Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
der Vengeance gefolgt, möglicherweise auch einem der überlebenden Schiffe, die wir hierher dirigiert haben. Wie dem auch sei, es ist im Prinzip nur von untergeordnetem Interesse, wie sie uns gefunden haben. Fakt ist: Sie sind hier und wir sind gezwungen, mit der Situation umzugehen.« Er maß jeden der Gouverneure mit einem abschätzenden Blick. »Es tut mir leid, aber niemand kann derzeit Perseus verlassen. Auf jeden infrage kommenden Austrittsvektor aus dem System nähern sich feindliche Schiffe. Ausgehend von den Erfahrungen auf Vector Prime vermuten wir, dass es sich um ein Vorauskommando handelt, das ein Signalfeuer errichten wird, um weitere feindliche Schwärme herzulotsen. Sollte ihnen das gelingen, ist es aus mit Perseus. Einer Invasion, wie sie Vector Prime derzeit erlebt, hätten wir nichts entgegenzusetzen.«
Auf diese Ankündigung antwortete ihm Schweigen. Wäre die Situation nicht so bedrohlich gewesen, hätte man beinahe darüber lachen können. Soweit er sich zu erinnern vermochte, hatte er die Gouverneure noch nie so still erlebt.
Ihm blieb jedoch keine Zeit, diesen Zustand zu genießen, denn er hatte die Verteidigung eines Planeten zu planen.
Edgar schleppte mit bloßem Oberkörper schwere Sandsäcke und schichtete sie zu einer Barrikade auf, die eine der Zufahrtsstraßen der planetaren Hauptstadt blockieren sollte. Falls die Drizil auf diesem Weg anrückten, wäre es Aufgabe der Miliz, diese Barrikade zu bemannen und den Feind außerhalb der Stadt zu halten. Allerdings hegte er keine großen Hoffnungen, dass Widerstand an dieser Stelle sonderlich erfolgreich sein würde. Ein entschlossener Feind drang früher oder später immer in eine Stadt ein, und dann begann erst der richtige Kampf.
Hemd und Jacke seiner Uniform lagen achtlos auf dem Boden, zusammen mit den Uniformteilen von etwa zweihundert weiteren Legionären, die mit ihm an derselben Barrikade arbeiteten.
Als er den Sandsack endlich platziert hatte, stützte er sich auf denselben und streckte seinen protestierenden Rücken, um die Muskeln zu lockern. Er fröstelte in der kühlen Morgenluft.
Die Drizil bewegten sich – soweit er wusste – immer noch auf das innere System zu und es wurde erwartet, dass sie in vielleicht einem Tag den Planeten erreichten. Dann würden die Flotte und Lestrade das Gefecht eröffnen und falls ihnen das Glück hold war, den Feind schlagen. Falls nicht … nun … dann würden Legion und Miliz ihren Job erledigen müssen.
Auf einem Platz etwa vierzig Meter nördlich, war Master Sergeant Angela Flynn dabei, gleichermaßen Rekruten der Legion, der Miliz und Freiwillige der Bevölkerung zu schleifen und auf Vordermann zu bringen. Was dies in den letzten Stunden vor der Schlacht noch bringen mochte, blieb abzuwarten, aber vielleicht gelang es ihr, genug Wissen zu vermitteln, um einigen das Überleben zu ermöglichen. Bei der Planung der Verteidigung waren die Obermotze von den Erfahrungen und Ergebnissen ausgegangen, die man von Vector Prime und anderen besuchten Planeten mitgebracht hatte.
Die Aufklärungs- und die Sturmkohorte sowie Teile der Kampfkohorte Rigidus hielten Stellungen in und um der planetaren Hauptstadt Misarat.
Der Rest von Rigidus sowie die Kampfkohorten Invictus und Ferreus hielten die Stadt Haaras und den der Stadt angeschlossenen Raumhafen. Dies waren die beiden größten Städte auf Perseus und mit Sicherheit Hauptangriffsziele der Drizil. Von Vector Prime wusste man, dass sich der Gegner zuerst auf die Bevölkerungszentren eines Planeten konzentrierte und ländliche Gebiete fast völlig außer Acht ließ. Es ging ihnen darum, zuallererst die Hauptverteidigung eines Planeten auszuschalten, und die war nun mal dort zu finden, wo sensible Bereiche zu schützen waren.
Unterstützt wurde die Legion in beiden Städten von jeweils drei Milizregimentern. Der Rest der Miliz war auf kleinere Ortschaften, Dörfer und Gemeinden auf ganz Perseus verstreut, jedoch mehr, um der Bevölkerung das Gefühl von Schutz zu vermitteln, als dass diese Maßnahme im Falle eines ernst zu nehmenden Angriffs tatsächlich etwas gebracht hätte.
Die Truppentransporter der Legion waren aus Sicherheitsgründen zu einem provisorischen und getarnten Landefeld in den Bergen gebracht worden, wo sie – so hoffte man – dem Feind verborgen bleiben würden.
Eine Familie mit mehreren Kindern näherte sich den Soldaten, sie hievten erst die Kinder über die Barrikade, stiegen schließlich selbst hinüber und
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