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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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hinterlassen.«
    Dóra war ihr dankbar, denn Telefonate mit Hannes waren nur selten vergnüglich. Sie hatte nicht die geringste Lust, Bella die Gelegenheit zu geben, sich über die Misserfolge in ihrem Leben lustig zu machen. Dóra beschloss, es gut sein zu lassen, denn sie hatte sich schon längst damit abgefunden, dass es keinen Sinn hatte, mit dieser Vogelscheuche zu diskutieren. Daher schenkte sie Bella lediglich ein weiteres Lächeln und holte ihre Jacke aus der Garderobe. Als sie fast entkommen war und an der Tür zum Hausflur stand – sogar schon mit der rechten Hand an der Türklinke –, räusperte sich das Mädchen und wollte offenbar noch etwas sagen.
    »Äh, und dann hat Lýsing noch angerufen. Du hast die Rate für den Wohnwagen noch nicht bezahlt.«
    Dóra drehte sich nicht um. Ruhig trat sie hinaus auf den Flur und schloss die Tür hinter sich. In diesem Moment hätte sie die Massage, die Jónas ihr angeboten hatte, liebend gerne angenommen – ob mit oder ohne heiße Steine.
     
    Birna ließ ihren Blick schweifen und atmete tief ein. Durch den dünnen Dunstschleier schaute sie aufs Meer und beobachtete, wie sich ein Möwenpaar im Kampf um Nahrung in die Tiefe stürzte. Es war Ebbe, und nasser Tang bedeckte den steinigen Küstenstreifen. Dies war ein ungewöhnlicher Strand, ohne Sand, nur mit abgerundeten Kieselsteinen verschiedener Größe und Struktur. Die ganze Umgebung war eindrucksvoll – eine kleine Bucht, eingerahmt von hohen Säulenbasalten, die der Allmächtige offenbar als Vogelbehausungen entworfen hatte. Jeder Felsvorsprung wurde genutzt, und der Lärm der Vögel war ohrenbetäubend. Birna ging bis zur schmalsten Stelle am äußersten Ende des Strandes, wo die Felsen eine Schlucht formten. Das Wasser flutete durch einen Steinbogen vom offenen Meer in die rundum von Stein eingeschlossene Bucht. Nur zwischen den hohen Felswänden hindurch konnte man in die Schlucht hineinschauen, aus der das Kreischen der Vögel über den ganzen Strand hinweg tönte.
    Birna blieb stehen. Der Nebel war auf einmal dichter geworden und umhüllte ein eiskaltes Licht, sodass sie nur noch wenige Meter weit sehen konnte. Sie atmete tief ein, diesmal durch die Nase, und genoss den unverwechselbaren Strandgeruch. Am liebsten würde sie hier unter freiem Himmel schlafen, nur vom Nebel eingehüllt. Sie hatte überhaupt keine Lust, zurück zum Hotel zu gehen. Eigentlich sollte das anders sein. Eigentlich mochte sie das Gebäude, und es hatte sie stets mit kindlichem Stolz erfüllt, es zu betrachten, sogar, als es noch im Rohbau war. Das Gelände, auf dem das Hotel errichtet werden sollte, hatte sie sofort fasziniert, als sie zum ersten Mal herkam, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Das Grundstück lag am offenen Meer an der Südküste der Halbinsel Snæfellsnes und unterschied sich im Grunde nicht sehr von anderem Bauland in dieser Gegend, war allerdings etwas abgelegener; das Gehöft war erst zu erkennen, wenn man es fast erreicht hatte. Der Hof stand auf einem mit Gras bewachsenen Gelände, versteckt in einem schroffen, fast bis zum Meer hinunterreichenden Lavafeld.
    Das Hotel war ihre weitaus beste Arbeit, viel besser als alles, was sie je entworfen hatte. Ihr wurde bewusst, dass sie jetzt endlich vorankommen würde. Gefragt sein würde. Endlich eine angesehene Architektin.
    Birna sah auf die Uhr. Was war nur los mit dem Mann? War er bei dieser bescheuerten Séance hängen geblieben? Die Nachricht war doch eindeutig. Sie holte ihr Handy heraus und öffnete die SMS . Doch, es stimmte.
Triff mich um neun an der Schlucht
. So ein verdammter Unsinn. Bevor sie das Handy wieder in ihre Tasche steckte, überzeugte sie sich davon, dass sie keinen Empfang hatte. Das war das Unangenehmste an dieser Gegend, dass man sich nie auf den Handyempfang verlassen konnte.
    Sie beschloss, noch einmal zur Schlucht zu gehen. Gut möglich, dass er schon da war. Die Schlucht befand sich zwar am höchsten Punkt des Strandes, aber die Sicht war inzwischen so schlecht, dass er vielleicht dort stand und wartete, ohne dass sie ihn sah. Hoffentlich hatte er endlich seine Meinung geändert und sich von ihren Argumenten überzeugen lassen. Sie hatte schon genug Energie für die Sache verpulvert. Allerdings bezweifelte sie es, da er so vehement dagegen gewesen war. Dennoch hoffte sie, er würde ihr beipflichten. Falls es so kommen würde, war es nur ihr selbst zu verdanken. Sie hatte nachgegeben und mit ihm geschlafen. Wenn es schon

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