Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
brachte sein Gewehr in Anschlag. Ein Feuerstoß durchschlug den Helm eines Drizil und schleuderte diesen gegen den nächsten Baum. Der Trupp, der ihm folgte, warf sich hastig in Deckung.
Ein Milizionär zu Edgars Rechter wurde durch eine Energiewaffe der Drizil getroffen und brach an Ort und Stelle zusammen. Es brach ein hitziges Feuergefecht aus, das innerhalb weniger Minuten mehr als einem Dutzend Milizionären und drei Legionären das Leben kostete.
»Galen?«, funkte Edgar seinen Spezialisten für schwere Waffen an. »Galen? Bist du da?«
»Ja, Boss. Was gibt’s?«
»Hast du inzwischen Kontakt zu den Aufklärern hergestellt? Wir müssen unbedingt wissen, mit wie vielen Drizil wir es zu tun haben.«
»Keine Chance. Wir stehen aus mindestens drei Richtungen unter Beschuss. Ich weiß nicht mal, wo mein Flankenschutz ist. Außerdem hat die Miliz große Probleme.«
Zu dieser Erkenntnis war Edgar ebenfalls bereits gelangt. Die Miliz war eine Einheit, die zum Schutz von Perseus – und zwar ausschließlich zum Schutz von Perseus – aufgestellt und ausgebildet wurde. Da Perseus jedoch noch nie einen Angriff erlebt hatte, waren die Soldaten der Miliz bestenfalls als unerfahren und schlimmstenfalls als unzuverlässig einzustufen. Die meisten von ihnen schlugen sich zwar ganz wacker, doch die Abwehr eines kampferprobten Gegners wie den Drizil überstieg ihre Fähigkeiten bei Weitem. Und soweit Edgar dies beurteilen konnte, tauchten zwischen den Bäumen immer mehr der verhassten Feinde auf.
Ein Ende schien nicht in Sicht.
General Carlo Rix stemmte beide Hände auf den Holotank und betrachtete gleichermaßen den Verlauf der Raumschlacht und der Bodenkämpfe. Beides war nicht sonderlich ermutigend. Außer ihm, René und seinen Offizieren hielt sich auch noch der Milizgeneral und Gouverneur Cavanaugh hier auf. Die übrigen Gouverneure hatten es vorgezogen, einen der Schutzräume aufzusuchen.
Ihn beschlich jedoch der Verdacht, dass Cavanaughs Anwesenheit nichts mit Mut, sondern vielmehr mit Kontrollsucht zu tun hatte. Der Mann wollte einfach nicht die Zügel aus den Händen geben und stattdessen ein Auge auf die Legionäre unter seinem Kommando haben.
René trat zu ihm und beugte sich vor, damit nur sein Kommandant ihn zu hören vermochte. »Unsere Truppen sind auf breiter Front auf den Feind getroffen. Die Kämpfe weiten sich über ein Gebiet von mindestens vier Quadratkilometern aus. Tendenz steigend. Außerdem verlagern sich die Kämpfe bedrohlich in Richtung Misarats.«
»Irgendeine Schätzung, wann die Kämpfe die Stadt erreichen?«
René zuckte mit den Achseln. »Wenn das so weitergeht, in vielleicht zwölf Stunden. Wir sollten die Stadt auf das Schlimmste vorbereiten.«
»Also stoppen wir diese Invasion nicht an der Landezone. Das wäre wirklich zu schön gewesen.« Mit einer Geste bedeutete er seinem Stellvertreter, zu dessen Pflichten zurückzukehren, als sich dieser jedoch nicht von der Stelle rührte, musterte er ihn besorgt.
»Noch etwas?«
»Wir haben ihre Stärke analysiert. Ausgehend von der Anzahl an Landungsbooten, die runtergekommen sind, und unter der Prämisse, dass einige der Boote Ausrüstung und Nachschub transportierten, haben wir es mit einer Bodenstreitmacht von vielleicht acht- bis zwölftausend Mann zu tun.«
»Mein Gott!«, hauchte Carlo.
Cavanaugh war unbemerkt näher getreten und zuckte bei Renés Äußerung zusammen. »Vector Prime hat es geschafft, die erste feindliche Flotte, die das System angriff, innerhalb kürzester Zeit zu vernichten«, blaffte er. »Warum bringt Lestrade das nicht fertig? Dann könnte er das Gebiet um die feindliche Landezone aus dem Orbit bombardieren und das Problem ist erledigt.«
Angesichts solcher Anmaßung und Fehldarstellung der Tatsachen, blieb Carlo nichts anderes übrig, als verständnislos den Kopf zu schütteln.
»Vector Prime hatte mehr als zehnmal so viele Schiffe zur Verfügung wie wir. Lestrade tut mit den Kräften, die wir besitzen, was ihm möglich ist. Niemand könnte mehr tun. Ein Orbitalbombardement auf eigenem Boden sollte unsere allerletzte Option sein.«
Cavanaugh zog es daraufhin vor zu schweigen, doch seiner Miene nach hatte ihn Carlos Argumentation nicht überzeugt.
Carlo zwang sich, den Gouverneur zu ignorieren, da sich vor seinen Augen eine Katastrophe abspielte. Legion und Miliz wurden immer weiter zurückgedrängt und es schien zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, den feindlichen Vormarsch
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