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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Herr Lehrer.«
    Nun war es der alte Mann, dessen Stirn sich vor Freude über das Lob rötete. »Hmm«, machte er verlegen.
    »Sie ist zu bescheiden«, mischte der junge Mann sich ein. »Ihr Abschluss war der beste des gesamten Jahrgangs.«
    »Nun lass doch gut sein, Gustl«, murmelte das Mädchen und nippte an ihrem Bier.
    »Meine Frau lässt schön grüßen«, wechselte der Lehrer das Thema. »Du möchtest uns bald einmal wieder besuchen. Ihr natürlich auch, Königli... – junger Freund.«
    »Gerne«, sagte der junge Mann. »Aber sie muss uns ihre wunderbaren Rosinentörtchen backen, sonst komme ich nicht mit!« Er lachte.
    »Das werde ich gerne ausrichten«, erwiderte der Lehrer ernsthaft. Er blickte auf seine Taschenuhr und stand auf. »Hedwig wartet schon mit dem Nachmittagskaffee«, sagte er. »Ich empfehle mich.«
    Die Wirtin erschien mit zwei Tellern in der Hand aus der Küche, begleitet von einer wohlriechenden Dampfwolke. Sie stellte die Teller vor dem Mädchen und ihrem Begleiter ab, trat einen Schritt zurück und wischte sich eine Haarsträhne aus dem hochroten Gesicht. »Ein Gruß aus der Küche«, sagte sie. »Gratulation zur bestandenen Prüfung, Philippa. Wir sind alle sehr stolz auf dich.«
    »Oh, die berühmten Dampfnudeln mit Kompott«, sagte das Mädchen. »Danach kann ich bestimmt drei Tage nichts mehr essen. Vielen Dank, liebe Frau Marthe.«
    Die Wirtin sagte verwirrt: »Mirabellenkompott«, knickste und huschte in die Küche zurück.
    »Das passt überhaupt nicht zu meinem Bier«, flüsterte das Mädchen. »Und es macht mich nervös, wie sie alle nicht hersehen.«
    »Daran wirst du dich auch noch gewöhnen, das ist eine gute Übung für später«, murmelte der junge Mann. »Tu einfach so, als wäre nichts.«
    Hand in Hand spazierten Pippa und Augustin durch den friedlichen Park zurück zum Schloss. Das Licht der untergehenden Sonne tauchte alles in ein mildes rötliches Licht, Pfauen stolzierten über den Rasen, irgendwo gurrte eine Taube und verstummte gurgelnd.
    »Warum besteht dein Vater unbedingt darauf, den›Jahrestag der Befreiung‹ zu feiern?«, fragte Pippa. »Das hat er doch im letzten Jahr auch nicht getan.«
    Augustin hob einen dürren Zweig vom Weg auf und jonglierte damit herum. »Es war keine Zeit dafür«, gab er zurück. »Es musste noch so viel in Ordnung gebracht werden, dann waren da die diplomatischen Verwicklungen mit dem Drachenland, das Durcheinander bei den Bediensteten – all so was.« Er schleuderte den Zweig in ein Gebüsch und klopfte sich die Finger ab.
    »Ich hatte doch für den Tag ganz etwas anderes geplant«, beklagte sie sich. »Du hättest ihn bitten sollen, seinen Feiertag zu verschieben, Gustl.«
    Er riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. »Ach du Schreck. Das hatte ich ja völlig vergessen!«
    Pippa sah ihn misstrauisch an. »Du verheimlichst mir etwas«, beklagte sie sich. »Das sehe ich dir an der Nasenspitze an. Los, raus damit, Gustl.«
    »Was soll ich dir denn verheimlichen?«, fragte er mit einer Miene größten Erstaunens und lauterster Ehrlichkeit.
    »Du bist so ein schlechter Schauspieler«, sagte Pippa. »Komm, Gustl, sei nicht so gemein. Was ist es?« Sie knuffte ihn in die Seite.
    Er ließ sich nicht davon abbringen, nicht zu verstehen, was sie meinte, und sie gab vorerst auf. »Ich finde es schon noch heraus«, drohte sie.
    Sie gingen am Teich vorbei und blickten zum Schloss empor. Um den Nordturm kreisten Dohlen und einige der dümmeren Tauben.
    »Wo Zarter Blütenzauber jetzt wohl sein mag?«, fragtesich Pippa. »Ich vermisse ihn so. Wir hatten gerade noch den letzten Tick-Tack von seinem Bann befreit, dann hat er mich ins Schloss zurückgebracht und danach habe ich ihn nicht mehr wiedergesehen.«
    Augustin hakte sie unter. »Eigentlich müsste ich eifersüchtig sein«, neckte er sie. »Bist du sicher, dass du mich heiraten willst und nicht ihn?«
    Pippa küsste ihn aufs Ohr. »Du bist albern«, sagte sie zärtlich. »Aber er hat sich doch noch nicht einmal richtig von mir verabschiedet, weil er solche Sehnsucht nach seiner Heimat hatte.«
    »Ich weiß«, sagte Augustin verständnisvoll. »Er steht bestimmt eines Tages wieder vor dem Tor, du wirst sehen.«
    »Ach, das wäre so schön!«, seufzte Pippa.
    Augustin lächelte verstohlen.
    *
    Auf dem vorderen Rasen war wieder das große Festzelt aufgerichtet worden. Bedienstete eilten geschäftig hin und her, trugen Sessel und Tischdecken, Besteck und Blumen, Weingläser aus

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