer
noch ein bisschen kühl ist, und hin und wieder merke ich, dass er mich so
ansieht... na ja, als würde er über unser Liebesleben spekulieren.« Ich
grinste. »Das tun Achtzehnjährige, Rae. Außerdem wird er mit seinem eigenen
Liebesleben hinreichend beschäftigt sein, wenn Charlotte erst mal im Team ist.«
    Mein Neffe wohnte, jetzt, wo er
wieder da war, weiter bei mir, traf sich aber oft mit Keim. Ich hatte aus
diesem Grund gezögert, Keim einzustellen, bis wir dann einmal zu dritt das
Thema auf den Tisch gebracht und befunden hatten, dass sie vernünftig genug
waren, um Arbeit und Privatleben zu trennen.
    Ich sah auf die Uhr: eigentlich
Zeit, ins Büro zurückzuwandern. Nein, noch nicht; es war ein zu schöner Tag, um
schon wieder drinnen zu hocken. »Ihr beiden habt also keine konkreten
Zukunftspläne?«, fragte ich.
    »Wir wollen auf der Fahrt nach
Bakersfield drüber

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