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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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falle ich mit diesen Dingern nicht ständig um. Sie malt auch ein bisschen. Nur so hobbymäßig, aber ziemlich gut, finde ich. Und … sie liebt Katzen!«
    »Und wie habt ihr euch kennen gelernt?«, möchte ich neugierig wissen. Das Ganze ist wirklich sonderbar, mit ihm über seine neue Freundin zu sprechen.
    Und jetzt bin ich völlig verblüfft, denn Lothar wird zartrot vor Verlegenheit.
    »Das klingt ein bisschen komisch … muss ich zugeben. Also, wir haben … nein, anders: Kurz nach der Trennung hatte ich einen ziemlichen Durchhänger. Das weißt du ja. Na ja, und da hat Michelin mir eines Abends einen Zettel zugesteckt und gesagt, ich solls doch mal mit einem netten Chat versuchen. Das würde mich ablenken …«
    »Nein!«, platze ich heraus. »Du hast sie im Internet kennen gelernt?«
    Lothar nickt beschämt und grinst mich dann achselzuckend an.
    Ich reiße die Klappe auf und lache erst mal lauthals los.
    Er lacht auch ein bisschen mit, aber noch verhalten. Er weiß ja noch gar nicht, was das wirklich Komische an dieser Sache ist …
    »Pass auf!«, gluckse ich. »Pass auf, ich erzähl dir jetzt mal was …«
    Vergessen ist das Echo von Katjas Worten in meinem Kopf. Ich sprudele und erzähle und lasse nichts aus. Lothars aufgerissene Augen, sein Grinsen und Gelächter zwischendurch zeigen mir, dass es genau so auch richtig ist.
    Als ich geendet habe, fragt er: »Jetzt einen Tee?«, und ich nicke.
    Deswegen steht er auf, geht schweigend in die Küche, um Teewasser aufzusetzen, und sieht mich auf seinem Rückweg durchs Wohnzimmer viel sagend an.
    Als er sich neben mich setzt, kann er jedoch ein Grinsen nicht unterdrücken, und ich knuffe ihn in die Seite.
    »Komisch ist das Ganze wirklich nicht!«, maule ich ihn an. Aber ehrlich gesagt, komme ich mir schon bei weitem nicht mehr so tragisch vor wie heute Morgen, als ich oben am Berg Fußspuren verfolgte, von denen ich nicht einmal weiß, ob sie tatsächlich Antonie gehört haben.
    »Witzig ist nur, dass ich mir auch überlegt hatte, ob ich es nicht mal mit dem Schwulsein ausprobieren soll.« Lothar grinst verständnisvoll.
    Ich bin wirklich froh, dass er von ›Ausprobieren‹ spricht. Ich glaube, ich hätte es nur schwer ertragen können, wenn ausgerechnet er mich gleich in eine Schublade hätte stecken wollen. »Von Überlegen kann hier gar nicht die Rede sein. Ich meine … es hat mich einfach eiskalt erwischt. Ich dachte, ich sei in diesem Lesben-Chat auf der vollkommen sicheren Seite. Ich wollte mich einfach nur ein bisschen ablenken. Und als mir Antonie begegnete, wäre ich auch nie darauf gekommen, dass zwischen uns so was passieren könnte.«
    Wir sinnieren beide eine Weile darüber, wie viel anders es meistens wohl geht, ohne dass man es vorher auch nur ahnt.
    Ich sehe mir die Tiere an, die sich um uns herum im Raum verteilt haben und sich mal wieder im Burgfrieden üben. Loulou reckt sich genüsslich, kommt dabei Lanzelot zu nah und muss einen unduldsamen Wischer mit der Tatze einstecken.
    Wie wir so auf dem wollweißen Sofa herumlümmeln, inmitten der stilvoll arrangierten Kissen, mit Blick auf eine große Bodenvase mit langstieligen weißen Rosen, fühle ich mich plötzlich wieder richtig zu Hause. Lothar, der Wohnästhet, der mich mit seinem Fimmel für Ambiente immer so genervt hat, versteht eben etwas davon, es gemütlich zu machen. Bei ihm sieht es immer behaglich und licht aus, während die Wohnung, in der Loulou und ich nun hausen, mehr und mehr im Chaos zu versinken droht.
    »Weil da drinnen Chaos ist, ganz einfach«, erklärt Lothar mir zärtlich und tippt mir an die Brust.
    Da könnte ich, ehrlich gesagt, schon wieder heulen. Weil ich mich nirgendwo so zu Hause fühle wie bei ihm. Ich verdrück mir aber alle sentimentalen Tränen. Er soll nicht denken, dass ich traurig bin wegen ihm und Sandra. Die Wahrheit ist, dass ich tatsächlich ein wenig traurig bin wegen ihm und Sandra. Aber wohl weniger, weil ich Lothar als Partner zurück will, sondern eher, weil ich mich so gut an das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit erinnere, das ich mit ihm zusammen hatte und das ich mir nun herbeisehne.
    »Was soll ich nur machen, wenn Emma nur spielen will? Oder wenn Antonie denkt, dass ich spielen will, was sie tun wird, sobald sie auch nur einen Schimmer der Ahnung von Emma bekommt?«, überlege ich laut.
    Lothar wiegt den Kopf.
    »Bist du eigentlich noch gar nicht auf den nahe liegendsten Gedanken gekommen? Du mit deinem detektivischen

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