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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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Schneeschicht Fußspuren entdecke.
    Zunächst folge ich ihnen einfach nur und betrachte das Muster, das diese Spuren gemeinsam mit den daneben führenden Abdrücken von Hundepfoten bilden.
    Doch dann sehe ich sie ganz deutlich vor mir.
    Wie sie Fuß vor Fuß setzt, in ihrem raschen, manchmal regelrecht eilig wirkenden Gang. Wie sie sich umschaut, hinauf zum Himmel, hin zum Hund, den sie aus der Tierpension ausführt.
    Schnell hastet sie den Weg entlang, sich dem Zockeltrab des Hundes anpassend. Jeder, der ihr begegnen würde, hätte den Eindruck, sie habe noch unendlich viel vor an diesem Tag und sei deswegen in Hetze.
    Und vielleicht ist es auch das, was mein Zögern ausmacht. Vielleicht ist es ihre Geschwindigkeit, mit der sie dahinbraust im Leben. Ihre Spontaneität, mit der sie nachts um eins Steinchen an mein Schlafzimmerfenster wirft.
    Bei mir geht alles eher langsam vonstatten. Ich nehme mir Zeit für den Morgenspaziergang. Ich brauche meine Hunderunde, um den Tag zu planen und zu reflektieren. Ich stürze nicht kopflos hinein und schaue mich dann verdattert lachend um. Sie ist so anders als ich.
    Und anders als Emma. Die morgens eine halbe Stunde früher aufsteht, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken und zu lesen. Nicht die Zeitung, wie ich es tue. Nein, sie liest ein Buch. So hat sie es erzählt. Sie wendet Seite um Seite von Poesie und Geschichten, die sie in den Tag hineinbegleiten bis in den späten Abend, an dem sie mich dann teilhaben lässt.
    Als ich ihr von dem Roman erzählte, den ich momentan lese, horchte sie auf.
bücher können unser bewusstsein erweitern , schrieb sie. wenn du also dahinter kommen solltest, wo die lösung des rätsels liegt, dann sag es mir bitte!
du meinst das rätsel, wie man eine liebe, die man erfährt, bleiben macht?, fragte ich. das willst du wissen?
unbedingt! sagst du es mir dann?
versprochen!
    Ob Lothar auch noch darüber nachdenkt? Ob ihn diese Frage auch noch plagt? Trotz Frühlingstigerstimme, die er in unseren Telefonaten immer mal wieder draufhat, unbewusst mir etwas damit erzählend?
    Ich merke jetzt erst, dass ich stehen geblieben bin und schon seit geraumer Zeit auf die Fußstapfen vor mir starre.
    Auf manche Fragen findet man vielleicht erst sehr spät eine Antwort. Und auf andere vielleicht nie.

    Diesmal bin ich auf Nummer sicher gegangen. Schon mittags hab ich Lothar auf seinem Handy angerufen und ihn um ein Treffen am Abend gebeten.
    Eine Sekunde lang hat er gezögert. Aber dann konnte ich einen Ruck spüren, der durch die elektronische Leitung zu mir rüberfloss.
    »Eigentlich bin ich verabredet«, hatte er gesagt. »Aber ich verschieb das. Wollen wir zusammen essen?«
    Und deswegen sitze ich jetzt hier, an »unserem« – so nenn ich es immer noch – schönen großen Landhaustisch und stochere mit der Gabel in einem unglaublich leckeren Spinatauflauf herum, von dem ich früher nie genug bekommen konnte.
    Die Katzen hocken beide auf der Fensterbank neben dem Tisch und müssen aufpassen, dass ihnen nicht die Augen aus dem Kopf hüpfen, so wie sie uns auf die Teller stieren. Loulou dagegen liegt, scheinbar erschöpft vom Spaziergang, neben meinem Stuhl. Doch die Ruhe trügt: Würde ein Bissen hinunterfallen, wäre sie die Erste, die aufspringen und ihn sich schnappen würde. Aber selbst unsere tierischen Aasgeier können mich nicht aufheitern.
    Lothar guckt sich mein umständliches Hantieren mit der Gabel eine Weile an, isst selbst genüsslich, wirft mir aber immer wieder verwunderte Blicke zu, während wir über dieses und jenes reden, Alltagsgeschichten erzählen.
    Als das Essen auf meinem Teller bereits beginnt auszukühlen und ich immer noch nicht die Hälfte verdrückt habe, legt er sein Besteck zur Seite und atmet tief ein und wieder aus.
    »Keinen Hunger heute?«, tastet er sich vorsichtig heran.
    Ich zucke die Achseln und schiebe mir einen letzten Bissen in den Mund, der so groß ist, dass ich eine ganze Weile an ihm herumkaue.
    Lothar saugt seine Wangen ein und lässt sie mit einem leisen schmatzenden Geräusch wieder los. Das macht er immer, wenn er ratlos ist oder ihm etwas Unangenehmes bevorsteht. An Morgen vor einem Zahnarztbesuch hat er ganz durchgekaute Backen.
    »Du hast Pech, weißt du. Ich kenn dich zu gut. Und wenn du keinen Bock auf meinen bombastischen Spinatauflauf hast, dann kann etwas verdammt nicht stimmen bei dir. Richtig?«
    Eigentlich bin ich ja zu dem Zweck hergekommen, weil ich ihm davon erzählen wollte. Von diesen Ereignissen

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