Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
es plötzlich aus den Lautsprechern. »Wir sind getroffen. Drei Kapseln haben die Außenhülle durchbrochen. Helft uns! Bitte! Helft …«
»Verbindung unterbrechen!«, befahl Lestrade bedrückt. Einige seiner Brückenoffiziere – vor allem die jüngeren – warfen ihm schockierte Blicke zu angesichts solch offensichtlicher Kaltschnäuzigkeit. Die erfahreneren von ihnen schüttelten nur trauernd den Kopf. Sie zogen aus der Situation dieselben Schlussfolgerungen wie Lestrade. Drei Kapseln waren eine Menge bei einer Korvette. Mit Ausnahme von Torpedobooten waren Korvetten der kleinste Schiffstyp im Arsenal der imperialen Flotte. Sie verfügte über knapp achtzig Besatzungsmitglieder plus vierzig Marines. Nicht genug, um einer Infektion der Grünen Pest erfolgreich zu begegnen. Das Schiff war verloren – ebenso wie die Besatzung. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, das Schiff zu verlassen. Lestrade bezweifelte jedoch, dass es viele schaffen würden.
»Commodore?«, sprach sein XO ihn an. »Die Drizil versuchen, uns vom Planeten abzudrängen.«
Lestrades Augenbrauen zogen sich drohend über der Nasenwurzel zusammen. »Befehl an die Träger: die Jäger vorschicken. Die Drizil wollen Perseus? Dann müssen sie erst an uns vorbei.«
Nacht brach über der Nordhalbkugel des Planeten herein. Das sonst zu solch später Stunde hell erleuchtete Misarat war in tiefste Dunkelheit getaucht. Aus Angst vor Orbitalschlägen der Drizilflotte traute sich niemand, auch nur an Beleuchtung zu denken.
Die in der Stadt positionierten Soldaten von Legion und Miliz sowie die Bürger, die sich weigerten, die Hauptstadt zu verlassen, hatten sich auf den Straßen und Dächern versammelt, um das grausame Schauspiel am Himmel zu betrachten.
Die Schlacht um die Raumüberlegenheit tobte seit nunmehr vierzehn Stunden mit unverminderter Härte, in der keine der beiden Seiten gegenüber der anderen Nachsicht walten ließ.
In unregelmäßigen Abständen blühten goldene Blumen am nächtlichen Firmament auf, die vom Ende eines Kriegsschiffes oder Jägers kündeten, wobei für die Menschen am Boden nicht erkennbar war, ob es sich bei dem zerstörten Schiff um Freund oder Feind handelte.
Nur der Umstand, dass noch gekämpft wurde und es dem Feind bisher nicht gelungen war, Truppen zu landen, bewies, dass sich überhaupt noch terranische Schiffe im Gefecht befanden.
Der Feuertrupp Schneller Tod hatte sich zusammen mit anderen Legionären und Soldaten der Miliz auf dem Marktplatz versammelt, um das Schauspiel zu betrachten. Seit der Ankunft der Drizil im System trugen sie rund um die Uhr ihre Kampfanzüge, da nicht vorherzusehen war, ob und wenn ja, wann die Legion sich zum ersten Mal dem Feind auf eigenem Boden würde stellen müssen.
Edgar warf einen Blick in die Runde. Galen war so undurchschaubar wie immer, Li versuchte durch bloße Beobachtung festzustellen, wer in der Raumschlacht die Oberhand hatte – ein sinnloses Unterfangen, aber wenigstens hielt es ihn von Grübeleien ab. Vincent betrachtete mit besorgter Miene den Himmel, Becky stand dicht bei ihm. Edgar schmunzelte leicht. Die provokante kleine Göre mit dem frechen Mundwerk und dem lockeren Umgang mit den eigenen Reizen schien sich für den Frischling zu interessieren. Seine Naivität und Unerfahrenheit schien sie regelrecht anzumachen, ein Charakterzug, den er bei ihr nie vermutet hätte. Der Junge schien davon allerdings gar nichts mitzubekommen.
»Da seht doch!«, schrie plötzlich eine Zivilistin in der Nähe und zeigte nach oben.
Eine Reihe Objekte löste sich aus der Raumschlacht und strebte der Planetenoberfläche zu. Im ersten Augenblick hielt Edgar sie für angreifende Jäger, doch er korrigierte seine anfängliche Beobachtung schnell. Für Jäger waren sie zu groß und zu langsam, für Kriegsschiffe andererseits waren sie wiederum zu klein.
»Landungsboote«, versetzte Galen mit mehr Gelassenheit, als es der Situation angemessen schien. Beim Eintauchen in die Atmosphäre zogen die Boote einen feurigen Schweif hinter sich her, der langsam verblasste, als die Hüllen der Landungsschiffe in der Atmosphäre abkühlten. Edgar verfolgte sie mit den Augen, bis sie außer Sicht waren.
»Galen? Was meinst du?«, fragte er seinen wortkargen Kollegen.
Dieser überlegte und spuckte aus. »Etwa fünf Kilometer nördlich der Stadt. Wenn wir Glück haben, zehn.«
»Gehen wir lieber von fünf aus«, versetzte Edgar und streifte seinen Helm über. Nur Sekunden später meldete
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